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Der Wandertipp führt über die Ludwigshöhe in Darmstadt | ABC-Z

Wie stehen die Sterne 2025? Kaum anders als im abgelaufenen Jahr – astronomisch gesehen. Alles bewegt sich streng gesetzmäßig, ist sicht-, mess- und berechenbar. Zu der Vorstellung, dass bestimmte Planeten- oder Sternkonstellationen auf das irdische Geschehen Einfluss haben könnten, ist Nachsicht gefragt von seriösen Himmelsbeobachtern wie den Mitgliedern der Volkssternwarte in Darmstadt. Nicht zuletzt mit dem aufklärerischen Anliegen, astrophysikalische Grundlagen und neuere Forschungsergebnisse öffentlichkeitswirksam zu vermitteln, gründete sich der Verein im Jahr der ersten Mondlandung 1969.

Bis die namengebende Sternwarte an der Ludwigshöhe im Süden Darmstadts mit ihren leistungsstarken Teleskopen stand, vergingen weitere zwölf Jahre. Das konnte nur das Bemühen der ehrenamtlichen Mitarbeiter steigern, neben der professionellen Beobachtung von Sonne, Mond und Sternen stets das Publikum im Blick zu halten. Sie bieten populärwissenschaftliche Vorträge sowie Führungen an, und freitags öffnen sie das Gebäude zur Besichtigung. Falls es das Wetter erlaubt, fährt auch das schützende Dach der Fernrohre zurück.

Kosmische Dimensionen auf drei Kilometern Länge

Ergänzend entstand auf Anregung der Astronomen ein durch den Laubwald verlaufender „Planetenweg“. In Kooperation mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald zuletzt erneuert, möchte er über knapp drei Kilometer – dabei entspricht ein Meter einer Million Kilometern im All – einen Begriff kosmischer Dimensionen geben. Von der Sonne zu den inneren Gesteinsplaneten sind es nur wenige Schritte, wogegen man eine halbe Stunde zu den äußeren Gasriesen Uranus und Neptun benötigt. Selbst der Asteroidengürtel fehlt nicht, um an die Verletzlichkeit der Erde zu erinnern, die im Unterschied zu den lebensfeindlichen Bedingungen aller Planeten als einzigartiges Geschenk erscheint.

Für Weitsicht nach menschlichen Maßstäben darf es auf der Ludwigshöhe jetzt auch wieder der gleichnamige Turm sein. Nach fünfjähriger Sperrung wegen Mauerschäden kann der Großherzog Ludwig I. gewidmete Rundbau seit dem Sommer wieder bestiegen werden. Das frisch erstrahlte Backsteingelb des Turms entspricht damit dem großartigen Panorama von der Plattform in 26 Meter Höhe. Auch ohne Fernrohr bietet kein anderer Standort einen derart bezwingenden Ausblick über das westliche Rhein-Main-Gebiet von der Horizontalen zahlreicher Büro- und Wissenschaftsgebäude Darmstadts zur Vertikalen der Frankfurter Hochhäuser auf dem Hintergrund der dunklen Materie des Taunusmassivs.

Am alten Böllenfalltor geht es los

Man kann fast bis auf die Ludwigshöhe fahren. Anregender ist natürlich ein längerer Anlauf durch die prachtvollen Wälder im Darmstädter Süden. Da als Zugang mit Auto oder Straßenbahn gleichermaßen gut geeignet, bietet sich das historische Böllenfalltor an. Hier endet die aus dem Zentrum kommende Linie 9. Jenseits der Kreuzung, hinter dem Parkplatz, ist dann links mit der gelben Ziffer 3 (und weiteren Zeichen) in den Hang einzusteigen.

Nach 300 Metern kommt man der Felsgruppe am Herrgottsberg näher. Man kann einen kurzen Abstecher unternehmen oder ihn bis zum Finale aufsparen, da ohnedies der 1772 von Goethe im „Felsweihe-Gesang“ verewigte Monolith erklommen wird. Fortdauernd geht es nun ebenen Weges geradeaus durch den Wald, auch, seit das gelbe V nach 500 Metern die 3 ablöste. Das wiederum hat seine Schuldigkeit getan, wenn man gut 1200 Meter weiter an einer großen Kreuzung auf Da 1 (weiß) stößt; mit ihm geht es nach rechts.

Kurz darauf verlässt das Zeichen den Weg für eine Schleife um den Kirchbergteich. Weil diese bei Nässe nicht gut zu gehen ist, empfiehlt es sich, erst den nächsten, gut 200 Meter entfernten Linksabzweig – leicht fallend – zu nutzen. Die Markierung leitet 500 Meter geradeaus, bevor sie einen Forstweg berührt und aus der Linkskurve nach rechts in ein Pfädchen weist, das dann diagonal den breiten Weg kreuzt.

Dort wie auch sonst ist die Zeichensetzung des Odenwaldklubs exzellent, allerdings wurde gegenüber älteren Wanderkarten der Abschnitt von Da 1 verändert. Beim Weiterlaufen erahnt man, warum: Der nun selbst im Darmstädter Südwesten urwaldartigen Charakter annehmende Forst soll nicht vorenthalten werden. Bis zum Melita-Brunnen herrscht struppige, dicht gewachsene Vegetation vor, an die sich mit dem Linksabzweig oberhalb des schilfbestandenen Hetterbachs ein wildes Durcheinander aller Wachstumsstufen der Bäume anschließt.

Der nächste Szenenwechsel erfolgt nach dem Rechtsabzweig auf den aussichtsreichen Prinzenberg, den Ginster und kahle Stämme dominieren. Wieder im Wald, geht es kräftig fallend hinunter, ehe ein Linksschwenk zu beachten ist. Er führt noch eine Etage tiefer in einstige, von umgestürzten Bäumen bedeckte Steinbrüche. Ein weiter Rechtsbogen leitet hinaus und bei fortgesetztem Bergan zur Ludwigshöhe.

Vor dem Schlussstück trifft man auf die letzte Tafel des Planetenwegs. Dass sie die beiden sonnenfernsten Gasriesen Uranus und Neptun vereint, obwohl sie real gut 1,6 Milliarden Kilometer trennt, hat offenkundig einen praktischen Grund. Die maßstabsgerechten 1600 Meter, des „langweiligen Stücks Weltraum“, sollen den astronomisch Interessierten erspart bleiben. Spannender würde es erst wieder mit dem Kuiper-Gürtel. Doch dann stünde man im Darmstädter Zen­trum.

Voraus nimmt der frisch sanierte Ludwigsturm Kontur an. Getragen wird er von einem Verein. Nicht immer können die Ehrenamtlichen auf der 242 Meter hohen Erhebung sein, aber auch die ebenerdige Terrasse öffnet eine Sichtachse über das breit in die Ebene gelagerte Darmstadt bis nach Frankfurt und den Taunus.

Von Darmstadts Hausberg, der Ludwigshöhe, gibt es wieder beste Aussichten. Der im Sommer nach mehrjähriger Schließung eröffnete Ludwigsturm erlaubt es, von seiner 26 Meter hohen Plattform die vielen Lehr- und Wissenschaftseinrichtungen auf einen Blick zu überschauen. Im Mittelpunkt freilich stehen die gotische Stadtkirche und das Barockschloss der hessischen Landgrafen.Thomas Klein

Am Fuße des Turms gibt es mit der „Ludwigsklause“ eine zünftige Einkehr, deren Freisitz in Blickrichtung zur Volkssternwarte steht. Wann man unabhängig vom Freitagstermin zu Vorträgen oder Sternbeobachtungen hineinschauen kann, verraten die Aushänge. Die größte Schautafel gehört natürlich der „Sonne“, mit der alles begann und entsprechend der Planetenweg. Ein gelbes L übernimmt die Führung.

Nach Passieren von „Jupiter“ lässt sich die zweite Hälfte des Lehrpfades auch aussparen. Es fehlt ja nur noch der 700 Meter entfernte Saturn. Dann folgt man an der bald erreichten, fünfarmigen Kreuzung nicht mehr dem rechts abbiegenden L. Stattdessen sind die Schritte in den zweiten links abführenden Weg zu lenken. Ohne Markierung gelangt man auf etwas holprigem Geläuf über 500 Meter leichten Gefälles zu einem Querweg und damit dem Zeichen roter Strich.

Der zeigt rechts zum tiefsten Punkt am Goetheteich unterhalb des Herrgottsbergs, einer früheren Wallfahrtsstätte. So nicht den Bogen außen herum gewählt, steht man mit einigen kräftigen Sätzen auf dem Felsplateau. An dieser Seite ist besser eine Metalltafel zu erkennen, die zum hundertjährigen Jubiläum von Goethes „Fels-Weihegesang“ 1872 angebracht wurde.

Das Ende entspricht dem Anfang. Am Parkplatz findet sich ein gepflegtes Restaurant mit deutsch-mediterraner Küche, das nur „Bölle“ heißen kann, wie auch das nahe Fußballstadion, nach dem mundartlichen Ausdruck für Pappel. Sie säumte eines der Fallgatter am landgräflichen Jagdrevier.

Sehenswert

Auf der Ludwigshöhe im Darmstädter Süden verläuft ein drei Kilometer langer Planetenweg durch Naturwälder. Die ehrenamtlich geleitete Volkssternwarte bietet Vorträge und Führungen. Der frisch sanierte Ludwigsturm kann wieder bestiegen werden.

Auf dem Herrgottsberg schrieb Goethe 1772 den „Fels-Weihe­gesang“, woran auf dem Monolithen eine Metallplatte erinnert.

Öffnungszeiten

Der Aussichtsturm auf der ­Ludwigshöhe ist bei gutem Wetter zugänglich; die Volkssternwarte in der Regel freitags von 19.30 Uhr an. Vortrags- und Führungstermine sind im Internet einsehbar: www.vsda.de

Einkehren

Ludwigsklause auf der Ludwigshöhe, bis 7. Januar Betriebsferien, sonst mittwochs bis samstags von 12 bis 18 Uhr, sonntags von 11 Uhr an, montags und dienstags Ruhetag.

Restaurant „Bölle“, dienstags bis sonntags und feiertags von 11.30 bis 22.30 Uhr, Montag Ruhetag.

Anfahrt

Darmstadts Süden am Böllenfalltor ist am besten über die B 449 zu ­erreichen; entweder durch die Stadt (von der A 5 und der B 26) oder außen herum via Mühltal-Nieder-Ramstadt (A 5, Ausfahrt Eberstadt auf die B 426).

Öffentliche Verkehrsmittel: alle halbe Stunde über Darmstadt Hauptbahnhof und Straßenbahnlinie 9 oder Bahnhof Süd und Bus R.

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