Der Wandertipp führt zum Frankfurter Stadtwaldhaus | ABC-Z

Frankfurt, gewiss, ist reich, das bedeutendste Kapital jedoch ideeller Natur – seine Wälder. Trotz einer Gesamtfläche von fast 6000 Hektar, was die Mainmetropole zu einem der größten kommunalen Forstbesitzer Deutschlands macht, werfen die geschätzt mehr als zehn Millionen Bäume seit dem weitgehenden Verzicht auf Holzeinschlag keinen nennenswerten Gewinn ab. Insbesondere das rund 4000 Hektar messende, großteils zu Schutzgebieten gewandelte Kerngebiet südlich der Stadt sorgt als Temperatur- und Sauerstoffregulator für gutes Klima, vom Erholungs- und Freizeitwert kaum zu reden.
Da darf es nicht an zahlreichen Informations- und Bildungseinrichtungen fehlen, kulminierend in dem vor 30 Jahren eröffneten „Stadtwaldhaus“ zwischen Jacobiweiher und Neu-Isenburg und nur wenige Hundert Meter entfernt von einer Station der schon seit Ende des 19. Jahrhunderts durch den Forst fahrenden Straßenbahn.
Schon architektonisch verrät die anstelle einer ehemaligen Fasanerie entstandene Einrichtung, wie anschaulich die Vermittlung komplexer Vorgänge im „Haushalt Wald“ sein können. Etwas abgesenkt, scheint es durch begrünte, fast ebenerdig in den Boden eingelassene Pultdächer förmlich mit der Natur zu verwachsen. Alles in dem frei zugänglichen Areal ist auf eigenständiges Entdecken ausgelegt. Im Freien verläuft ein Lehrpfad, drinnen kann an zahlreichen Mitmachstationen individuell geforscht werden. Die Hauptklientel sind Schulklassen, zum Angebot gehören aber auch Sonderveranstaltungen und Themenführungen.
Doch selbst ohne Erläuterungen erschließt sich, wie und weshalb ein Baum wächst. Dass er Wasser, Licht und Erde benötigt, verdeutlicht die originelle Idee, mitten im Gebäude eine 300 Jahre alte Eiche „wachsen“ zu lassen.
Vom Erdgeschoss lässt sich das im Keller freigelegte Wurzelwerk betrachten, in der ersten Etage der Stamm und schließlich – nur über eine Außentreppe erreichbar – das aus dem Dach ragende Geäst. Von oben erkennt man, dass hinter dem „Baumhaus“ weitläufige Tiergehege liegen. Sie beherbergen Waldbewohner, die sich in freier Wildbahn üblicherweise den Blicken entziehen: Rot-, Dam- und Schwarzwild, außerdem Schafe und zahlreiche Vogelarten.
Wegbeschreibung:
Frankfurts grüne Lunge bietet von allen Seiten leichten Zugang, auch per Bahn oder Bus. Traditionsreich ist die Anfahrt mit der schon als Dampfbahn seit 1889 verkehrenden Straßenbahnlinie 17. Sie endet an der Grenze zu Neu-Isenburg. Dort besteht zudem ein großer Parkplatz.
Vor dem historischen Stationsgebäude wechselt man über die Darmstädter Landstraße und gleich links zwischen Baum- und Fahrbahnrand die Autobahn unterquert. Rund 200 Meter dahinter biegen wir rechts in die Schillerschneise. Ihr Namen verweist auf die Episode, wonach der Dichter bei seiner Flucht aus Mannheim am 22. September 1782 dort nächtigte. Der etwas abseits rechts stehende Felsblock erinnert daran.
Einige der mächtigen Buchen dürften schon damals gekeimt haben, die den Weg bis zum Kesselbruchweiher beschirmen. Auch er ist wie der benachbarte Försterwiesenweiher ein Naturidyll, bevölkert von zahlreichen Wasservögeln. Ähnlich aller Gewässer im Stadtwald sind sie allerdings künstlich angelegt; hier ursprünglich zur Gewinnung von Sand und Kies beim Autobahnbau in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts.
An der rechten Seite biegen wir links ab und folgen der Ausschilderung gen Sachsenhausen. Der Weg ändert sich leicht halb rechts (Hainerweg) beim Erreichen einer großen Kreuzung mit Schutzhütte. An einem Baum links fällt eine große Holzplastik auf. Diesen „Monsterspecht“ schuf der Dichter und Zeichner F. K. Wächter, als für den Grüngürtel originelle Arbeiten gefragt waren. Nach links kann etwas abgekürzt werden.
Zwischen die Eichen und Buchen schieben sich vermehrt Kiefern. Sie werden bewusst als „Kaisertannen“ gehegt in Erinnerung an den Erwerb des Reichsforstes zur Zeit von Kaiser Karl IV. durch Frankfurt 1372. Der Anfang des Aufstiegs zur Metropole. Die Reichsstadt ging aufs Ganze gesehen verantwortungsvoll mit ihrem riesigen Forst um. Im 15. Jahrhundert praktizierte man dank Nürnberger „Dannensäern“ sogar eine frühe Form der Nachhaltigkeit.

Am zweiten Querweg ist links in die Wartschneise abzuknicken. Sie findet auch jenseits der zu kreuzenden Darmstädter Landstraße eine Fortsetzung. Am ersten Weg heißt es dann links gen Jacobiweiher abbiegen. Der begleitende, für Stadtwaldverhältnisse recht junge Baumbestand stellt über gut 1500 Meter die Verbindung zu dem 1932 von Forstamtsleiter Hans Bernhard Jacobi ursprünglich als Rückhaltebecken angelegten Gewässer her. Es kann umrundet oder zur Hälfte abgegangen werden – entweder rechts zum gutbürgerlichen Gasthof „Oberschweinstiege“ oder über das Brückchen ans linke Ufer.
Von dieser Seite wird dann das Stadtwaldhaus angesteuert. Erst aber sind die Straßenbahngleise und nach dem Parkstreifen die ampelgesicherte Isenburger Schneise zu kreuzen. Eine breite Zufahrt (beidseitig auch Pfade) weist zu dem rechts etwas versetzt davon liegenden Areal aus Waldhaus, Wildladen und Tiergehegen.
Anschließend verbleibt man auf der Straße, um die Autobahn zu unterschreiten, und dahinter halb links in dicht stehendem Gehölz Neu-Isenburg entgegen. Von dem Waldrand an nutzen wir links den an der Stadtgrenze verlaufenden Weg. Vorbei am Spielpark Tannenwald, heißt es 500 Meter weiter auf den Bürgersteig ausweichen und vorne links mit der Frankfurter Straße zum nahen Ausgangspunkt.
Sehenswert
Historisch bedingt gibt es im zentralen Stadtwald keine „klassischen“ Sehenswürdigkeiten. Hauptdarsteller ist der allein im Kern knapp 4000 Hektar messende Forst hoher Buchen, Eichen und Kiefern. Als königlicher „Wildbann“ reichen die Anfänge ins Frühmittelalter. Mehrfach versetzt, löste Frankfurt im Jahr 1372 das Pfand ein und wurde damit de facto freie Reichsstadt (bis 1866). Den Wald nutzte man zur Hutebeweidung und Holzversorgung, verzichtete jedoch auf Rodungen bis weit ins 19. Jahrhundert. Heute ist er als Bannwald und FFH-Gebiet vor Zweckentfremdung geschützt mit dem Fernziel eines „Urwaldes“.
Öffnungszeiten
Stadtwaldhaus, täglich außer freitags von 9 bis 16, samstags von 12 Uhr an.
Anfahrt
Als Einstiegspunkt in den Frankfurter Stadtwald ist der von Isenburger Schneise und Darmstädter Landstraße gebildete Schnittpunkt vor den Toren Neu-Isenburgs geeignet, oder außen herum über die A 661.
Außerdem hat die Straßenbahn der Linie 17, die vom Frankfurter Hauptbahnhof kommt, ihre Endstation an der „Stadtgrenze“.