Bezirke

Der Sportpark Unterhaching gehört jetzt dem FC Bayern – Landkreis München | ABC-Z

Die Verträge sind unterschrieben. Der Unterhachinger Sportpark hat seit diesem Dienstag ganz offiziell den Besitzer gewechselt. Um diese Unterschriften und vor allem um die Details dieses Deals ist lange und intensiv gerungen worden. Erst mit der Spielvereinigung und schließlich mit dem FC Bayern. Dessen Tochterfirma, der „Allianz Arena München Stadion GmbH“, gehört seit diesem Notartermin kurz vor Weihnachten von 1. Januar an die Liegenschaft am nordöstlichen Ortsrand der Gemeinde. Für letztlich 8 Millionen Euro gingen die 45 000 Quadratmeter nebst Stadion, Trainingsplätzen und VIP-Gebäude inklusive Gaststätte und Biergarten über den Ladentisch.

Einen solchen Termin zur Beurkundung des Stadionverkaufs hatte es vor ziemlich genau einem Jahr schon mal gegeben. Denn dass die Gemeinde die Sportstätte loswerden möchte, ist kein neuer Entschluss. Nur hatte man damals noch mit dem örtlichen Fußballverein, der Spielvereinigung, beziehungsweise deren Tochter, der Haching Sportpark GmbH, gerechnet. 7,56 Millionen Euro waren nach einer Begutachtung des Areals aufgerufen. Geld, dass die inzwischen in der vierten Liga spielenden heimischen Fußballer nicht hatten und nicht haben. Sie ließen daher den Notartermin platzen. Und auch das noch ein halbes Jahr lang eingeräumte Vorkaufsrecht nahmen Präsident Manfred Schwabl und seine Mitstreiter im Sommer nicht wahr. Da kursierten bereits die Gerüchte, der FC Bayern, mit dem die Spielvereinigung schon eine Kooperation für die Nachwuchsarbeit eingegangen war, könnte zugreifen.

Klar wurde auch, dass Wolfgang Panzer, der Bürgermeister von Unterhaching von der SPD, der im kommenden März bei der Kommunalwahl nicht mehr für dieses Amt antreten wird, das Stadion loswerden will, bevor er seinen Schreibtisch im Rathaus seinem Nachfolger übergibt. Auch der Gemeinderat war inzwischen mehr als genervt von dem ewigen Hin und Her mit dem Sportpark. Schließlich verschlang die Anfang der Neunzigerjahre errichtete Sportstätte jedes Jahr viel Geld, 60 bis 70 Millionen soll die Kommune in all den Jahren für den Unterhalt aufgewendet haben. Inzwischen ist das Stadion so marode, dass eine Sanierung richtig teuer würde.

Also griff Panzer – nachdem ein Vertragsschluss mit Schwabl und seiner Spielvereinigung nicht zustande kam – selbst zum Telefonhörer und rief beim FC Bayern an. Er wolle mal den Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen sprechen. Doch ein Vorstadt-Bürgermeister wird, auch wenn er ein Stadion anzubieten hat, nicht so einfach zum Chef durchgestellt.  Also klingelte Panzer bei seinem Parteifreund, dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter durch, und der vermittelte dann den direkten Kontakt und letztlich auch den Deal. So soll es Panzer in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats berichtet haben.

Die Stockschützen des EC Parksee müssen weichen. (Foto: Robert Haas)

Dass es dann doch noch mal ein halbes Jahr lang dauerte, bis das Geschäft unter Dach und Fach war, liegt an den komplizierten Details dieses Verkaufs. Dass der FC Bayern den Sportpark für die Spiele seiner Frauenmannschaft nutzen will, ist schön und gut. Doch was ist mit der Spielvereinigung, mit dem anderen Unterhachinger Fußballverein Fortuna und mit den Munich Ravens, die hier seit drei Jahren ihre Heimspiele in der European League of Football austragen? „Es ist so, wie wenn man eine vermietete Wohnung verkauft“, sagte ein Gemeinderat.  Die Mieter bleiben erst einmal drin. Und dann waren da noch die Stockschützen, die im nördlichen Bereich des Areals ihre Heimat haben. Die allerdings müssen jetzt weichen, denn diesen Teil hinter der Nordtribüne begehrte der FC Bayern auch noch, musste dafür aber ein paar Euros drauflegen. Für die Stockschützen des EC Parksee muss die Gemeinde nun eine andere Lösung finden.

Vor dem Notartermin hatten die Haching-Fans noch per Banner an der S-Bahnunterführung gefordert: Der Sportpark bleibt rot-blau. Doch jetzt dominiert das Rot der Bayern.
Vor dem Notartermin hatten die Haching-Fans noch per Banner an der S-Bahnunterführung gefordert: Der Sportpark bleibt rot-blau. Doch jetzt dominiert das Rot der Bayern. (Foto: Sebastian Gabriel)

Bereits sechs Tage vor dem Notartermin gab der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause grünes Licht für den ausgehandelten Vertrag mit dem FC Bayern. Einstimmig und nicht öffentlich. Es wurde aber berichtet, dass es nach der Abstimmung Applaus gab. Ein ungewöhnliches Ereignis in diesem Gremium, dem aber durch die Bank und über Parteigrenzen klar war, welchen Klotz am Bein sie endlich losgeworden ist.

Für die Stockschützen muss jetzt eine neue Heimat gesucht werden. Die Halle soll abgerissen werden, dort plant der FC Bayern einen Verwaltungstrakt. Zudem wird ein weiterer Kunstrasenplatz errichtet, den dann auch der zweite Unterhachinger Fußballverein, die Fortuna, nutzen darf.  Der Gemeinde war es immer wichtig, einen Käufer zu finden, der den hier bereits beheimateten Vereinen weiterhin eine Nutzung des Areals ermöglicht. Die Spielvereinigung und die Munich Ravens werden weiterhin einen Pachtvertrag haben, für die Fortuna hat sich die Gemeinde ausbedungen, die Plätze nutzen zu können. Auch die benachbarte Grund- und Mittelschule am Sportpark kann mit ihrer „Eliteschule des Fußballs“ weiterhin hier trainieren.

Die Fortuna Unterhaching kann nach dem Stadioneal mit dem FC Bayern weiterhin im Sportpark trainieren. 
Die Fortuna Unterhaching kann nach dem Stadioneal mit dem FC Bayern weiterhin im Sportpark trainieren.  (Foto: Claus Schunk)

Bleibt noch die Frage, was mit dem Grundstück östlich des Stadions geschieht, das bislang einer Tochterfirma der Spielvereinigung gehört. Der Gemeinderat hatte es Manfred Schwabl und dessen Firma vergoldet, um ihr die Finanzierung des Stadionkaufs zu ermöglichen. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens hatte die Gemeinde die Geschossflächenzahl heraufgesetzt und den Wert des Areals damit verdoppelt. Es hatte immer geheißen, anders würde sich kein Investor für den Bau eines geplanten Gesundheitszentrums finden. Bislang ist dort allerdings nur ein Parkplatz. Und wie jetzt aus gut informierten Kreise zu erfahren ist, soll das Grundstück versteigert werden, um ausstehende Rechnungen, etwa an den Abwasserzweckverband, zu begleichen.

Nach dem Notartermin wird Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Vertragspartner mit den Worten zitiert: „Der Erwerb des Sportparks Unterhaching ist ein weiterer Meilenstein für die gesamte Entwicklung unserer FC Bayern Frauen. Die neue sportliche Heimat unseres Frauen-Teams wird die Anforderungen der UEFA erfüllen und auch der Zuschauernachfrage in Zukunft gerecht. Mittelfristig soll der Sportpark Unterhaching die neue Heimat für den kompletten FC Bayern Frauenfußball werden.“

Auch Bürgermeister Panzer äußert sich zufrieden mit dem Deal: „Unterhaching hat eine lange Tradition als Sportgemeinde. Auch im Stadion wurde schon Sportgeschichte geschrieben.“ Er freue sich sehr, dass der FC Bayern mit seinen Frauen-Teams nun all diese Erfolgsgeschichten fortschreibe. Er wisse, dass ganz Unterhaching – insbesondere auch der Breitensport – von diesen Entwicklungen und dieser Dynamik profitieren werde. „Auch deshalb haben wir im Gemeinderat einstimmig entschieden, unseren Sportpark dem FC Bayern anzuvertrauen. Er ist dort in guten Händen!“, teilt Panzer mit.

Manfred Schwabl, der sich nun doch nicht den Traum vom Kauf des Stadions erfüllen konnte, gab sich ebenfalls mit dieser Lösung zufrieden. „Letztlich kamen wir im Austausch mit der Gemeinde Unterhaching und dem FC Bayern zu der Einschätzung, dass es für die SpVgg Unterhaching die beste Lösung ist, mit dem FC Bayern als zukünftigem Eigentümer des Stadions eine Partnerschaft einzugehen“, wird er zitiert. Die Spielvereinigung behalte mit dem Stadion am Sportpark ihre sportliche Heimat, und diese werde durch Infrastrukturmaßnahmen fit gemacht „für die Zukunft mit den stetig wachsenden Anforderungen im Profifußball“.

Back to top button