Der OB muss Wohnung aufgeben: Warum das Rathaus München für Jahre seine Türen schließt | ABC-Z
München – Wenn das Glockenspiel im Rathaus erklingt, ist der Marienplatz an manchen Tagen so voll, dass man sich durch die Touristenmassen schieben muss. Fünf Jahre lang könnte es deutlich leerer werden. Denn so lange werden sich die Figuren wohl nicht drehen. Stattdessen werden die Besucher auf Gerüste und Planen blicken.
Wegen Sanierung: Münchner Rathaus steht bald fünf Jahre lang leer
Das fast 120 Jahre alte Rathaus ist marode und muss saniert werden. Während der Bauarbeiten bleibt es geschlossen und alle – vom Oberbürgermeister bis zu den Verwaltungsleuten – müssen ausziehen.
Zumindest schlagen dies das Baureferat und das Kommunalreferat in einer Beschlussvorlage vor, über die der Stadtrat am Donnerstag im Ausschuss abstimmen wird. Voraussichtlich werden Grüne und SPD dem Plan zustimmen.
“Notwendig, um es zu erhalten”: Warum das Münchner Rathaus bald zu ist
“Es ist notwendig, um das Rathaus als Wahrzeichen zu erhalten”, sagt Kathrin Abele von der SPD. Die letzte Sanierung ist 40 Jahre her. Wer dort arbeitet, merkt das auch: “Entweder es ist total heiß oder total kalt”, sagt Abele. “Das WLAN funktioniert auch nicht immer.”
Aber nicht nur Lüftungen und Kommunikationstechnik sollen erneuert werden. Auch Grundleitungen, Wasser- und Stromversorgung, Dach, Fassade und Fenster müssen instand gesetzt werden.
Außerdem soll das Rathaus Teeküchen und mehr Barrierefreiheit bekommen. Und – wenn möglich – eine Photovoltaik-Anlage, sagt Grünen-Stadträtin Anna Hanusch. “Beim Denkmalschutz gab es Erleichterungen. Aber natürlich haben wir einen hohen Gestaltungsanspruch.”
Ursprünglich war der Plan, die Sanierung im laufenden Betrieb durchzuführen. Doch das hätte zehn bis zwölf Jahre gedauert und einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag gekostet, schreibt das Referat in seiner Beschlussvorlage. Stadtspitze, Stadtrat und Mitarbeiter hätten mit “erheblichen Einschränkungen” zurechtkommen müssen: Lärm, schlechte Luft, wenig Licht und mehrfache Umzüge.
Bauarbeiten bis 2032: So teuer wird die Sanierung des Münchner Rathauses
Die Verwaltung schlägt deshalb eine andere Lösung vor, die schneller gehen und Kosten sparen soll: Ab nächstem Jahr sollen zuerst nur die dringend notwendigen Maßnahmen erledigt werden. Zum Beispiel sollen Brandschutztüren eingebaut, die Beleuchtung verbessert und die Schäden im Dach über der Juristischen Bibliothek behoben werden.
Das Kommunalreferat rechnet damit, dass diese Arbeiten 2029 abgeschlossen sind und etwa zehn Millionen Euro kosten.
Die Generalsanierung soll ab 2032 in einem komplett geräumten Gebäude folgen. Das würde die Bauzeit von zehn bis zwölf Jahren auf fünf bis sechs Jahre halbieren. Auch etwa 30 Prozent der Kosten können auf diese Weise gespart werden, stellt das Kommunalreferat in Aussicht.
Fünf Jahre Sanierung: Wo der Münchner Stadtrat und die Stadtspitze dann unterkommen sollen
Es schlägt vor, dass Stadtspitze und Fraktionen ins Ruffinihaus umziehen. Für Stadtratssitzungen kommt der Saal im Alten Rathaus in Betracht.
Alternativ könne die Stadt auch einen Saal in der Nähe anmieten. Direktorium, Personal- und Organisationsreferat und die Kämmerei sollen sich auf andere Standorte aufteilen, die entweder der Stadt gehören oder die sie bereits anmietet.
Befassen muss sich der Stadtrat bereits jetzt mit dem Vorschlag, weil in den ehemaligen Sport Münzinger am Rathauseck die Dauerausstellung “Erlebnis Europa” einziehen soll. Das Europa-Parlament mietet dafür die Fläche für zehn Jahre an, um zu zeigen, wie die politische Arbeit in Straßburg und Brüssel funktioniert. Die Stadt musste sich dafür bewerben und hat die Ausschreibung gewonnen. Gerade verhandelt die Stadt den Mietpreis.
Allerdings muss auch das 640 Quadratmeter große Ladengeschäft saniert werden. 5,8 Millionen Euro soll das kosten. Das Kommunalreferat rechnet aber damit, dass die Miete die Kosten wieder einspielt. Grünen-Stadträtin Hanusch freut sich deshalb darauf, dass Europa künftig mitten in der Altstadt präsent sein wird.