Der Meister zeigt dem Neuling, wo es langgeht | ABC-Z

Der Moment der Stille wurde immer länger. Alle warteten gespannt, dass das Banner langsam nach oben schwebt. Die Jubelbilder der Eisbären Berlin, die noch einmal die Freude über den elften Titel transportierten, den sie im April errungen hatten, waren längst über den LED-Würfel der Uber Arena geflimmert. Das Meisterbanner sollte als bleibende Erinnerung nun unter das Dach gezogen werden. Doch die Technik versagte, es blieb eingerollt am Boden.
Eine Panne gleich zum Auftakt, die manch einen vielleicht zu Assoziationen verleitete. Die nach den jüngsten Partien in der Champions Hockey League womöglich sogar gut ins aktuelle Bild passte beim Rekordmeister der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Die die Berliner allerdings nicht sonderlich traf zum Start der nächsten Titelmission. Denn die Mannschaft von Trainer Serge Aubin setzte sich zum Beginn der neuen DEL-Saison vor 14.200 Zuschauern in der ausverkauften Arena mit 6:2 (1:0, 2:1, 3:1) gegen die Eislöwen Dresden durch.
Fans der Eisbären Berlin mit besonderer Choreografie
Während die Berliner immer Bestandteil der Liga waren, sind die Sachsen ganz neu dabei. Deshalb gab es eine standesgemäße Begrüßung der EHC-Fans in Form einer Choreografie. Die zeigte einen Berliner Spieler, der einem Dresdner einen Hieb verpasst. Vielleicht nicht ganz nett, aber es spiegelt die Verhältnisse durchaus wider. Die dann nach vier Minuten auch sportlich schnell ihren Ausdruck fanden durch den Führungstreffer von Ty Ronning.
Das Tor war für die Berliner vor allem wichtig, um die jüngsten Erlebnisse in der CHL hinter sich zu lassen. Drei Spiele in Folge verlor man dort, zwei davon unmittelbar vor dem DEL-Start gegen Dresden. „Ich habe volles Vertrauen in die Jungs“, sagte Aubin mit Blick auf die erste Partie in der heimischen Liga, die viele mit besonderer Spannung erwarteten. Denn erstmals seit 1996, damals war es Weißwasser, spielt nun wieder ein zweiter Klub aus dem Osten in der DEL.
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Bis zu 4000 Fans aus Dresden sollen nach Berlin gereist sein, um bei der Premiere des Aufsteigers im Oberhaus dabei zu sein. Die Begeisterung bei den Sachsen ist groß, endlich Teil der DEL zu sein. Um das Play-off will man gleich mitspielen. Und hat eine erfahrende Mannschaft zusammengestellt, die das durchaus schaffen kann unter der Leitung von Trainer Niklas Sundblad, der mit Ingolstadt 2014 Meister in der DEL war.
Dresdens Coach sieht die Eisbären nicht als Titel-Kandidat
Der Schwede ist der einzige Coach der Liga, der vor Saisonbeginn glaubt, dass die Eisbären nicht erneut Meister werden. „Berlin wird schwer zu schlagen sein, aber durch die Verletzung von Kai Wissmann sind sie spürbar geschwächt“, so Sundblad. Offenbar hat er bei den CHL-Partien genau hingeschaut, die Abwehr wirkt ohne den Kapitän tatsächlich verwundbar.
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Gegen die Eislöwen fiel das aber kaum ins Gewicht, die Partie verlief zunächst eindimensional. Weit weniger intensiv und mit weniger Tempo als in der CHL. Es machte sich schon bemerkbar, dass bei Dresden noch einige Zweitligaspieler im Kader stehen. Den Berlinern kam das aktuell eher gelegen. Ohne viel Gegenwehr konnten sie ihr Spiel besser aufziehen. Korbinian Geibel nutzte den Platz zum 2:0 (24.).
Dass der Titelverteidiger längst noch nicht in Meisterform ist, wurde dennoch deutlich. Hier und da schlichen sich Unachtsamkeiten ein, Jake Hildebrand in Tor musste einige Paraden zeigen. Austin Ortega, früher einst Berliner, überwand ihn jedoch und verkürzte (33.). Doch mitten hinein in den sächsischen Jubel traf Neuling Andreas Eder zum 3:1 (34.). Anschließend wurde unter dem Getöse der Fans endlich das Meisterbanner in die Höhe befördert.
Noebels und Kirk machen alles klar für die Eisbären Berlin
Spätestens mit dem 4:1 von Marcel Noebels (42.) wusste Sundblad, dass ein von Euphorie getriebener Überraschungscoup gegen angeschlagene Berliner wohl unrealistisch ist. Zumal die Eisbären kurz darauf eine fast zweiminütige doppelte Unterzahl unbeschadet überstanden. Das Aggressive, das Bissige, das die Dresdner in der DEL2 ausgezeichnet hat, konnten sie in der DEL noch nicht darbieten.
Allerdings dürfen sich alle Teams noch entwickeln. Das gilt besonders für diejenigen, die mit großen Ambitionen in die Saison starten. Die Berliner schienen trotz des 5:1 von Liam Kirk (51.) vor allem darauf bedacht, die Partie, in der Trevor Parkes (59.) noch einmal verkürzte und Blaine Byron (60.) zum 6:2 traf, sicher über die Bühne zu bringen und die Fehlerquote möglichst gering zu halten. Denn kleine Pannen hatte es bis zum ersten Bully gegen die Sachsen schon genug gegeben.
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