Wirtschaft

Der Marathon des Dick Schoof | ABC-Z

Am Morgen nach der Parlamentswahl schreitet Dick Schoof ins Grand Hotel in Noordwijk. Der niederländische Ministerpräsident nimmt Platz auf einem Podium in der „Royal Lounge“, draußen schwappen die Wellen der Nordsee sachte an den Strand. Die Brost-Akademie hat zur deutsch-niederländischen Konferenz geladen, genauer gesagt zur NRW-Niederlande-Konferenz. Manager und Politiker beider Seiten treten hier auf. Das Bundesland ist nach Fläche und Einwohnerzahl ziemlich genau gleich groß wie der Nachbar im Westen und geriert sich gerne wie ein Partnerstaat. Das Auftaktpodium bestreiten der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst und eben Schoof, der nach dem Koalitionsbruch in Den Haag nur noch geschäftsführend regiert.

Der Termin der Konferenz steht seit langem fest, hat aber einen neuen aktuellen Bezug bekommen. Am Vorabend hat die fünftgrößte Volkswirtschaft der EU gewählt, alle vier Koalitionsparteien büßten Sitze ein. Wird Schoof unter diesen Umständen wirklich kommen? O ja. Und er wirkt gelöst, gibt sich beinahe unbeteiligt. Er habe wie viele andere Menschen die Wahl mit sehr viel Interesse angeschaut, lässt er wissen. „Wobei ich, denke ich, der erste Ministerpräsident gewesen bin, der einfach zuhause saß. Weil ich kein Eigeninteresse habe, ich bin ja parteilos.“ Heiteres Lachen im Publikum, das von niederländisch-deutschem Freundschaftsgeist geprägt ist.

Schoof hatte sich im Sommer 2024 zur Verfügung gestellt, als die vier Koalitionsparteien eine gesichtswahrende Personalie beschlossen: Wahlgewinner Geert Wilders von der PVV verzichtete auf Druck der Koalitionspartner auf das Amt; dafür sahen die Spitzen der anderen Parteien davon ab, ins Kabinett einzutreten. Schoof führte in der Folge im Kern das aus, was die Fraktionschefs im Parlament aushandelten.

Schoof will nach seinem Abtreten weiterarbeiten. Er werde dann zwar wahrscheinlich 69 Jahre alt sein – der Geburtstag ist im März –, fühle sich aber nicht wohl bei dem Gedanken, nichts mehr zu tun. „Deswegen hoffe ich, dass ich nützliche und schöne Dinge für die Niederlande tun kann, ob national oder international.“ Vielleicht auf dem Gebiet der Sicherheit? Immerhin war er früher unter anderem Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Leiter des Geheimdiensts AIVD. „Ja, das liegt vielleicht auf der Hand. Mal sehen, ob es gelingt.“ Eines ist allerdings auch klar: „Ich suche keinen full-time Job.“

Vorerst führt er die Regierungsgeschäfte weiter. Die Hoffnung prominenter Politiker, dass eine neue Koalition bis Weihnachten steht, nennt er „etwas enthusiastisch, unabhängig vom Wahlergebnis“. Er habe aber ein persönliches Interesse daran, dass es nicht zu lange dauere: Schoof hat sich für den Marathon Sydney am 30. August angemeldet. „Dafür will ich gut trainieren.“

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