Der letzte König der Wilderer in Bayern – Bayern | ABC-Z

Jetzt nicht, dass es gleich wieder heißt: die Bayern und ihre Wilderer! Andererseits sind von den jeweils um die 1000 Fällen von Jagdwilderei, die zuletzt bundesweit jährlich in die Kriminalstatistik eingegangen sind, stets überproportional viele in Bayern registriert worden. Und die Dunkelziffer wird da wohl auch erheblich sein – wo das Ganze schon „Schwarzgehen“ heißt in manchen Gegenden. Sich das Gesicht zu schwärzen und im Dunklen loszuziehen, ist aber wohl längst nicht mehr das übliche Vorgehen. Sondern eher, mit Restlichtverstärkern und Nachtzielgeräten und Schalldämpfern aus dem Autofenster heraus Beute zu machen. Also nur neue Fälle für die Kriminalstatistik, nichts anderes. Und das mit der Romantik ist eh endgültig vorbei – jetzt, wo der Fex tot ist, der für viele Menschen im Chiemgau der mutmaßlich letzte „König der Wilderer“ gewesen ist.
Wobei dieser Titel seine Widersprüche in sich trägt. Denn König und Wilderer schließen sich einerseits geradezu aus und bedingen einander gleichzeitig. Historisch gesehen hätte es nämlich nie richtige Wilderer gegeben, wenn sich nicht irgendwann die Könige und andere vermeintlich höhere Herrschaften das alleinige Recht herausgenommen hätten, bestimmtes Wild zu erlegen. Wer sich das nicht gefallen ließ und lizenzlos auf die Jagd ging, war seither eben ein Wilderer und oft genug eine Art Volksheld wie der legendäre Wildschütz Jennerwein. Denn er holte sich vom König sein Recht zurück.
:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründen direkt aufs Handy bekommen möchten.
Heutzutage ist das ohnehin alles anders, und diejenigen Jäger, die immer noch auf höhere Herrschaften machen, mögen längst in der Minderzahl sein. Aber gerade denen haben halt schon manche einen wie den Fex vergönnt. Dass dieser Felix Laubhuber ein Wildschütz war, das haben bei ihm daheim in Schleching viele bis alle gewusst. Ein halbes Dutzend Prozesse hatte er schon überstanden. Aber als ihn das Gericht in Traunstein anno 1982 doch noch zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt hat, ist er plötzlich auch weit über den Chiemgau hinaus zum König der Wildschützen geworden und Schleching zur Wilderer-Hochburg, wo der Schuster dem Fex die Bergschuhe so besohlt hatte, dass dessen Spuren in beide Richtungen zugleich zu führen schienen.
2008 hat Christian Gramstadt mit dem Dokumentarfilm Grüß Gott, Gams – Felix und die Wildschützen der Alpen all dem noch einmal ein Denkmal gesetzt. Auch in diesem Film hat der vergleichsweise waidgerecht wildernde Fex dem Schwarzgehen öffentlich abgeschworen und eigentlich auch gleich der Jägerei. Er hatte später nämlich noch mal einen Jagdschein bekommen, aber es fehle halt der Reiz des Unerlaubten. Vor ein paar Tagen ist er mit 87 Jahren gestorben. Für seinen Leichenschmaus hat er sich Gams gewünscht.