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Der letzte Gottesdienst in der Glonner Christuskirche – Ebersberg | ABC-Z

Es wird ein sehr besonderer und für viele wahrscheinlich auch etwas trauriger Gottesdienst sein, der da am 26. Oktober in der Christuskirche in Glonn gefeiert wird. Denn es ist der letzte in diesem Kirchenraum, danach werden die gottesdienstlichen Geräte und die Bibel aus der Kirche herausgetragen, die Kirche wird „entwidmet“, so lautet der offizielle Begriff dafür.

Es ist der Schlusspunkt für das kirchliche Leben der evangelischen Christen in Glonn, die hier auf dem Land lange eine relativ kleine Minderheit bildeten. Die ersten Evangelischen in der Gemeinde, die im 19. Jahrhundert registriert wurden, werden sogar in der Gemeindechronik erwähnt, erst während und nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die evangelische Gemeinde durch den Zuzug. Von 1945 an wurden im Rathaussaal evangelische Gottesdienste gefeiert, fast 25 Jahre später hatten die evangelischen Christen endlich ihre eigene Kirche: Am Himmelfahrtstag 1969 wurde sie feierlich eingeweiht.

1969 wurde die Kirche offiziell eingeweiht. Nun wird sie bald kein Gottesdienstraum mehr sein. (Foto: Barbara Mooser)

In den Jahrzehnten danach blühte das Gemeindeleben. In der Kirche wurden nicht nur Gottesdienste gefeiert, auch Mutter-Kind-Gruppen und Seniorenkreise trafen sich, es gab regelmäßige Bibelabende. Am 12. Mai 2019 kam zum 50. Geburtstag der Christuskirche sogar Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler nach Glonn, es gab einen Festgottesdienst und einen Empfang für Gemeindemitglieder und Gäste. Ihren 60. Geburtstag wird die Glonner Christuskirche nicht mehr erleben – jedenfalls nicht als Kirche.

Zuletzt hatten nur noch sehr wenige Menschen die Gottesdienste besucht, der Kirche fehlt es zudem an Personal und Geld, um alle Standorte wie bisher zu erhalten. Der Verkauf der Glonner Kirche ist daher schon längere Zeit beschlossene Sache. Wie es mit dem Gotteshaus weitergeht und wer es künftig nutzt, ist bisher nicht entschieden. Viele Glonner wünschen sich, dass das Gebäude als weltlicher Treffpunkt erhalten bleiben kann – ob das so klappt, muss sich aber erst noch zeigen.

Für Pfarrerin Ghita Lenz-Lemberg sind es sogar zwei Abschiede an einem Tag.
Für Pfarrerin Ghita Lenz-Lemberg sind es sogar zwei Abschiede an einem Tag. (Foto: Christian Endt)

„Es ist ein Abschied von einer schönen und besonderen Kirche, aber ein notwendiger Abschied“, sagt Pfarrerin Ghita Lenz-Lemberg, die den Gottesdienst am Sonntagmorgen zelebrieren wird. Für sie folgt am Nachmittag sogar noch ein weiterer Abschied: der von ihrer Kirchengemeinde. Sie wird sich von November an im Dekanat Rosenheim neuen Aufgaben widmen.

Den Abschiedsgottesdienst in Glonn wird sie gemeinsam mit zwei anderen Frauen gestalten, die mit der Christuskirche eng verbunden sind: die ehemalige Mesnerin und Kirchenvorsteherin Anneliese Müller und Gudrun Probul, die Mitglied im Kirchenvorstand ist. Sie werden auch zusammen die gottesdienstlichen Geräte – also etwa Kelch und Abendmahlsteller – und die Bibel aus der Kirche tragen und auf einen Tisch davor stellen, als Zeichen dafür, dass ein Abschnitt nun zu Ende gegangen ist. Genutzt wird alles später wieder von der Auferstehungskirche in Grafing. Auch die Glonner Christen können dort eine neue Heimat finden, wenn sie dies wollen. Nur mit Traurigkeit sieht die Pfarrerin den Schritt in Glonn übrigens nicht: Sie weist auf das Bild des wandernden Gottesvolkes hin, das immer auch für Aufbruch und Neubeginn steht – auch wenn die Kirche jetzt verlassen wird.

Abschiedsgottesdienst in der Glonner Christuskirche mit Entwidmung und anschließendem Empfang am Sonntag, 26. Oktober, um 9 Uhr. Abschiedsgottesdienst für Pfarrerin Ghita Lenz-Lemberg ebenfalls am Sonntag, 26. Oktober, um 15 Uhr in der Auferstehungskirche in Grafing.

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