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Der Kunstmarkt und die heikle Frage nach dem Preis | ABC-Z

Eine Begegnung am Rande einer Ausstellung, in einer Galerie irgendwo hierzulande: Die Künstlerin oder der Künstler – Details sind in diesem Kontext nicht wichtig – hat schon erfolgreichere Zeiten erlebt, nimmt den Kritiker beiseite, versucht ihn in eine Debatte zu verwickeln über Sinn oder Unsinn, in der Zeitung Preise zu veröffentlichen. Um die gehe es doch gar nicht. Sondern um die Kunst.

Wertschätzung auf mehreren Ebenen

Der überraschte Chronist erwidert, dass nicht nur die Leserschaft, sondern auch ihn persönlich Preise bisweilen sehr wohl interessierten, zumal wenn „Kunstmarkt“ oben auf der Seite stehe, auf der darüber berichtet wird. Warum auch nicht, solange nicht Preise mit Bedeutung gleichgesetzt würden? Was, zugegeben, leider zu oft geschehe. Aber überall werde heute doch Transparenz gefordert. Oder hat der Künstler, die Künstlerin vielleicht Probleme mit der Steuer, fragt der Berichterstatter halb ironisch.

Nein, so die glaubhafte Antwort des Gegenübers, das sich mit seinem Ansinnen erkennbar windet und nicht recht deutlich machen kann, worum es bei der Debatte zwischen Tür und Angel tatsächlich gehen soll. Na gut, antwortet der Kritiker schließlich, dann sollen in diesem Falle eben keine Preise genannt werden. Erleichtertes Dankeschön.

Der Kunstkritiker verlässt die Galerie und denkt: Es mag viele Gründe geben, aus denen Künstler die Preise ihrer Werke diskret behandelt wissen wollen. Wer im Ansehen und auf der ökonomischen Karriereleiter einmal aufgestiegen ist, kann auch wieder fallen, verliert dann nicht nur an Renommee, sondern auch an Einkommen – sodass sie oder er auf Verkäufe ökonomisch dringend angewiesen ist. Dann muss verkauft werden, zu welchem (Schleuder-)Preis auch immer. Eine festgelegte Summe kann die Hoffnung darauf zunichtemachen. Auch diese Erfahrung gehört zum Kunstmarkt.

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