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Biontech kauft Konkurrenten Curevac – Wirtschaft | ABC-Z

In der Biotechnologie-Branche steht eine überraschende, große Übernahme an: Das Mainzer Unternehmen Biontech, in der Corona-Pandemie bekannt geworden für seinen Impfstoff, will den Tübinger Konkurrenten Curevac für rund 1,25 Milliarden Dollar kaufen. Die beiden Unternehmen gaben am Donnerstag den Abschluss einer entsprechenden verbindlichen Vereinbarung bekannt.

Die Transaktion beendet die langjährige Rivalität zwischen den beiden Unternehmen, die während des Wettlaufs um die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs ihren Höhepunkt erreichte. Biontech gewann das Rennen mit seinem Partner Pfizer und entwickelte sich zu einem der führenden Biotech-Unternehmen Europas. Der Impfstoff von Curevac kam nie auf den Markt, nachdem er sich in klinischen Studien als weniger wirksam erwiesen hatte. Curevac hat sich seitdem von der Arbeit im Bereich Infektionskrankheiten abgewandt und konzentriert sich stattdessen auf Krebsimmuntherapien. Die Onkologie ist aber auch für Biontech ein wichtiger Bereich.

„Wir wollen komplementäre Fähigkeiten und Technologien zusammenbringen“, sagte Biontech-Mitgründer und Chef Uğur Şahin. Ziel sei es, mit dem Zukauf die Entwicklung von innovativen Krebstherapien besser voranzubringen.

Curevac-Gründer Ingmar Hoerr sieht in der geplanten Übernahme ein gutes Zeichen für Europa. „Ich finde es extrem positiv“, sagte er. Damit entstehe neben dem Branchen-Giganten Moderna aus den USA ein ähnlich großer Player in Europa. Das Potenzial der mRNA-Technologie, die für die Corona-Vakzine verwendet wurde, sei noch lange nicht ausgeschöpft. In der Vergangenheit hätten beide Unternehmen teils sehr ähnliche Dinge getrennt voneinander entwickelt. Extrem positiv sei auch, dass mit einer Übernahme die Patentstreitigkeiten zwischen Curevac und Biontech ein Ende fänden, diese hätten unnötig ausgebremst.

Bundesregierung sieht Übernahme positiv

Finanziert wird die Transaktion über einen Aktientausch. Dabei wird jede Curevac-Aktie mit etwa 5,46 US-Dollar bewertet – ein Aufschlag von mehr als einem Drittel auf den Schlusskurs an der US-Technologiebörse Nasdaq vom Mittwoch. Nach Abschluss der Transaktion werden die Anteilseigner von Curevac voraussichtlich zwischen vier und sechs Prozent an Biontech halten. Vorstand und Aufsichtsrat beider Firmen haben dem Deal einstimmig zugestimmt. Der Abschluss wird noch für 2025 erwartet.

Der Deal steht unter dem Vorbehalt üblicher Bedingungen. Dazu gehört, dass mindestens 80 Prozent der Curevac-Aktien von den Anteilseignern getauscht werden. Außerdem stehen noch behördliche Genehmigungen aus.

Der Deal bedeutet auch einen Ausstieg für den deutschen Staat, der seit 2020 rund 13 Prozent an Curevac hält. Der Bund erhält im Rahmen der Vereinbarung nun Biontech-Aktien im Wert von ungefähr 163 Millionen Dollar. Die Bundesregierung steht der Übernahme „grundsätzlich positiv gegenüber“, wie eine Sprecherin im Bundeswirtschaftsministerium sagte. Durch die Transaktion entstehe ein deutscher Biotech-Champion, hieß es aus dem Ministerium.

Beide Aktien sind an der New Yorker Börse gelistet. Als die Übernahme am Donnerstagvormittag bekanntgegeben wurde, schossen die Curevac-Aktien nach oben, teilweise um mehr als 30 Prozent. Die Biontech-Aktie stieg ebenfalls, aber nur um gut ein Prozent, am Frankfurter Handelsplatz verlor sie sogar leicht.

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