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Der Deutsche Landwirtschaftsverlag übernimmt die Bauernzeitung | ABC-Z

Eines der ältesten Wochenblätter für Landwirte in Ostdeutschland wird übernommen: Vom 1. September an gehört die „Bauernzeitung“ zum Portfolio des Deutschen Landwirtschaftsverlags (DLV), der bereits seit der Wende 1989 Mehrheitsgesellschafter der Zeitung ist und mit Marken wie „agrarheute“ oder „kraut&rüben“ große Teile der deutschen Agrarpresse vereint. Chefredakteurin Claudia Duda, die seit 2023 das Blatt anführt, bleibt.

Ein Zeichen der Kontinuität in Zeiten, in denen sich die Landwirtschaft mit Wandel konfrontiert sieht. Die „Bauernzeitung“ spiegelt die Themen einer Branche, die sich mit der Berichterstattung über sie immer wieder schwertut, und setzt einen sachlichen und regionalen Schwerpunkt.

Politik, Fischbrötchen und „Bauer sucht Frau“

Schlägt man die „Bauernzeitung“ auf, findet sich dort die Welt der Landwirtschaft mit allem, was dazugehört. Es wird über Politik, Gesellschaft, Technik und Landleben berichtet. Themen der Nachhaltigkeit werden klar angesprochen. Ein Artikel schildert beispielsweise einen 16-Punkte-Plan, ausgearbeitet von 120 jungen Menschen, für eine zukunftsfähige Landwirtschaft.

Die Berichterstattung trage Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel, sagt die Chefredakteurin Claudia Duda. Sie biete zugleich konkrete Problemlösungen und berücksichtige ökonomische, ökologische und soziale Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Auch kulturelle und unterhaltsame Inhalte haben ihren Platz. So ging es kürzlich um das weltweit erste umfassende Buch über Fischbrötchen und die neuesten Entwicklungen der RTL-Show „Bauer sucht Frau“. Die Zeitung fragt nach, wie sich große gesellschaftliche Topoi in der Landwirtschaft wiederfinden. Spricht ganz Deutschland über Burnout in der Arbeitswelt, geht es in der „Bauernzeitung“ um die psychische Belastung von Landwirten. Die Landwirtschaftsdebatten der großen Politik schildert das Blatt anhand konkreter, meist regionaler Beispiele.

Schon immer ostdeutsch

Der regionale Schwerpunkt Ostdeutschland wurzelt in der Geschichte der Zeitung. Die SED-Parteiführung gründete sie 1960 in der DDR unter dem Namen „Neue Deutsche Bauernzeitung“ im Verlag „Neues Deutschland“. 1989 erklärte die Zeitung ihre politische Unabhängigkeit. Nach der Wende übernahm der von der Treuhand verwaltete „Deutsche Bauernverlag“ die Zeitung. In den frühen 1990er-Jahren wurde sie privatisiert und an vier westdeutsche Agrarverlage verkauft. Seit 1992 nennt sie sich schlicht „Bauernzeitung“.

Die Deutsche Bauernverlag GmbH heißt seit 2020 DBV Network GmbH. Der DLV ist dort mit knapper Mehrheit seit 2001 Mehrheitsgesellschafter. Minderheitsgesellschafter ist die Landwirtschaftsverlag Münster GmbH. Die endgültige kartellrechtliche Genehmigung für die Übernahme der „Bauernzeitung“ steht noch aus. Der DLV vereint bereits große Teile der deutschen Agrarpresse auf sich.

Regionale Berichterstattung für die ostdeutsche Landwirtschaft

Bis heute erscheint die „Bauernzeitung“ nur in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit einer Auflage von 16.264 Exemplaren. Jedes Bundesland hat seinen eigenen Regionalteil. „Die Menschen, die hier arbeiten, erwarten zurecht eine eigene landwirtschaftliche Berichterstattung“, sagt Duda. Die Landwirtschaft in Ostdeutschland unterscheide sich nämlich von derjenigen im Rest der Republik. So gebe es andere Böden, Betriebsgrößen und eine andere Infrastruktur.

Die Redaktion der „Bauernzeitung“ besteht aus rund zehn Redakteuren. Die Hälfte davon ist für jeweils ein ostdeutsches Bundesland zuständig, während mit der anderen Hälfte Fachredakteure über Themen wie Acker- und Pflanzenbau, Tierhaltung oder neue Energie schreiben.

Zwischen Pressekritik und Bauernprotesten

Besonders in den letzten Jahren war die Beziehung zwischen Medien und Landwirten alles andere als harmonisch. Während der Bauernproteste Anfang letzten Jahres zeigten Bauern nicht nur ihre Unzufriedenheit mit der Politik, sondern kritisierten auch die Presse: Sie stelle die Bauern zu negativ dar. Die Unzufriedenheit einiger kulminierte im Februar 2024 in Blockaden von Medienunternehmen. Vor Redaktionen wurde Mist ausgeschüttet. Die Medienhäuser reagierten mit scharfer Kritik. Inmitten dieser Spannungen plädierte die „Bauernzeitung“ für einen sachlichen Umgang miteinander: Es gehe darum, Streit auszuhalten, sich von etablierten Medien abzuwenden, sei keine Lösung.

Für Claudia Duda waren die Bauernproteste ein Zeichen, dass sich Landwirte von der damaligen Regierung nicht verstanden fühlten. „Für uns als Fachjournalisten war das auch ein Anlass, unsere Rolle als Vermittler zwischen Landwirtschaft, Landbevölkerung und Gesellschaft noch stärker wahrzunehmen.“ Auch nach der Komplettübernahme durch den Deutschen Landwirtschaftsverlag soll die Zeitung mit Kontinuität weitergeführt werden. Duda sieht die Übernahme auch als Chance, das Unternehmen digital auszubauen und neue Reichweiten zu erzielen. Die regionale Berichterstattung, für Duda ein Fundament der Demokratie, bleibe essenziell.

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