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Vertreterin von verletzter Gwinn: Janina Minge tritt bei der EM in die erste Reihe | ABC-Z

Stand: 06.07.2025 18:42 Uhr

Janina Minge ist nach der Verletzung von Giulia Gwinn die neue Kapitänin der DFB-Frauen. Die 26 Jahre alte Abwehrchefin setzt damit ihren steilen Aufstieg in der Nationalmannschaft fort – der niemanden überrascht.

“Giulis Ausfall trifft uns enorm. Das ist total bitter”, sagte Minge unmittelbar nach dem 2:0-Auftakterfolg gegen Polen. Wegen der Verletzung der Spielführerin hatte die Innenverteidigerin in der 40 Minute die Binde übernommen. Eine Bürde? “Das Spiel war nicht anders mit Binde”, erklärte Minge und stellte schon im Modus der Anführerin mit Blick aufs Team ganz nüchtern fest: “Leistungstechnisch haben wir alle noch Luft nach oben.”

Mittlerweile steht fest, dass die gelernte Polizeimeisterin – sofern sie selbst fit bleibt – die deutsche Kapitänin bleiben wird. Auf der einen Seite ein steiler Aufstieg einer Spielerin, die bei Olympia 2024 nur dabei war, weil Lena Oberdorf verletzt absagen musste. Auf der anderen Seite überrascht es niemanden mehr, dass Minge jetzt die Binde übernimmt.

Janina Minge übernahm bei Gwinns Auswechslung die Kapitänsbinde – und wird sie voraussichtlich für den Rest des Turniers behalten

Gute Mischung: Minge ist ruhig, aber bestimmt

Wir haben eine Vizekapitänin mit Janni, die die Rolle ausfüllen wird. Sie wird einen Schritt nach vorne gehen“, kündigte die erfahrene Linda Dallmann an. In der Rolle als Innenverteidigerin mache Minge “einen überragenden Job. Und ich weiß, dass sie für das Team alles gibt. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, dass sie die Mannschaft jetzt anführt.”

Janina lässt jede Energie auf dem Platz. Sie gibt alles – und ist einfach ein Typ, der über die Grenzen hinaus geht. Das macht sie als Sportlerin und auch als Mensch.

Nationalspielerin Linda Dallmann

Sarai Linder kennt Minge nicht nur aus der Nationalmannschaft, sondern spielte schon in den U-Mannschaften des DFB mit ihr zusammen und seit einem Jahr beim VfL Wolfsburg.

Sie sagt: “Janni ist eine sehr Ruhige. Wenn aber irgendwas mit der Mannschaft ist, steht sie vor der Mannschaft und kommuniziert mit dem Trainerteam und allen anderen, die das Team erreichen müssen”, fügte Sarai Linder hinzu und zeigte sich überzeugt: “Sie wird das schon sehr, sehr gut umsetzen können.”

Steile Karriere: “Hätte es mir nicht besser erträumen können”

Minge hat sich beim DFB sehr schnell nach oben gearbeitet. In Freiburg, wo sie zur Nationalspielerin wurde, ging sie noch im vergangenen Jahr neben der Karriere in der Fußball-Bundesliga als Polizistin Streife. Nachdem sie für die Olympischen Spiele auf den letzten Drücker nachnominiert worden war, absolvierte sie in Paris überraschend alle sechs Partien. So hatte sie – unter Trainer Horst Hrubesch noch im Mittelfeld – ihren Anteil an der Bronzemedaille.

Auch unter dessen Nachfolger Wück stand sie bisher in allen elf Spielen von Beginn an auf dem Platz. Im Frühjahr hat der neue Bundestrainer sie zur Vize-Kapitänin ernannt.

“Ich hatte vor Olympia noch nicht wirklich viel Erfahrung. Es war für mich überraschend, dass ich dann jedes Spiel von Anfang an gespielt habe. Dass wir gleich Bronze gewonnen haben, hätte ich mir nicht besser erträumen können”, blickte die 26-Jährige vor der EM zurück und ergänzte: “Dass es unter dem neuen Trainerinnenteam so weitergeht, ist natürlich sehr schön und ich freue mich sehr.”

Minges Potenzial beim DFB schon früh erkannt

Bis zum Polen-Spiel hatte Wück einzig Gwinn und Minge in allen Partien eingesetzt. Durch die Verletzung der etatmäßigen Kapitänin hat Minge im Aufgebot nun ein Alleinstellungsmerkmal.

Janina ist einfach eine gute Fußballerin – und gefühlt hat sie schon mehr Erfahrung.

Wücks Co-Trainerin Maren Meinert

“Ich bin immer wieder überrascht, dass sie noch nicht so viele Länderspiele hat”, sagte Co-Trainer Maren Meinert während der EM-Vorberetung in Herzogenaurach. Auch die langjährige DFB-Trainerin kennt Minge (22 A-Einsätze/ein Tor) schon sehr lange. In den U-Teams habe sie schon früh gesehen, dass Minge das Potenzial habe, irgendwann ganz oben anzukommen. Ihr großes Plus sei ihre Vielseitigkeit.

Janina Minge ist seit der U15 durch alle U-Nationalmannschaften gelaufen. Seit 2023 spielt sie für die A-Nationalmannschaft.

Daumen drücken auch bei ihrer alten Nationalmannschaft

Und noch jemand drückt Minge fest die Daumen. Holger Schwabe ist Teamchef bei der deutschen Polizei-Nationalmannschaft und hat Minge, die sich vor ihrem Wechsel zum VfL Wolfsburg vom Polizeidienst freistellen ließ, schätzen gelernt. Sportlich: “Das ist ein schwerwiegender Verlust.” Sie habe ein sehr gutes Auge und viel Übersicht.

Janina ist total geerdet und eine absolute Teamplayerin, die nie aufgibt.

Teamchef Holger Schwabe von der der Polizei-Nationalmannschaft

Aber auch menschlich: “Janina ist bei uns vom ersten Tag an total geerdet aufgetreten und gar nicht hochtrabend als Bundesliga-Spielerin.” Minge sei einfach “ein guter Typ”. Schwabe schickte liebe Grüße: “Ich wünsche ihr in der Schweiz alles Gute und drücke Janina fest die Daumen. Ich habe wirklich ein gutes Gefühl, dass auch die A-Nationalmannschaft den Titel holt.”

Auch? Ja! Denn Schwabe und Minges ehemalige Mitspielerinnen haben zuletzt ihren EM-Titel verteidigt. Mit 4:1 setzte sich die deutsche Mannschaft im Finale der Europäischen Polizeimeisterschaft (EPM) gegen Frankreich durch. Minge möchte nachlegen – auch für ihre verletzte Kapitänin Giulia Gwinn.

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