Politik

Demos in Berlin kurz vor Jahrestag des Hamas-Überfalls | ABC-Z

Das Gesicht des Jungen ist wutverzerrt, als er seine Stimme erhebt. Um seinen Schultern hängt ein weißes Palästinensertuch. Umringt von Demonstranten schreit er: „Stop the Genocide“. Mit leicht geöffnetem Mund blickt er sich um, bis die Menge seine Worte wiederholt. Dann ruft er: „One Solution, stop the Occupation“.

Der Junge ist etwa zehn Jahre alt, jedoch längst nicht der jüngste der rund 1000 Demonstranten, die an diesem Samstagnachmittag auf dem Platz der Luftbrücke in Berlin zusammengekommen sind. Einige Kinderwägen sind zu sehen, viele Kinder und Jugendliche mit bunten Palästina-Tüchern. Manche von ihnen tragen Schlüsselanhänger in Wassermelonenform und Plakate, auf denen „Israel tötet“ steht.

Vereinzelte „Hamas“-Rufe aus dem Publikum

Über ihren Köpfen wehen Palästina- und Libanonfahnen. Zwei Tage, bevor sich der Überfall der Hamas auf Israel zum ersten Mal jährt, haben sie sich versammelt, um gegen einen „Genozid“ in Gaza zu protestieren – und, wie es in der Demonstrationsankündigung heißt, „gegen Polizeigewalt“.

Rund 1000 Demonstranten ziehen mit Palästinafahnen durch BerlinAnna Nowaczyk

Vereinzelt sind aus der Menge immer wieder „Hamas“-Rufe zu hören. Bei der Verlesung der Demonstrationsauflagen brandet stellenweise Jubel auf als auf das Verbot der Propaganda von „Hamas“ und „Samidoun“ hingewiesen wird.

Neben dieser Demonstration finden am Wochenende vor dem Jahrestag des Hamas-Überfalls zahlreiche weitere Versammlungen statt: Vor der Humboldt-Universität versammelten sich rund 650 Teilnehmer Menschen zu einer proisraelischen Kundgebung, die durch Berlin-Mitte zog. Einige von ihnen schwenkten israelische Fahnen. Auf einem großen Banner war das Motto „Gegen die antisemitische Internationale“ zu lesen. Laut einem Polizeisprecher soll eine etwa 20 Personen große Gruppe versucht haben, in den Protestzug zu drängen. Es kam zu Rangeleien. Es werde noch geprüft, ob es sich um Menschen aus dem propalästinensischen Lager handele, hieß es weiter.

Am Jahrestag sind in Berlin rund 2000 Polizisten im Einsatz

Bei Demonstrationen am Berliner Alexanderplatz ist die Polizei wegen israelfeindlicher Ausrufe und Aktionen eingeschritten. Nach Behördenangaben gab es am Freitagabend zehn vorübergehende Festnahmen.

Am Samstag sind etwa 500 Polizisten im Einsatz, wie die Polizei auf der Onlineplattform X mitteilte. Sie stellt sich am gesamten Wochenende auf einen Großeinsatz ein, da auch für Sonntag zahlreiche Versammlungen angekündigt sind. Zum Jahrestag selbst, am Montag, werden laut Polizei rund 2.000 Beamte im Einsatz sein. Es sind mehrere Gedenkveranstaltungen und Proteste angekündigt.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat für den Fall antisemitischer Äußerungen ein hartes Durchgreifen angekündigt. Berliner Polizisten und Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern sowie die Bundespolizei würden Straftaten mit aller Konsequenz verfolgen, sagte Spranger. Die Polizeikräfte hätten dafür ihre volle Rückendeckung, hatte zuvor auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betont.

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