Demokraten im Aufwind: Harris kontert Trumps Beleidigungen mit Spendenrekord | ABC-Z
Demokraten im Aufwind
Harris kontert Trumps Beleidigungen mit Spendenrekord
28.07.2024, 19:48 Uhr
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Der Rückzug von Joe Biden und die Kandidatur von Kamala Harris haben ohne Zweifel Dynamik in den US-Wahlkampf gebracht. Gegenkandidat Trump ätzt daher heftig gegen die aktuelle Vize-Präsidentin. Deren Kampagne gewinnt dagegen an Fahrt – und sammelt eine rekordverdächtige Spendensumme ein.
Eine Woche nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaft ist der Wahlkampf in den USA endgültig in einer neuen Phase angekommen. Dem Team der neuen demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris gelang es nach eigenen Angaben, seit dem vergangenen Sonntag Spenden in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (rund 184 Millionen Euro) einzusammeln. Ihr republikanischer Rivale Donald Trump verschärfte bei Auftritten am Wochenende seine Rhetorik gegenüber der Vizepräsidentin.
Harris’ Team bezeichnete das Spendenergebnis der vergangenen Tage als “rekordverdächtig”. Zwei Drittel des Geldes stamme von Erstspendern. Dies deute darauf hin, dass Harris breite Unterstützung bei der Basis der Partei genieße.
Biden hatte unmittelbar nach seinem Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen Harris als Ersatz vorgeschlagen. Die 59-Jährige muss von den Demokraten noch formell zur Kandidatin gekürt werden. Ihr gelang es, in kurzer Zeit alle wichtigen Unterstützer hinter sich zu versammeln. Am Samstag absolvierte sie ihre erste Spendengala.
Wahlsystem bevorzugt Republikaner deutlich
Indes verkürzte Harris einer neuen Umfrage des “Wall Street Journal” zufolge Bidens Sechs-Punkte-Rückstand zum republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump auf nur zwei Punkte – innerhalb der Fehlermarge. Demzufolge nahm die Unterstützung unter schwarzen Wählern, jungen Menschen und Latinos zu.
Der republikanische Meinungsforscher David Lee, der die Umfrage für die Zeitung vorgenommen hatte, warnte die Demokraten jedoch vor zu großem Optimismus. “Donald Trump befindet sich in dieser Wahl in einer weitaus besseren Position als zu einem ähnlichen Zeitpunkt bei den Wahlen 2020”, gab er an. Aufgrund des US-Wahlsystems mit dem Wahlmännerkollegium hat Ex-Präsident Trump den Vorteil auf seiner Seite: 2016 siegte Trump über die Demokratin Hillary Clinton, obwohl er landesweit fast drei Millionen weniger Wählerstimmen bekam. Auch bei früheren Wahlen profitierten republikanische Kandidaten bereits vom Wahlsystem. Seit 1992 stimmten bis auf eine Ausnahme immer mehr Amerikaner für die demokratischen Kandidaten als für die republikanischen. Diese Ausnahme bildete George W. Bush bei seiner Wiederwahl 2004. Bei seinem ersten Einzug ins Weiße Haus hatte er dagegen weniger Stimmen als sein demokratischer Gegenkandidat Al Gore.
“Wir sind die Außenseiter in diesem Rennen”, räumte Harris am Samstag ein. “Aber dies ist ein Wahlkampf, der von den Menschen getragen wird und wir haben Schwung”, fügte sie hinzu.
Trump: Kamala Harris beerdigt Amerikanischen Traum
Trump, der von seiner Partei bereits zum Kandidaten ernannt worden ist, attackierte Harris mit neuer Schärfe. Harris sei eine “Versagerin auf allen Ebenen”, sagte der 78-Jährige bei einer Kundgebung vor Anhängern im Bundesstaat Minnesota am Samstag. Wenn eine “verrückte Liberale wie Kamala Harris” ins Weiße Haus einziehe, sei der amerikanische Traum “tot”.
Ein Wahlsieg von Harris bedeute “vier weitere Jahre des Extremismus, der Schwäche, des Versagens, des Chaos und wahrscheinlich des Dritten Weltkriegs“. Der Republikaner warf der Vizepräsidentin vor, bei der Einwanderungspolitik versagt zu haben. Was sie angerichtet habe, disqualifiziere sie für das Präsidentenamt.
Zudem hatte Trump mit Aussagen für Furore gesorgt, die bewusst Spielraum für Interpretation ließen. So hatte er bei einer Wahlkampfveranstaltung vor konservativen Christen in Florida am Freitagabend Ortszeit zum Wählen aufgerufen und gesagt, dass dies nur ein einziges Mal nötig sei. “Christen, geht raus und wählt! Nur dieses Mal. Ihr werdet es nicht mehr tun müssen.” Bei der Wahl in vier Jahren werde alles in Ordnung gebracht sein, alles werde gut sein. “Ihr werdet nicht mehr wählen müssen, meine wunderbaren Christen.”
Harris’ Team deutete Trumps Äußerung als einen Hinweis darauf, dass der Republikaner im Falle eines Wiedereinzugs ins Weiße Haus “die Demokratie abschaffen” wolle. Die Aussage passe zu anderen Äußerungen Trumps, etwa der, “Diktator nur an Tag eins” zu sein, teilte Harris’ Team am Samstag mit. Beobachter weisen jedoch darauf hin, dass Trump die Aussage nicht auf Wahlberechtigte allgemein bezieht, sondern lediglich auf die Gruppe der Christen, vor der er sprach. Diese soll in der Regel eher selten zur Wahl gehen, weshalb Trump sie mit seiner Rede hat animieren wollen. Diese Gruppe müsste in vier Jahren dann nicht mehr zur Wahl gehen, weil das Wahlsystem dann “repariert” sei. Wie Korrekturen oder Reparaturen aussehen würden, ließ Trump hingegen offen.