Demenz & Alzheimer: Forscher entwickeln vielversprechende Hightech-Therapie | ABC-Z

Berlin. Trotz vielfältiger Forschung ist die Demenz und auch Alzheimer noch immer nicht besiegt. Jetzt gibt es einen interessanten Ansatz.
Kaum ein medizinisches Feld wird derzeit so sehr erforscht wie das der Demenz. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Allein in Deutschland leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit der Krankheit, bis 2050 soll diese Zahl sogar auf 2,8 Millionen ansteigen. Zu diesem Schluss kommen Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Immer wieder gibt es deshalb neue Erkenntnisse und Heilungsansätze, sei es im Feld der Medikamente oder bei den Therapieformen. Eine besonders spannende Entwicklung ist Forschern der US-Eliteuni MIT (Massachusetts Institute of Technology) gelungen. Sie untersuchten eine spezielle Strahlentherapie, die vielversprechende Heilungsansätze mit sich bringt. Jetzt gehen die Tests in eine entscheidende Phase.
Forschung zu Demenz läuft seit zehn Jahren – jetzt wird es ernst
Bereits vor einem Jahrzehnt hatten die MIT-Forscher Mäusestudien durchgeführt. Die Tiere wurden dabei mit Gammastrahlung (Frequenz 40 Hertz) stimuliert, die über Licht, Ton oder einer Kombination aus beidem übertragen wurde. In einigen Versuchen wurde auch Vibration eingesetzt.
Durch den stetigen Rhythmus der Wellenstrahlung (Frequenz 40 Hertz) konnten die gefährlichen Amyloid-Verbindungen und Tau-Proteine im Gehirn der kleinen Nager aufgelöst und abgebaut werden. Dabei handelt es sich um Eiweiße, die sich im Gehirn ablagern und die Funktion der Nervenzellen stören und so die Entstehung von Demenz begünstigen. Auch andere Universitäten starteten ähnliche Versuche mit positiven Ergebnissen. Der Clou: Durch die Gammastrahlung änderten sich verschiedene molekulare Abläufe in den betroffenen Zellen, die den Abbau der Amyloid-Verbindungen aus dem Hirngewebe unterstützten.
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Aber: Weshalb sich genau die Eiweißverbindungen letztlich auflösten, ist noch unklar und soll genauer erforscht werden. Einfach ausgedrückt: Die Behandlung scheint zu helfen, warum genau das so ist, ist bisher noch nicht ganz klar. Auch eventuelle Nebenwirkungen sind bisher noch nicht ausreichend erforscht. Die Hoffnung der MIT-Forscher war dennoch groß, dass solch eine Wirkung auch beim Menschen nachgewiesen werden könnte.
Demenz: Phase-2- und Phase-3-Studien geben Hoffnung
Die gute Nachricht. Diese Studien wurden jetzt endlich auch in einer Phase-2-Studie am Menschen durchgeführt, an der zwischen 100 und 300 Alzheimer-Patienten teilnahmen. Dabei konnte festgestellt werden, dass sowohl die Demenz-typische Verringerung der Hirnmasse sowie die Abnahme der Hirnleistung bei den Betroffenen deutlich verlangsamt werden konnte. OB die Krankheit aber gestoppt werden kann und die Betroffenen wieder gesund werden, bleibt abzuwarten.
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Derzeit läuft in den USA sogar eine landesweite Phase-3-Studie. Daran nehmen deutlich mehr Probanden teil, zudem wird hier ein besonderes Augenmerk auf eventuelle Nebenwirkungen gelegt. Es wird zudem untersucht, ob auch die weiße Substanz des Gehirns, also der Teil, der für Konzentration und Problemlösungen zuständig ist, positiv beeinflusst wird. Jung M. Park und Li-Huei Tsai, die in den Studienprozess involviert sind und den aktuellen Stand genau im Blick behalten, wollen so das Potenzial der Therapieform immer weiter verbessern und ausbauen.
Demenz ist eine der belastendsten Krankheiten, sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen.
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Alzheimer-Therapie: Behandlung wird weiter optimiert
„Neurowissenschaftler beklagen oft, dass es eine gute Zeit ist, an Alzheimer zu erkranken, wenn man eine Maus ist“, schreiben Park und Tsai in einem Statement. „Unser ultimatives Ziel ist es daher, die Entdeckungen der 40-Hz-Gammastrahlung in eine sichere, zugängliche und nicht-invasive Therapie für Alzheimer-Patienten umzusetzen.“ Heißt: Der Fokus soll mehr und mehr auf die Behandlung des Menschen gelegt werden.
Tsai erklärt weiter: „Je mehr wir die Mechanismen verstehen, desto mehr gute Ideen werden wir haben, wie wir die Behandlung weiter optimieren können.“ Denn: Derzeit gibt es Hinweise darauf, dass die Gammastrahlen-Stimulation auch bei Parkinson, Schlaganfällen, Angstzuständen, Epilepsie und multipler Sklerose helfen könnte.