Meinungen

Dein Lese-Letter zur Wochenmitte | ABC-Z

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

 Mathias Döpfner ist gedanklich „Davos schön ist“ – und hört beim Schreiben seines jüngsten Welt-Kommentars den Donnerschlag nicht (Editorial)

Wer war neben Thilo Mischke noch im Rennen um die TTT-Moderation? Marvin Schade hat die Namen der anderen Kandidaten recherchiert (direkt zum Artikel)

Was wird wichtig? Wohin sollten Strategien führen? Aus den Trendanalysen des Reuters Institute für 2025 lassen sich To-Dos ableiten, wie Kolumnistin Alexandra Borchardt schreibt (direkt zum Artikel)

Flexibilität, Diversität und menschenzentrierte Führung: Worauf es bei Personal und Kultur 2025 noch ankommt, schreibt Claudia Michalski in ihrer Kolumne (direkt zum Artikel)

Alle unzufrieden? Warum sich die Berliner Medien- und Politik-Bubble über einen FAZ-Text über die Hauptstadt aufregt (am Ende des Lese-Letters)

Döpfner und der Donnerschlag

Er ist früh dran. Erst in einer Woche kommen die (Einfluss-)Reichen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wieder im noblen Schweizer Wintersportort zum Weltwirtschaftsforum zusammen. Mathias Döpfner hingegen wandelt schon dieser Tage durch Davos – zumindest gedanklich. Der Springer-CEO wähnt sich nämlich frei nach Thomas Mann unter den Tuberkulosepatienten des Sanatoriums in den Davoser Alpen und hustet zu Wochenbeginn einen Kommentar mit allerlei Zauberberg-Zitaten in die Welt

Für die meisten Besinnungsaufsätze lässt sich die einfache Faustregel anwenden: Je mehr Nobelpreisträger und Philosophen zitiert werden, desto kruder ist der Bockmist, den der Verfasser rechtfertigen will. Bei Döpfner spielt schon der Titel Vor dem Donnerschlag? auf Manns letztes Kapitel und den Ausbruch des Ersten Weltkriegs an, mittendrin grüßt Voltaire („Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.“). Es braucht offenbar penetrante literarische Überhöhung, um sich nach dem Ärger um Elon Musks Gastbeitrag noch als Retter des Journalismus aufschwingen zu können. Döpfner gibt alles.

Während US-Superreiche ihren Zeitungen die „Endorsements“ im Wahlkampf untersagt haben und damit in die Kritik gerieten, organisierte ein Springer-Aufsichtsrat vor der Bundestagswahl in Deutschland bewusst den Musk-Gastbeitrag mit einer deutlichen AfD-Wahlempfehlung. In beiden Fällen nahm man es mit der Pressefreiheit und der Unabhängigkeit der Redaktion nicht allzu genau. Spannend ist, dass sich die Rechtfertigungen von Jeff Bezos und Mathias Döpfner in ihrer Argumentation tatsächlich gleichen: Beide sehen sich als selbstlose Kämpfer für eine neue Glaubwürdigkeit der Presse. Bei Bezos heißt es: „The hard truth: Americans don’t trust the news media“.

Bei Döpfner heißt es nun: „Wir werden dazu beitragen, das Vertrauen in Journalismus wiederherzustellen.“ Fragt sich, wer von beiden sich eigentlich schmieriger bei den neuen US-Machthabern anbiedert.

Im Gegensatz zu Bezos ist Döpfner geübt in Post-Shitstorm-Besinnungsaufsätzen. Man erinnere etwa an seinen großen Einfangversuch im Juni 2022: Damals gab es Proteste gegen einen Gastkommentar, in dem der Sendung mit der Maus unterstellt wurde, Kinder mit „Transgender-Ideologie“ zu „indoktrinieren“. Damals war Döpfner sichtlich bemüht, Springer wieder als Haus „für Vielfalt und Freiheit“ zu positionieren, das doch bitte wieder an der LGBTIQ-Jobmesse Sticks and Stones teilnehmen möchte, von der es vorläufig ausgeladen wurde. Übrigens: Nach dem Musk-Beitrag in der Welt haben die Messeveranstalter Springer nun einen Ausschluss für die Dauer von zehn Jahren ausgesprochen. 

In seinem Kommentar schrieb Döpfner 2022 auch: „Die Idee von Gastkommentaren ist ja, das Spektrum des Sagbaren bis an die Grenzen auszuloten und auf diese Weise Debatten anzustoßen. Deswegen schreiben da oft Autoren, die nie Eingang in normale Kommentarspalten finden würden.” Das Kalkül dahinter könnte lauten: Je steiler und heftiger die These, desto größer die Klickzahl. Ka-ching.

Die Grenzen des Sagbaren hat die Welt in den vergangenen zweieinhalb Jahren nun von transfeindlichen Aussagen bis hin zur Wahlempfehlung für Rechtsradikale verschoben. Wie viel weiter geht es noch, bis Döpfner den „Donnerschlag“ auch vernimmt?

Wie gut kennst du dich in der XR-Branche aus?
Jetzt mitraten!

Was passiert gerade in der XR-Szene in Bayern? An welchen immersiven Innovationen arbeiten Unternehmen und Bildungseinrichtungen? Und wie arbeitet die Kreativszene mit Virtual Reality?

Welches bayerische Unternehmen ist Vorreiter im Bereich Industrial Metaverse?

Erleben Sie hochkarätige Experten zu aktuellen Themen der Transformationen und dem Subscription-Business. Nutzen Sie die Gelegenheit, um untereinander und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.

Referent: Simon Pycha
Termin: 24.01.2025

Referent: Konrad Weber
Termin: 27.01.2025

Referenten: Patrick Egger & Michael de Gelmini
Termin: 28.01.2025

Der Ströer-Konzern prüft offenbar den Verkauf seines Kerngeschäfts mit der Außenwerbung. So soll unter anderem der Private-Equity-Investor KKR Interesse haben, der sich gerade von Axel Springer trennt (mehr erfahren)

► Fabrice Braun dokumentiert bei Übermedien, wie die Ippen-Medien Texte der Washington Post von einer KI übersetzen und mit peinlichen Fehlern anreichern lässt (mehr erfahren)

► Anne Hähnig und Marc Widmann haben für die Zeit das „Potsdamer Treffen“ nachrecherchiert. Ihr Bericht zweifelt eine Kernaussage der Correctiv-Veröffentlichung von vor einem Jahr an und lässt Teilnehmer des Treffens rechter Vordenker zu Wort kommen (mehr erfahren)

„Die ‚Correctiv’-Reportage weist auf einen Konflikt im Journalismus hin, über den noch viel zu sprechen sein wird. Den Konflikt zwischen möglichst sachlicher Beschreibung und intentionaler Inszenierung.“ Christian Meier nimmt die Zeit-Veröffentlichung zum Anlass für eine erneute Analyse in der Welt (mehr erfahren)

Der ORF zeigt auf, wie KI-Tools wie ChatGPT die Glaubwürdigkeit der Wikipedia erschüttern und auch das Recherche-Modell der Community torpedieren könnten (mehr erfahren)

► Mark Zuckerberg hat im Podcast von Joe Rogan ausgeholt und seine Vorwürfe ausgeführt, Regierungen und Medien würden Zensur betreiben. Tech-Reporterin Elizabeth Lopatto beschreibt das Interview bei The Verge als ein Gespräch voller Lügen (mehr erfahren)

Nachdem Donald Trump eine Lösung für das US-Geschäft von TikTok, angekündigt hat, werden nun potenzielle Käufer gehandelt. Dabei wird Elon Musk, Eigentümer von X und Berater des wiederkehrenden US-Präsidenten, genannt  (mehr erfahren)

Die Washington Post hat zehn US-Journalisten danach befragt, wie man über den wiederkehrenden US-Präsidenten Donald Trump berichten sollte (mehr erfahren)

Dit is Berlin

Berlin ist nicht mehr nur arm, sondern mittlerweile offenbar auch ganz weit am unteren Ende der Sexyness-Skala angekommen. Die Stadt sei „kalt“, habe eine „lähmende Atmosphäre”, keine „signifikanten Plätze“, besitze „nur noch wenig Innenleben“. So zumindest empfindet FAZ-Redakteur Simon Strauß, der seiner Geburtsstadt im Feuilleton kurz vor Silvester etliche Zeilen von Trübsinn triefender Beobachtungen widmete. Darunter auch diese: „Berlin beim Übergang von 2024 auf 2025 – das ist eine Stadt, die aufgehört hat, nach sich zu suchen. Die zufrieden geworden ist mit dem, was sie hat.”

Was der FAZ-Autor womöglich nicht ahnte: Wie sehr Teile des lahmen Innenlebens dieser Stadt sich von seinen Worten getroffen fühlen würden. Gleich mehrmals kam der Text beim Neujahrsempfang des Tagesspiegels zur Sprache. Bei der Feier am Montagabend äußerte sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner auf dem Podium dazu. Er findet: „Wenn man in Berlin zufrieden ist, ist man fehl am Platz.” 

Der Tagesspiegel setzte in seinem Checkpoint-Newsletter am folgenden Morgen noch einen drauf: mit einer Umfrage unter den Lesern. 

73 Prozent Unzufriedenheit schon nach wenigen Stunden. Nimm das, FAZ.

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