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Defensiv-Plan geht in die Hose – Bayern schlägt Tel Aviv trotzdem | ABC-Z

München – Souveränität zeichnet auch dadurch aus, Fehler einzugestehen, wenn sie passieren – und nicht etwa aus falschem Stolz nach irgendwelchen Ausflüchten zu suchen. Gordon Herbert sind eben derlei Befindlichkeiten ganz offensichtlich egal, und wenn man seinen Spielern zuhört, gehört dies zu seinen Erfolgsfaktoren.

Der Weltmeistercoach hatte deshalb gar kein Problem, sich einzugestehen, dass sein taktischer Defensivplan gegen Maccabi Tel Aviv gründlich in die Hose gegangen war. Das Team aus Israel kam anfangs immer wieder zu Punkten unter dem Korb, weil der FC Bayern Basketball auf die Spielzüge nicht so reagierte, wie es in Herberts Kopf ausgetüftelt worden war. Ergo: Es rappelte kräftig im Münchner Korb, 22:30 stand es nach den ersten zehn Minuten. Eine indiskutable Abwehrleistung.

Bayern siegt dank herausragender Schlussphase

“Wir haben ein bisschen was in der Defensive versucht”, erklärte Herbert hinterher, als nach einer herausragenden Bayern-Schlussphase und dem nervenaufreibenden 98:93 alles noch mal gut gegangen war, “aber wir waren dabei zu passiv. Das war mein Fehler, das ist nach hinten losgegangen.”

Mea culpa, meine Schuld, bekannte Herbert. Nicht nur öffentlich, sondern auch in der Kabine, wie Shabazz Napier, der mit gebrochener Nase und Gesichtsmaske spielte, verriet. “Er ist ein sehr ehrlicher Typ. Was er uns sagt, das sagt er auch euch”, verdeutlichte Napier, der routinierte Spielmacher mit der Erfahrung aus über 350 Spielen in der NBA, im Gespräch mit den Münchner Reportern.

Und einen wie den 33-Jährigen beeindruckt diese Haltung. “Deswegen tun wir alles, was wir können, um so zu spielen, wie er das gerne hätte”, sagte Napier. Menschliche Größe als verbindendes Element, wohl auch ein Grund für die nun acht Spiele andauernde Siegesserie des FCBB im SAP Garden.

Der SAP Garden wird für die Bayern immer mehr zum Faktor

Der neue Sporttempel im Olympiapark ist ein weiterer Faktor, das wurde gegen Tel Aviv deutlicher denn je. Als die Bayern im dritten Viertel schon mit 15 Zählern im Rückstand waren, fand der deutsche Double-Gewinner mit Hilfe des Publikums neue Energie und die Wucht zur Wende. “Die Fans haben uns sehr geholfen, dann sind wir aufgewacht”, sagte Herbert. Napier ergänzte über die aufputschende Wirkung der 11.200 Fans: “Wir haben einen ganz wichtigen Angriff durchgebracht und dann dachte ich, das Dach fliegt weg.”

Nach allem, was bekannt ist, mussten die Bayern keinen Statiker beauftragen, um die Unversehrtheit des Gardens zu prüfen und zu begutachten. Das dröhnende “Roaarr” durch die ausverkaufte Arena hinterließ aber Eindruck beim Gegner. Tel Aviv kam aus dem Tritt und gab ein Spiel aus der Hand, das sie lange gut kontrolliert hatten.

Herbert will sich nicht auf den Heimvorteil verlassen

“Es geht nicht immer nur um die Spieler, es geht auch um die Unterstützung, die sie bekommen”, schilderte Napier. Maccabi-Trainer Oded Kattash räumte ein: “Die Arena hat einen Effekt auf Bayern, die Leute geben ihnen eine Menge Energie. Das sind die Dinge, die manchmal Spiele entscheiden können.”

Herbert will sich aber künftig nicht nur darauf verlassen müssen. Der Kanadier pflegt sein Mantra von der guten Defensive, trotz der starken Euroleague-Bilanz von 10:5 Siegen die größte Baustelle: “Die Defensive ist bei uns wie eine Achterbahn, dabei soll sie stabil sein.” Napier findet, dass solide Abwehrarbeit sich auf die Offensive übertrüge.

Falls es beim Bundesligaspiel am Sonntag in Rostock (15 Uhr) wieder holpert, hätte Herbert kein Problem, es erneut auf seine Kappe zu nehmen.

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