Debatte um Integration: Sprüche aus Männergruppen – Kühnert springt Özdemir bei | ABC-Z
Der SPD-Generalsekretär zeigt Verständnis für die Kritik des Landwirtschaftsministers am chauvinistischen Verhalten mancher „muslimisch gelesener Männergruppen“ in Berlin. Gleichzeitig hält er wenig von einer Neuauflage der großen Koalition – im Unterschied zu anderen Genossen.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat Verständnis für die Kritik von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) am Verhalten einiger muslimischer Männergruppen in Berlin. „Ich bin keine Frau, aber als schwuler Mann kann ich erahnen, was er meint“, sagte Kühnert dem „Spiegel“.
Er erlebe in seinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg Homophobie durch Männer mit Migrationshintergrund. Es komme nach seiner Erfahrung „aus muslimisch gelesenen Männergruppen häufiger zu einem homophoben Spruch, als man es sonst auf der Straße erlebt“, sagte Kühnert. Der Großteil der Muslime in seinem Wahlkreis sei nicht homophob. „Aber die, die es sind, schränken meine Freiheit ein und haben kein Recht darauf. Und darüber werde ich nicht aus taktischen Gründen schweigen“, sagte er.
Cem Özdemir hatte in der vergangenen Woche Folgeerscheinungen von „patriarchalen Strukturen (…) in vielen islamisch geprägten Ländern“ in Berlin beklagt. In einem Zeitungsbeitrag beschrieb er, wie seine Tochter im Teenageralter von jungen Männern mit Migrationshintergrund in Berlin begafft und sexualisiert werde.
„Ampel hat mehr geschafft als die letzte GroKo“
Wenig hält Kühnert indes von einer Neuauflage der großen Koalition. „Natürlich hat die Ampel mehr geschafft als die letzte GroKo“, sagte Kühnert dem Nachrichtenmagazin. Die habe 2018 schon drei Monate nach ihrem Start kurz vor dem Bruch gestanden, es ging um den Familiennachzug subsidiär geschützter Menschen. „Verglichen mit den Herausforderungen, vor denen die Ampel stand und steht, mit einem Krieg in Europa und einer schweren Energiekrise, war das doch absolutes Pillepalle“, so Kühnert.
Andere Genossen zeigen sich indes offen für eine große Koalition nach der nächsten Bundestagswahl. So sagte der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz im „Spiegel“, er könne sich eine solche Koalition „gut vorstellen“. Die Gemeinsamkeiten in der Ampel seien „langsam aufgebraucht“.
Ähnlich äußert sich die SPD-Fraktionize Verena Hubertz. Sie halte den Dauerkonflikt um die Reform der Schuldenbremse mit CDU und CSU für besser lösbar als mit der FDP. „Auch in der Union ist die Position verbreitet, dass ein Staat gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten handlungsfähig bleiben und investieren muss“, sagte Hubertz. „Die Trennlinie läuft da nicht zwischen den Parteien, sondern zwischen Regierungserfahrung oder nicht.“
sos