DBB-Team schlägt Finnland: Deutsche Nationalmannschaft erreicht EM-Finale | ABC-Z

An dem Abend vor dem vermutlich größten Spiel seines Lebens ist der finnische Basketballnationalspieler Lauri Markkanen auf Isaac Bonga angesprochen worden. Auf den Bonga, der mit seiner aggressiven Verteidigung dafür gesorgt hat, dass der NBA-Mann Markkanen, der bei dieser Europameisterschaft im Durchschnitt mehr als 28 Punkte pro Spiel macht, im Vorrundenspiel gegen Deutschland elf Punkte gemacht hat. Auf den Bonga, der danach gesagt hat, dass er, wenn er gegen einen Spieler wie Markkanen spiele, für Albträume sorgen wolle. Auf den Bonga, der mit der deutschen Mannschaft am Freitag im Halbfinale wieder auf Markkanen und die Finnen wartete.
Als Lauri Markkanen am Donnerstagabend auf das alles angesprochen wurde, antwortete er: „Sie können sagen, was sie wollen.“ Doch am Abend danach haben die Deutschen nicht nur gesagt, sondern zumindest in den ersten zweieinhalb Vierteln des Halbfinals in der Arena in Riga auch gemacht, was sie wollten.
Nach einem Viertel führten sie 30:26, nach zwei Vierteln 61:47. Nach zweieinhalb Viertel führten sie sogar 75:57. Doch dann holten die Finnen auf. Ein paar Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels waren es plötzlich statt 18 nur noch sechs Punkte Vorsprung. Das würde doch nicht in einem Albtraum enden?
Spieler für die kritischen Momente
In der Situation demonstrierte diese deutsche Mannschaft wieder, was vermutlich ihre größte Stärke ist: dass alle wissen, dass selbst bei Rückschlägen die Ruhe bewahrt werden kann, weil alle wissen, dass es immer einen gibt, der die richtige Entscheidung trifft. In diesem kritischen Moment war das Maodo Lô, der den Ball so geschickt dribbelte, dass sein Gegenspieler Sasu Salin ihn foulte. An der Freiwurflinie schuf Lô für seine Mannschaft einen Acht-Punkte-Vorsprung, vor allem aber: ein gutes Gefühl.
Im vierten Viertel übernahmen dann die Spieler die Kontrolle, die in kritischen Momenten die Kontrolle übernehmen wollen und sollen. Dennis Schröder (26 Punkte, 12 Assists) und Franz Wagner (22 Punkte) sorgten mit ihren Dribblings und an diesem Abend auch mal mit ihren Dreipunktewürfen (Schröder: 4/9; Wagner: 3/8) dafür, dass dieses Spiel nicht in einem Albtraum ende. So siegte die deutsche Nationalmannschaft 98:86 und steht zum dritten Mal im Endspiel einer Europameisterschaft: 1993 hat sie gegen Russland gewonnen, 2005 hat sie gegen Griechenland verloren.

Und 2025? Wird sie am Sonntag (20 Uhr, RTL und Magentasport) gegen Griechenland oder gegen die Türkei spielen? Wenn man weiß, wie groß Basketball gerade in Griechenland ist, wenn man weiß, wie oft die Nationalmannschaft selbst mit Dirk Nowitzki gegen diesen Gegner verloren hat (unter anderem im Endspiel 2005), ist es immer noch erstaunlich, dass man im September 2025 sagen kann: So oder so wird Deutschland im Finale der Favorit sein. „Wir sind nicht fertig“, sagte Interimsbundestrainer Alan Ibrahimagic.
Überraschender Auftritt des DBB-Teams
Im Halbfinale fing die deutsche Mannschaft das Spiel mit den denselben fünf Spielern an, mit denen sie in der K.-o.-Runde in Riga immer angefangen hat: Dennis Schröder, Andreas Obst, Franz Wagner, Isaac Bonga und Daniel Theis. Am Spielfeldrand saßen aber nur noch fünf weitere Spieler in Trikots, weil seit dem Viertelfinale gegen Slowenien nicht mehr nur Johannes Voigtmann (Knieverletzung), sondern auch Justus Hollatz (Knöchelverletzung) ausfällt. Doch schon im ersten Viertel konnte man sehen, warum diese Gruppe so erfolgreich ist seit dem Sommer 2022, seitdem aus vielen guten Spielern eine sehr gute Mannschaft geworden ist.
Es waren Schröder und Wagner, die den Ton setzten, aber auch alle anderen, die die Musik machten. Thiemann tanzte die finnischen Abwehrspieler mit seinen feinen Schrittfolgen mehrmals unter dem Korb aus. Lô, der mit dem Ball noch feiner tanzen kann, blockte den Ball dieses Mal, als Miro Little ihn im Springen in den deutschen Korb legen wollte. Das kam überraschend. Aber so spielt diese Mannschaft auch: überraschend. Von den zehn verfügbaren Spielern kamen neun im ersten Viertel zum Einsatz. Von diesen neun Spielern machten acht Punkte.
Und was war mit den Finnen? Was war mit Markkanen? Er und seine Mitspieler haben es das erste Mal in der Basketballgeschichte ihres Landes in das Halbfinale einer Europameisterschaft geschafft. Das konnte man in der Arena in Riga sehen und hören. Nach einem schnellen Start mit guter Energie, guten Würfen und einer 14:6-Führung wurde es ein Spiel, in dem die Finnen überrannt wurden. Auch Markkanen. In dieser Phase entstand in manchen Situationen sogar der Eindruck, dass er den Ball gar nicht haben wollte. Am Ende kam er auf 16 Punkte und acht Rebounds. Es war kein schlechtes Markkanen-Spiel. Aber um Deutschland zu schlagen, hätten die Finnen ein sehr gutes Markkanen-Spiel gebraucht.
Gut möglich aber, dass nicht mal das gereicht hätte. Denn anders als im Achtel- und im Viertelfinale trafen die Deutschen dieses Mal überdurchschnittlich oft den Dreipunktewurf (14/35, Trefferquote: 40 Prozent, ein guter Wert). Und wenn sie diesen überdurchschnittlich oft getroffen haben, waren sie bisher nicht zu schlagen.
Als die deutschen Basketballspieler und ihre Trainer am Freitagabend aus der Arena gingen, in die sie am Sonntagabend wieder kommen werden, war also wirklich eingetreten, was erwartet werden konnte. Und was mit Blick auf die mühsame Entwicklung dieses Sports in Deutschland alles andere als selbstverständlich ist. Dass das deutsche Team nur ein Spiel davon entfernt ist, dieses Turnier zu gewinnen. Dass der Weltmeister nur ein Spiel davon entfernt ist, auch Europameister zu werden.