Dax steigt nach Fed-Zinsentscheid erstmals auf 19.000 Punkte | ABC-Z
Die lang ersehnte Zinswende in den USA hat dem Dax am Donnerstag Rückenwind verliehen. Der deutsche Leitindex kletterte in der Spitze um 1,6 Prozent und erreichte am Mittag erstmals 19.000 Punkte. Der Euro Stoxx 50 legte 1,8 Prozent zu. Jürgen Molnar von RoboMarkets kommentierte: “Technisch wäre theoretisch der Weg noch in diesem Jahr frei bis zur Krönung bei 20.000 Punkten frei.”
Die US-Währungshüter senkten am Mittwoch erstmals seit März 2020 den Schlüsselsatz – und dies sogleich um einen halben Prozentpunkt. Er liegt nun in der Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Manche Händler hatten auf einen solchen XL-Schritt spekuliert. US-Notenbankchef Jerome Powell machte jedoch klar, dass dies nicht “das neue Tempo” auf dem Zinspfad nach unten sei. Damit sei es unwahrscheinlich, dass die nächsten Zinsschritte in einer ähnlichen Größenordnung wie am Mittwoch erfolgen, meint Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus. An den Terminmärkten wird im November mit einer Senkung der Zinsen um einen Viertel-Prozentpunkt gerechnet.
Die Ungewissheit bezüglich des weiteren US-Zinspfads schickte vor allem den Dollar auf Berg- und Talfahrt. Der Dollar-Index büßte seine anfänglichen Gewinne von bis zu 0,9 Prozent wieder ein und notierte am Mittag knapp im Minus. Nach oben ging es dagegen für den Euro, der 0,5 Prozent auf 1,1171 Dollar gewann.
Hoffnung auf Wirtschaftsaufschwung stütz Rohstoffe
Zugelegt haben durch die Bank auch die Rohstoffpreise. Anleger setzten darauf, dass mit der Zinswende in den USA die Konjunktur angekurbelt wird und der Bedarf an Öl und Kupfer steigen dürfte. Mit dem großen Zinsschritt wolle die Fed verhindern, dass ein schwächer werdender US-Arbeitsmarkt die Wirtschaft in eine Rezession ziehe, sagt Donald Ellenberger von Federated Hermes. Das Industriemetall Kupfer verteuerte sich in der Spitze um zwei Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 9586 Dollar je Tonne. Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI stiegen zeitweise um jeweils rund 1,5 Prozent auf 74,75 beziehungsweise 71,96 Dollar je Fass. In den Fokus rückte erneut auch Gold: Das Edelmetall pirschte sich bis auf wenige Zähler an sein am Mittwoch erreichtes Rekordhoch von 2599,92 Dollar je Feinunze heran. Niedrigere Zinsen und ein schwächerer Dollar stüzten das Investoreninteresse, konstatiert Zumpfe von Heraeus.
Unter den Einzelwerten konnten im Dax viele Titel aufgrund der Aufwärtsbewegung am Gesamtmarkt deutliche Gewinne verbuchen. Zu den stärksten Werten zählten am Mittag Beiersdorf und BMW, die jeweils 3,8 Prozent zulegten. Auf der Verliererseite machten die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von 2,2 Prozent von sich Reden. Die Mobilfunktochter T-Mobile US hatte am Mittwoch auf einem Investorentag milliardenschwere Ausschüttungen an die Aktionäre angekündigt. Das Unternehmen will bis 2027 bis zu 50 Milliarden Dollar für Dividenden und Aktienrückkäufe bereitstellen. Das sei jedoch weniger als von den Investoren erwartet worden war, hieß es in einem Kommentar von JP Morgan. Die Aktie verlor an der Wall Street drei Prozent. Einem Händler zufolge, fürchten Analysten, dass es nun auch bei der Telekom zu geringeren Ausschüttungen als erwartet kommen könnte.
Feuerwerk für Deutsche Wohnen
Im S-Dax sorgten die anvisierte Komplettübernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia für ein Kursfeuerwerk. Die Titel von Deutsche Wohnen kletterten um knapp 25 Prozent auf 28,20 Euro, das war der höchste Stand seit mehr als zwei Jahren. Mehrheitseigner Vonovia hatte angekündigt, die Deutsche Wohnen enger an sich binden und weitere Aktien übernehmen zu wollen. Dafür steht bei dem Bochumer Unternehmen auch eine Kapitalerhöhung ins Haus. Die Aktien notierten im Dax ein Prozent schwächer.
An der Londoner Börse schossen die Titel des britischen Modehändlers Next nach einer erneut angehobenen Gewinnprognose auf den höchsten Stand seit 27 Jahren. Das Unternehmen rechnet vor allem dank eines brummenden Online-Geschäfts im Ausland mit einem Vorsteuergewinn von 995 Millionen Pfund für das Geschäftsjahr 2024/25. Dies entspricht einer Steigerung von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.