David Lloyd in Bad Homburg: Was den Fitnesstrend Battlebox ausmacht |ABC-Z

Als der Regen den Kunstrasen benetzt, packt Trainer Fabian Lieberum mehr Gewichte auf den Schlitten. Trotzdem fällt die Kraftübung leichter als in der ersten Runde. Geschmeidig gleiten die Kufen des Sportgeräts über den feuchten Boden. Noch ein paar Sekunden schieben, dann gibt der Timer das Signal für den Stationswechsel im Battlebox-Kurs. Von Zone 6 geht es zu Zone 7. Die elastischen Widerstandsbänder sind im Boden vertäut, die Schlaufe am Ende wird um den Bauch geschlungen. Dann gilt es, gegen die Zugkraft des Seils rückwärts zu krabbeln.
Vier Frauen und drei Männer haben sich im Bad Homburger David Lloyd Club versammelt, um sich in der Battlebox zu verausgaben. Dabei handelt es sich um ein Outdoor-Workout – aber nicht in der freien Natur, sondern auf einer Freifläche des Fitnessstudios. Der Kunstrasen ist von einem Lattenzaun umgeben. Auf der einen Seite fällt der Blick durch eine Fensterfront in die Tennishalle, auf der anderen auf Buchen und Weiden am Ufer des Dornbachs. Die eigentliche Box ist ein überdachter, vorne offener Raum, in dem Medizinbälle und Gewichte bereitliegen. An diesem Werktagsvormittag in den Sommerferien sind unter den Teilnehmern auch Mitarbeiter. Aber die Kurse früh um sieben, sagt Lieberum, seien zum Beispiel sehr begehrt.
Trend bleibt bei Fitness bei Frischluft
In der Pandemie haben sich etliche Fitnessanbieter ins Freie orientiert – notgedrungen wegen der Corona-Auflagen, gleichzeitig aber dem Trend vieler Freizeitsportler folgend, das persönliche Training in die Natur und auf Plätze zu verlegen. Auch gut fünf Jahre nach dem ersten Lockdown bieten Fitnessketten Frischluftkurse an, auf Dachterrassen von Studios und in nahen Parks. Einige Unternehmen haben sich auf Outdoorangebote spezialisiert. Und viele Städte haben öffentliche Flächen mit Geräten bestückt.
Der Drang nach draußen hält unter Sportfreunden offenbar an. Das bestätigt Luca Rossitto, der in dem Bad Homburger Club die Sportangebote verantwortet. Bei den Kursen unter freiem Himmel verzichte der Anbieter auf Musik, weil sie im Einklang mit der Natur stattfinden sollten. Trainer Lieberum schwärmt davon, wie morgens am einen Ende der Trainingsfläche die Sonne aufgehe – und abends am anderen wieder unter.
Bei Regen geht der Kurs einfach weiter. Auch das Robben unter den Hürden ist bei Nässe angenehmer: Es scheuert weniger an den Knien. Bei Blitz und Donner würde der Trainer abbrechen. Aber auch im Winter gibt es Battlebox-Kurse. Jetzt im Sommer bietet das Studio etwa acht je Woche an. Das Angebot steht Mitgliedern auch außerhalb der Kurszeiten offen.
Eine Preistabelle findet sich nicht auf der Internetseite des Clubs mit Spa, In- und Outdoorpool, Restaurant, Kinderbetreuung, Tennisplätzen und gelegentlichem Gin-Tasting, stattdessen ein Anfrageformular. Nach Angaben des Personals kann die Monatsgebühr für eine Mitgliedschaft in einer gehobenen Kategorie für eine Person etwa 140 Euro betragen.
Fitness und Wellness nach englischem Vorbild
Der britische Konzern David Lloyd Leisure hat vor einigen Jahren die deutschen Standorte von Meridian Spa & Fitness übernommen, so auch den Club im Frankfurter Skyline Plaza. Der Bad Homburger Club, 2018 eröffnet, ist laut Rossitto der einzige in Deutschland, der eigens nach Vorbild der englischen Standorte aufgebaut worden ist.
Für Trainer Fabian Lieberum nimmt die Battlebox auch die Wiederentdeckung der Trimm-dich-Pfade zur Covid-Zeit auf. Das Programm an diesem Morgen heißt Warrior. „Klassisches Krafttraining.“ Nach dem Aufwärmen machen alle reihum acht Übungen in acht Zonen – die Zahlen stehen auf dem Rasen.
Besonderer Wert wird auf die Griffkraft der Hände gelegt. „Ein Riesenthema“, sagt der Trainer. Weil wir im Alltag oft zu wenig anpacken müssen. Am Kletterseil dagegen schon. In anderen Zonen werden Sandsäcke geschultert. Das Hüpfen von Rechteck zu Rechteck in einer Fitnessleiter dient der Koordination.
Nach einer Pause wird wieder achtmal je eine Minute trainiert. Zwischendurch gibt es angeleitete Übungen im Kreis. Am Ende wird gedehnt. Nach 45 Minuten sind die Muskeln angenehm erschöpft. Der Regen wird stärker, aber anders als in Wald, Feld und Park bleiben Schuhe und Sportkleidung auf dem Kunstrasen sauber. Der Trainer empfiehlt allen noch die Sauna.