München: Uraufführung zum 100. Geburtstag der Krinoline auf dem Oktoberfest 2025 – Starnberg | ABC-Z

Die Krinoline ist Kult: Das wohl älteste Fahrgeschäft des Münchner Oktoberfestes, das an diesem Samstag eröffnet wird, feierte im Vorjahr seinen 100. Geburtstag. Und dieses Jahr ist das Karussell, auf dem es so herrlich entschleunigt bei maximal 15 Kilometern pro Stunde sanft nach oben und wieder nach unten stetig rund geht, hundert Jahre nach seiner Wiesn-Premiere 1925 erneut beim größten Volksfest der Welt dabei. Die Starnberger Stadtkapelle würdigt dieses historische Ereignis am Sonntag nach dem Festumzug mit einer Welt-Ur-Aufführung: Gespielt wird die „Krinolinen-Polka“ – ein knapp drei Minuten langes Stück, das eigens zum Jubiläum von Rudolf Gregor Knabl komponiert wurde.
Für Johannes Kreißl, Erster Vorsitzender der Stadtkapelle Starnberg, ist der geplante Auftritt seiner 50-köpfigen Kapelle ein „einmaliges sowie ganz besonderes Highlight im Jahr 2025 auf dem Oktoberfest“. Nach dem Einzug der Trachten- und Schützenvereine, an dem die Starnberger Musikanten ebenfalls teilnehmen, wird sich die Kapelle mit ihren Instrumenten den Weg quer über die Wiesn zur Krinoline bahnen. Etwa gegen 14.30 Uhr, vielleicht auch etwas später, soll das Musikstück direkt vor dem historischen Fahrgeschäft zur Aufführung kommen. „Wir sind die Ersten, die diese Polka spielen“, sagt Kreißl nicht ohne Stolz.
Die Krinoline zählt zu den traditionsreichsten Einrichtungen des Münchner Oktoberfestes. Der Name der walzerschwingenden Karussellplattform erinnert in der Bewegung an eine Mode, die Mitte des 19. Jahrhunderts schwer angesagt war: den Reifrock der feinen Damen, die „Krinoline“. Anfang des 20. Jahrhunderts waren diese Fahrgeschäfte auf vielen Festplätzen ein beliebtes Amüsement. Allerdings war die Wiesn 1924 wegen der Hyperinflation abgesagt worden. Auf dem Höhepunkt der Krise im November 1923 entsprach der Wechselkurs für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark, für einen Brotlaib wurden 201 Milliarden Mark verlangt. Erst mit Einführung der Renten- beziehungsweise Reichsmark stabilisierten sich die Verhältnisse wieder.
Schausteller Michael Großmann präsentierte seine in Berlin erbaute Krinoline auf dem Münchner Oktoberfest erstmals 1925. Doch nur wenige Jahre später zum Ende der Dreißigerjahre hin wurden derart unaufgeregte Karussells immer seltener. Großmann machte sich daher an die Arbeit und entwarf einen raffinierten elektromechanischen Antrieb, den er patentieren ließ. Als zusätzliche Attraktion ließ er 1938 fortan eine fünfköpfige Blaskapelle spielen, für die er an der Außenwand des Karussells extra einen kleinen Balkon anbaute.
Dass die Krinoline den Zweiten Weltkrieg überlebte, ist ebenfalls dem Weitblick Großmanns zu verdanken. Er lagerte das Fahrgeschäft nach Mindelheim aus, um den Bombenangriffen auf München zu entgehen. Nach Großmanns Tod blieb das Unternehmen im Familienbesitz und wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder behutsam restauriert und modernisiert. Mittlerweile wird das Geschäft in vierter Generation von Matthias Niederländer und seiner Frau Helene betrieben. Für die Fahrgäste in den romantisch angehauchten Gondeln ist vom sonstigen Trubel der Wiesn nichts zu spüren. Und ein Karussell mit Blasmusik gibt es kein zweites Mal auf der Welt.

Die Starnberger Stadtkapelle, 1980 gegründet, wird die „Krinolinen-Polka“ erstmals auf der Wiesn aufführen und dann womöglich in ihr Repertoire aufnehmen. Stadtkapellmeister Bernd von Hösslin fühlt sich vom Musikstück an die TV-Serie „Monaco-Franze, der ewige Stenz“ von 1983 mit Helmut Fischer erinnert. „Eine schöne Polka“, findet Johannes Kreißl, „nicht so tsching, crash, bumm – sehr nett geschrieben“. Zur Wiesn-Tradition gibt’s am Sonntag also nicht nur die „Krinoline Attraktion“, wie es auf den Werbetafeln des Karussells heißt, sondern auch ein exklusives Musikstück. Und wer nicht live dabei ist, kann es im Fernsehen sehen: Der Bayerische Rundfunk hat sich zur Premiere der „Krinolinen-Polka“ angekündigt.





















