“Das wäre nicht in Ordnung”: Scholz warnt VW vor Werkschließungen | ABC-Z
“Das wäre nicht in Ordnung”
Scholz warnt VW vor Werkschließungen
08.12.2024, 07:31 Uhr
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Volkswagen steckt auch aufgrund von Managementfehlern in einer schweren Krise. Den Preis dafür soll die Belegschaft zahlen, VW-Chef Blume plant massive Einschnitte. Erstmals stehen Werkschließungen im Raum. Der Kanzler warnt: “Ich bin dagegen, dass Beschäftigte entlassen werden sollen, nur um Geld zu sparen.”
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Volkswagen aufgefordert, auf Werkschließungen zu verzichten. “Die konkreten Entscheidungen verhandeln die Eigentümer gemeinsam mit den Sozialpartnern. Meine Meinung ist klar: Die Schließung von Standorten wäre nicht der richtige Weg”, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Gerade weil Fehlentscheidungen des Managements zu der schwierigen Situation beigetragen haben, wäre das nicht in Ordnung.”
Scholz zufolge bleibt es richtig, den technologischen Umbruch entschlossen voranzutreiben und auf Elektromobilität zu setzen, er schränkte aber ein: “Ich bin dagegen, dass Beschäftigte entlassen werden sollen, nur um Geld zu sparen.” Wichtig sei jetzt, die Rahmenbedingungen für die Transformation zu verbessern. Wie Scholz den Konzernumbau ohne Werkschließungen finanzieren will, ließ er offen.
Erste Werkschließung der Geschichte?
Volkswagen steckt wie andere Autobauer derzeit in einer schweren Krise. Auf einer Betriebsversammlung erklärte Konzernchef Oliver Blume in dieser Woche vor der buhenden Belegschaft, die aktuelle Situation sei “ernst”. Es brauche “dringend Maßnahmen, um die Zukunft von Volkswagen abzusichern”. Der Preisdruck sei “immens” und die Nachfrage sinke. “Das zwingt uns zum Handeln, jetzt.”
Blume plant daher einen harten Sparkurs, pauschal sollen die Beschäftigten auf zehn Prozent Lohn verzichten, betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Die Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. Aufgrund der geringen Auslastung könnte VW weiterhin bis zu drei Werke in Deutschland dichtmachen – es wären die ersten hiesigen Werksschließungen in der 87-jährigen Unternehmensgeschichte. Sparvorschläge der Arbeitnehmerseite bezeichnete Blume als “bei Weitem” nicht ausreichend.
Neue Streiks am Montag
Der Betriebsrat von VW und die IG Metall lehnen die Sparpläne ab. Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo forderte die VW-Spitze um Blume auf, von ihren Maximalforderungen abzurücken. Werksschließungen, Massenentlassungen und Einschnitte ins monatliche Entgelt kämen für die Arbeitnehmerseite nicht infrage.
Aus Protest gegen die Sparpläne hat die IG Metall für Montag einen zweiten Arbeitskampf angekündigt. Von dem Streik sollen alle neun Volkswagen-Standorte außer Osnabrück betroffen sein. Dieses Mal soll vier Stunden lang die Arbeit niedergelegt werden.
“VW wird bluten müssen”
“Es grenzt schon an Hohn, wenn sich Oliver Blume vor die Belegschaft stellt und ihr schöne Weihnachtstage wünscht, während der VW-Vorstand zeitgleich den Beschäftigten am liebsten Kündigungsschreiben unter den Weihnachtsbaum legen will”, erklärte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger. “Das Plattmachen ganzer Standorte wird vom Unternehmen als einzige Zukunftsvision verpackt. Rund 100.000 Warnstreikende haben Anfang Dezember ein lautes Signal an die VW-Chefetage gesendet: Zukunft statt Kahlschlag! Wir werden nun am 9. Dezember nachlegen und so den Druck auf das Unternehmen am Verhandlungstisch erhöhen.”
Automobilexperten fürchten jedoch, dass aufgrund von Managementfehlern an Werkschließungen kein Weg vorbeiführt und Zehntausende Beschäftigte ihren Job verlieren könnten. “Der Konzern wird natürlich nicht Insolvenz anmelden, aber VW und Wolfsburg werden bluten und die Zahl der Beschäftigten halbieren müssen”, erklärte Mobilitätsforscher Andreas Knie im “Klima-Labor” von ntv. “Selbst für den europäischen und amerikanischen Markt hat VW falsche, viel zu teure Produkte.”