Das Sofa Paustian von Erik Rasmussen heißt jetzt Paradigm | ABC-Z

Neuheiten in der Möbelbranche sind oft alt: Dann nämlich, wenn Unternehmen historische Entwürfe neu für die Serienproduktion auflegen. Diese sogenannten Re-Editionen sind meist Stücke von bekannten Designerinnen und Designern aus dem 20. Jahrhundert. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten versprechen sich die Hersteller davon eine gewisse Berechenbarkeit – schließlich weiß man, wofür etwa Jean Prouvé, Hans J. Wegner und Verner Panton stehen. Auf junge, zeitgenössische, gar unbekannte Gestalter zu setzen erscheint risikoreicher.
Design, das bleibt
Re-Editionen sind umstritten, sie gelten als zu wenig kreativ, rückwärtsgewandt – und vielleicht gestalterisch auch nicht überzeugend genug, weshalb so mancher Entwurf einst in der Schublade geendet sein mag. Beim Sofa Paradigm, welches das dänische Unternehmen Montana vergangenen Monat zur Messe 3 Days of Design in Kopenhagen vorgestellt hat, liegt der Fall anders. Es ist ein Klassiker des dänischen Möbeldesigns. Das Sofa wurde 1969 von Erik Rasmussen entworfen und war unter dem Namen Paustian über Jahrzehnte erhältlich.
Das Sofa gehörte zu den ersten modular aufgebauten Sofasystemen und besteht aus nur drei Elementen, die zu verschiedenen Varianten zusammengesetzt – und bei Bedarf erweitert werden können. Mit seiner schlichten Gestalt aus blockhaftem Sitz und gerundetem Rücken war es Vorbild für viele ähnliche Polstermöbel. Rasmussen war eigentlich Grafikdesigner, das mag die markanten Flächen und klaren Linien seines Entwurfs erklären.
Jedenfalls hat die Formensprache die wechselnden Moden überstanden und wirkt heute noch zeitgemäß. Dass dieser Klassiker überhaupt von Montana neu aufgelegt wird, liegt letztlich nur daran, dass der bisherige Hersteller, der Möbelhändler und -produzent Paustian, insolvent gegangen ist. So konnte Montana-Geschäftsführer Joakim Lassen die Rechte an dem Entwurf erwerben und den Klassiker wieder auf den Markt bringen.
Praktisch, sparsam und bequemer
Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Montana, bekannt für seine farbenfrohen Aufbewahrungsmöbel, hat nicht nur einem bewährten, von vielen geliebten Entwurf neues Leben verliehen. Es hat ihn auch gleich noch verbessert. Während Paradigm von außen aussieht wie Paustian, wurde das Innenleben überarbeitet. Man verpasste dem notorisch unbequemen Sitzmöbel nicht nur eine weichere, flexiblere Polsterung – der ganze Aufbau wurde neu konstruiert, um Paradigm langlebiger zu machen.
Während viele Sofas und Sessel bis heute fest vernäht, verklebt oder getackert sind, lässt sich der Bezug von Paradigm dank Klettband zum Reinigen einfach abnehmen. Dasselbe gilt für die darunterliegenden Schaumelemente, die ebenfalls herausgenommen und ersetzt werden können. Entsprechende Ersatzteile will Montana künftig vorhalten. Füße in zwei verschiedenen Höhen und ein neu entwickeltes System aus Verbindern komplettieren die runderneuerte Version des Sofasystems – so ist Paradigm trotz seines stattlichen Alters nicht rückwärtsgewandt, sondern im Gegenteil zukunftsfähig.