Das sind die sieben außergewöhnlichsten Wohnorte in Treptow-Köpenick | ABC-Z

Der Bedarf nach Wohnungen ist riesig in Berlin. Treptow-Köpenick wächst besonders stark. An zahlreichen Standorten im Bezirk entstehen derzeit neue Wohnquartiere für Hunderte oder gar Tausende Menschen. Das Quartier Marienufer der Deutsche Wohnen in der Wendenschloßstraße, das Quartier der Vielfalt am Bohnsdorfer Weg in Altglienicke oder das neue Wohnviertel der Degewo in der Bruno-Taut-Straße in Bohnsdorf sind nur ein paar Beispiele.
Mancherorts stehen große Wohnungsbauvorhaben in den kommenden Jahren noch an. Dazu gehören beispielsweise das Segelflieger-Quartier Berlin am Segelfliegerdamm in Johannisthal oder das geplante Wohngebiet auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerks Köpenick an der Friedrichshagener Straße.
Doch was gibt es abseits dieser teils riesigen Neubauquartiere noch für Wohnorte in Treptow-Köpenick? Die Berliner Morgenpost hat eine Auswahl besonderer Wohnungen zusammengestellt, die einige Kuriositäten beinhaltet.
1. Wasserturm Altglienicke: Wohnen in luftiger Höhe
Das 39 Meter hohe Gebäude in der Schirnerstraße ist das Wahrzeichen Altglienickes. Der Wasserturm wurde 1906 nach den Plänen des Architekten Henrich Scheven vom Wasserversorgungsverband errichtet. Bis zu seiner Schließung im Jahre 1956 versorgte er Adlershof, Altglienicke und Grünau mit Frischwasser. Mit seiner Klinkerfassade war er von Anfang an über seine funktionale Bedeutung hinaus als städtebauliche Landmarke gedacht.
Der Wasserturm Altglienicke wurde nach sechs Jahrzehnten Leerstand zum Wohnhaus mit Panorama-Ausblick.
© Berliner Morgenpost | Philipp Hartmann
Nach unglaublichen 64 Jahren Leerstand wandelte ein Team unter der Führung des Unternehmens Terraplan aus Nürnberg das historische Bauwerk in ein Wohnhaus um. 2017 begannen die Planungen. Im Mai 2024 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Im denkmalgeschützten Turm sind neun Wohnungen eingerichtet worden. Hinzu kommen Zwillingshäuser um ihn herum mit jeweils zwei Townhouses. Was Anwohner optisch nicht unbedingt erfreut: Es wurde auch ein Erschließungsturm mit Aufzug und Treppenhaus auf der Nordseite errichtet, der mit seiner grauen Farbe nicht zur Klinkerfassade des Wasserturms passt.
2. Villa am Sterndamm in Johannisthal: Wohnen auf einem Kirchengrundstück
Wer hier wohnen möchte, muss damit leben, dass regelmäßig laut die Glocken läuten und oftmals fremde Menschen an der Grundstücksgrenze entlanglaufen. Nach jahrelanger denkmalgerechter Sanierung sucht die evangelische Kirchengemeinde Johannisthal jetzt nach Mietern für die Villa am Sterndamm 90. Sie befindet sich direkt auf dem Grundstück der Gemeinde.
Die Villa am Sterndamm 90 befindet sich auf dem Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde Johannisthal.
© FUNKE Foto Services | Jörg Carstensen
Das Gebäude hat eine lange Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es vom Architekten, Maurermeister und Bauunternehmer Moritz Robert Alexander Buntzel als Sommerhaus mit einem Salon, drei Zimmern und Küche errichtet. Danach wechselte das Grundstück mehrmals den Besitzer. Bis vor fünf Jahren nutzte die evangelische Kirchengemeinde Johannisthal das Untergeschoss für die Kinder- und Jugendarbeit, während im Obergeschoss eine Familie wohnte. Nun ist die Villa komplett zum Wohnhaus umgebaut worden.
3. Hausboot auf der Spree in Oberschöneweide: Wohnen auf dem Wasser
Sie ist ein altes DDR-Marineschiff, das zum Auffangen von Torpedos genutzt wurde und später als Ausflugsdampfer im Einsatz war. Seit 2016 ist die 25 Meter lange „Anna Grace“ jedoch ein Hausboot. Festgebunden in Oberschöneweide direkt neben dem Quartier Behrens-Ufer, lebt darauf Lifecoach und Verlegerin Kerstin Hack. Sie hatte das Schiff auf der Online-Plattform Ebay gesehen, für 15.000 Euro gekauft und anschließend mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden sechs Jahre lang renoviert.
Das Hausboot von Verlegerin und Lifecoach Kerstin Hack liegt festgebunden am Ufer auf der Spree in Oberschöneweide.
© FUNKE Foto Services | Michele Tantussi
An Bord gibt es alles, was für den Alltag benötigt wird, darunter eine Dusche mit Wasserfilteranlage, eine Toilette und eine Biokläranlage, eine Kaffeemaschine und ein Internetanschluss. Strom wird über eine Photovoltaik-Anlage produziert. Außerdem verfügt Kerstin Hack dort über einen Seminarraum, den sie für ihre Arbeit als Coach braucht. Außergewöhnlich: Als persönlichen Luxus hat sie eine Infrarotkabine einbauen lassen.
4. Berliner Bürgerbräu in Friedrichshagen: Wohnen in einer ehemaligen Brauerei
2010 schloss die Brauerei Bürgerbräu in Friedrichshagen für immer. Seitdem ist das Areal am Ufer der Müggelspree zu einem Lost Place geworden. Allerdings soll es in Zukunft möglich sein, auf dem verlassenen Areal zu wohnen. Ein Teil des denkmalgeschützten Gebäudeensembles soll dafür saniert werden. Darin sollen dann Wohnungen entstehen.
In die verlassene Brauerei Berliner Bürgerbräu am Ufer der Müggelspree in Friedrichshagen soll wieder Leben kommen.
© FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini
Erste Visualisierungen zum sogenannten Bürgerbräu-Quartier sind bereits veröffentlicht worden. Eine davon zeigt eine großzügige Terrasse mit Sonnenliegen und Wasserblick. Auf der zugehörigen Projekt-Webseite ist allerdings derzeit noch nichts Konkretes zum Zeitplan zu finden. Dort heißt es aktuell nur: „Coming soon“.
5. Penthouses an der Müggelspree: Wohnen in der Natur ohne Abwasseranschluss
Das Grundstück Straße zum Müggelhort 1 ist vielen Berlinern dadurch bekannt, dass sich dort einst das legendäre „Waldrestaurant Müggelhort“ befand. Nach der Schließung und jahrelangem Leerstand brannte das Haus im Januar 2021 ab. Später wurde die Brandruine abgerissen. Nun entstehen dort 26 Wohnungen in insgesamt sieben Penthouses mit Blick auf die Müggelspree.
Auf dem Areal an der Müggelspree, wo mal das „Waldrestaurant Müggelhort“ stand, werden sieben Penthouses gebaut.
© Berliner Morgenpost | Philipp Hartmann
Trotz der schönen Umgebung mit viel Wald und Wasser gibt es jedoch einen Haken: Die gesamte Siedlung Müggelhort, in der das Neubauprojekt entsteht, ist nicht an das Abwassernetz angeschlossen. Und die Berliner Wasserbetriebe haben aus Kostengründen auch nicht vor, diesen Makel in Zukunft zu beheben. Deshalb muss regelmäßig ein Lkw über die einzige Straße, die dorthin führt, kommen, um die Fäkalien abzupumpen.
6. Denkmalgeschütztes Wohngebäude Lindenstraße 41: Wohnen im fast leeren Bröckel-Haus
Direkt neben der Haltestelle Bahnhofstraße/Lindenstraße nahe der Altstadt Köpenick bröckelt seit Jahren ein denkmalgeschütztes Gebäude vor sich hin. Von mehreren Balkonen sind schon vor langer Zeit Stücke abgebrochen, der Putz platzt von der mit Graffiti übersäten Fassade ab. Das marode Wohnhaus Lindenstraße 41 steht fast vollständig leer. Nur an zwei von acht Klingelschildern sind noch Namen zu finden.
Das denkmalgeschützte Wohnhaus Lindenstraße 41 in Köpenick ist stark heruntergekommen. Jetzt aber ist es auf einmal eingerüstet.
© Berliner Morgenpost | Philipp Hartmann
Schon vor Jahren wurden Pläne seitens der Eigentümerschaft bekannt, das Wohnhaus umfassend zu sanieren. Es gab jedoch Zweifel, ob das tatsächlich je passieren würde. Die Berliner Morgenpost erreichten Informationen, wonach es sich um ein reines Spekulationsobjekt handeln solle. Vermutet wurde sogar, dass die Sanierung absichtlich so lange hinausgezögert wird, damit das Haus womöglich irgendwann nur noch abgerissen werden kann. Seit einiger Zeit aber scheint nun doch Bewegung in die Sanierung zu kommen. Zumindest ist das Gebäude inzwischen eingerüstet. Ein grünes Netz versperrt den letzten Bewohnern die Sicht nach draußen.
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7. Uhren- und Reglerhaus: Wohnen auf dem ehemaligen Gaswerk Köpenick
19 Jahre lang betrieb Henning Stoerk auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Köpenick am Stellingdamm die Eventlocation Köpenicker Hof. Hier gab es einen Biergarten, ein Restaurant, eine Pension und einen Wohnmobilstellplatz. Zum Jahresende muss alles geräumt sein. Das Grundstück wird im Rahmen der Entwicklung des früheren Güterbahnhofs Köpenick zu einem neuen Stadtquartier benötigt.
Das Uhren- und Reglerhaus auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Köpenick am Stellingdamm wird zu einer Schulbibliothek.
© Berliner Morgenpost | Philipp Hartmann
Hennig Stoerks Enkel, mit dem er längere Zeit gemeinsam den Köpenicker Hof betrieb, wohnte zwischenzeitlich im Uhren- und Reglerhaus des Gaswerks. Dieses ist inzwischen aber längst zu einer Baustelle geworden. Nach der Sanierung soll das Gebäude als Schulbibliothek der zum Schuljahr 2026/2027 in Betrieb gehenden Grundschule am Märchenviertel sowie als Elterncafé dienen.















