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Das sind die Fahrradtrends auf der Eurobike | ABC-Z

Eintausendfünfhundert Aussteller aus 60 Nationen präsentieren auf der am Mittwoch eröffneten Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt ihre Produkte. Nach einem Rückgang der Absatzzahlen 2023 und 2024 zeigen jüngste Marktdaten, dass sich die Stimmung in der Branche wieder leicht verbessert. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband wurden im ersten Quartal 2025 385.000 klassische Fahrräder verkauft, das entspricht einem Wachstum von zehn Prozent gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres. Auch der Absatz von E-Bikes zog an, er lag mit 500.000 Rädern elf Prozent über dem Vergleichszeitraum 2024. Allerdings wertet der Verband das Wachstum noch nicht als Trendwende: In den Monaten April und Mai habe sich die Markterholung nicht fortgesetzt, sagt Burkhard Storck, Geschäftsführer des Fahrradverbands. Umso wichtiger ist es, mit Innovationen neue Zielgruppen zu erschließen und Kunden Kaufanreize zu geben. Der Fahrradmarkt entwickelt sich stetig weiter, vor allem auf dem lukrativen Feld der Elektrifizierung.

E-Bikes werden leichter und vielfältiger

E-Bikes bleiben auch 2025 das wichtigste Produkt der Branche und differenzieren sich immer mehr aus. Die neuen Modelle sind häufig leichter, unauffälliger und technisch ausgefeilter. Und sie erobern auch Segmente, die bislang ohne Motor auskamen. So waren Gravelbikes im Fahrradmarkt die letzte Bastion, in der Elektroantriebe die Ausnahme waren. Doch wer sich auf der Eurobike umschaut, den beschleicht die Ahnung, dass das nicht so bleiben wird. Akkus und Motoren werden kleiner, gleichzeitig wächst die Reichweite durch Effizienzgewinne. Der österreichische Hersteller Simplon beispielsweise hat mit dem Grid:eLight ein Rad entwickelt, das trotz Akku kaum wie ein E-Bike aussieht. Der Motor sei zwar nicht so leistungsfähig wie bei anderen E-Bikes, aber leichter, sagt Produktmanager Jan Berger. Dadurch werde das E-Gravel zu einem Rad, das man auch ohne Unterstützung sportlich fahren könne, das aber im Zweifel, zum Beispiel an Steigungen, Unterstützung biete. „Für die letzten Höhenmeter kommt der Motor ins Spiel“, erklärt Berger. Das Simplon Grid:eLight gibt es von 4999 Euro an.

Gravelbike mit E-Antrieb: Das Grid:eLight von SimplonSandra Schildwächter

Die Branche erschließt sich neue Zielgruppen

Die Fahrradbranche entdeckt neue Kunden: Die Generation 55 Plus beispielsweise stellt hohe Ansprüche an Komfort und Sicherheit, will aber nicht auf sportliche Performance verzichten – E-Bikes mit tiefem Einstieg und smarten Assistenzsystemen liegen im Trend. Parallel wächst das Angebot für Frauen, Kinder und Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Das zeigt sich zum Beispiel am Stand des niederländischen Herstellers van Raam, der sich seit jeher auf Räder für Menschen mit Einschränkungen spezialisiert hat.

Als Weltneuheit stellt van Raam auf der Messe sein Dreirad Thuja vor. Ältere Menschen wollten weiterhin mobil sein, verlören aber bisweilen den Gleichgewichtssinn, erläutert ein Produktmanager am Messestand. Ein Dreirad sei aber bisher negativ besetzt und stigmatisierend. Das neue Modell Thuja soll dieses Problem beheben: Es sieht schick aus und bietet vorne zwischen den beiden Rädern in einer großen Box Platz für einen starken Motor und Stauraum. „Man ist niemals zu alt fürs Radfahren“, heißt es bei van Raam. Das Modell Thuja gibt es von 7299 Euro an.

Dreirad für alle Lebenslagen: Das Modell Thuja von van Raam.
Dreirad für alle Lebenslagen: Das Modell Thuja von van Raam.Sandra Schildwächter

Kunden geben mehr aus für Diebstahlschutz und Sicherheit

Die steigenden Fahrradpreise machen Diebstahlschutz zu einem wichtigen Thema. So sind seit 2024 etwa Blinker für Fahrräder und E-Bikes in Deutschland erlaubt. Blinkersysteme wie der Turntec von Busch und Müller (199 Euro) werden deshalb an immer mehr Rädern zu sehen sein und die Sicherheit für Radfahrer erhöhen. Zudem gibt es immer mehr Helme mit Licht oder mit Blinkern, wie beim neuen „Hyp E BL.ACE“ von Abus (299 Euro). Der Kopfschutz verfügt zusätzlich über Front- und Rücklicht sowie ein Bremslicht. Für Diebstahlschutz können GPS-Tracker, zum Beispiel „It’s my bike“ (199 Euro), verbaut werden. Auch hat sich das Angebot an Fahrradversicherungen vergrößert.

Mehr Sicherheit: Fahrradblinker von Busch und Müller
Mehr Sicherheit: Fahrradblinker von Busch und Müllerwww.bumm.de | pd-f

Unternehmen bieten mehr Komfort

2025 steht Radfahren mehr denn je für Komfort – ohne dabei an Sportlichkeit oder Stil zu verlieren. Neue Rahmendesigns, gefederte Sattelstützen, ergonomische Griffe und breite Reifen machen das Fahren angenehmer – besonders auf langen Strecken oder schlechten Wegen. Das gilt für alle Radtypen. So trägt der bekannte Komponentenhersteller Shimano der Tatsache Rechnung, dass trotz des E-Bike-Booms in Deutschland weiterhin knapp die Hälfte der neuen Räder ohne Antrieb verkauft werden. Shimano hat für diese Zielgruppe nun mit Q-Auto eine Automatikschaltung gebaut, die ohne Akku auskommt. Der Kunde bekommt also ein Rad, bei dem er nicht mehr schalten muss – und das sich automatisch auf die Trittgewohnheiten des Fahrers einstellt, wie Axel Weiß erklärt, der beim Shimano-Vertriebspartner Paul Lange arbeitet. Viele Menschen wollten weiterhin leichte Räder ohne Antrieb. Hierfür wurde die automatische Schaltung entwickelt, die sich über die Hinterradnabe autonom mit Strom versorgt.

Selbt treten, aber nicht mehr schalten: das ermöglicht die Automatikschaltung von Shimano für Fahrräder ohne E-Antrieb.
Selbt treten, aber nicht mehr schalten: das ermöglicht die Automatikschaltung von Shimano für Fahrräder ohne E-Antrieb.Sandra Schildwächter

Der Münchner Hersteller Hepha hat auf das Problem reagiert, dass die meisten Menschen auf ihren Rädern die falsche Sitzposition einnähmen. „Der Sattel wird einmal vom Händler eingestellt – und dann meist nicht mehr verändert,“ sagt Hepha-Geschäftsführer Alex Thusbass. Das Unternehmen hat mit Ergo Adjust ein System entwickelt, das die Kunden via App vermisst und so Daten ermittelt, anhand derer der Fahrer sein Rad individuell anpassen kann.

Hepha hat alle Kontaktpunkte am Rad mit Skalen versehen, sodass Nutzer ihr Rad optimal einstellen können. Behilflich ist dabei eine App.
Hepha hat alle Kontaktpunkte am Rad mit Skalen versehen, sodass Nutzer ihr Rad optimal einstellen können. Behilflich ist dabei eine App.Sandra Schildwächter

Die urbane Mobilität befindet sich im Wandel

Das Fahrrad wird zum Schlüssel der Verkehrswende – besonders in Städten. Cargobikes ersetzen immer häufiger das Auto, Sharing-Angebote und multimodale Apps integrieren Rad, Bahn und Bus. Unternehmen investieren zudem in Diensträder und Lieferflotten. Dementsprechend gibt es neue, wendige E-Bikes mit kleinen Rädern. Sie sind für den Stadtverkehr geeignet und lassen sich leichter zum Beispiel in die Bahn mitnehmen oder im Flur und im Zweifel gar in der Stadtwohnung abstellen als schwere, klassische E-Räder. Die Schweinfurter Marke Winora etwa zeigt mit dem Modell Radius (3499 Euro) ein E-Kompaktrad, das über einen drehbaren Lenker, einen integrierten Tragegriff und eine versenkbare Sattelstütze verfügt. Das Kölner Unternehmen I:sy bietet mit dem „Skyfly S10“ ein E Kompaktrad mit Carbonrahmen (von 4999 Euro an), das laut Hersteller nur 17 Kilogramm wiegen soll.

Klein und wendig: Kompakt-E-Bike von Isy aus Köln
Klein und wendig: Kompakt-E-Bike von Isy aus Kölnwww.isy.de | pd-f

Cargoräder sind die neuen Stadtautos

Cargobikes haben sich vom Nischenprodukt zum Symbol moderner Stadtmobilität entwickelt. Ob mit zwei oder drei Rädern, als Familienkutsche oder Lieferfahrzeug: Die elektrifizierten Lastenräder ersetzen immer häufiger das Auto – besonders auf der „letzten Meile“. Der hessische Hersteller Riese und Müller etwa zeigt auf der Eurobike sein Model „Carrie“ (6399 Euro), das einerseits kompakt ist, andererseits Platz für Einkauf und den Transport von bis zu zwei Kindern bietet. Erreicht wird das durch eine spezielle Box, die sich je nach Bedarf aufklappen lässt und so einen großen Stauraum bietet. Wenn die Box zugeklappt ist, ist das Rad schmal und lässt sich platzsparend abstellen.

Vielseitig: Im Lastenrad von Riese und Müller finden auch Kinder Platz.
Vielseitig: Im Lastenrad von Riese und Müller finden auch Kinder Platz.www.r-m.de | pd-f

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