„Das lustige Taschenbuch“ im Sammelband zum Thema Mode | ABC-Z

Dass er sich seinem Vetter Gustav Gans regelmäßig geschlagen geben muss, ist Donald Duck zwar gewohnt, auch wenn er es nie und nimmer akzeptiert. Dass aber seine Versuche, dem Vetter zu schaden, immer nach hinten losgehen, müsste er eigentlich wissen. Diesmal schleicht sich Donald nachts mit einer Schere bewaffnet in Gustavs Atelier, wo die Kollektion seines als Modeschöpfer auftretenden Vetters auf die entscheidende Präsentation wartet. Donald zerschneidet, was ihm in die Finger kommt und sieht sich endlich als Sieger. Doch auf dem Laufsteg kommt bei den professionellen Zuschauern genau dieser Fetzenlook gut an. Was zufällig zerstört wurde, gilt als souverän geplant. Und Gustav zieht vor Donalds Augen mit der entzückten Daisy ab.
Wenn Enten die Laufstege erobern
In regelmäßigen Abständen bündelt die Egmont Ehapa Media GmbH, die Herausgeberin der Comicreihe „Lustiges Taschenbuch“, Beiträge zu bestimmten Themen oder Personen aus dem Entenhausen-Kosmos in eigenen Sonderbänden. Nun ist unter dem Titel „Schick & Schön“ ein dicker Band mit Geschichten zum Thema Mode erschienen, in denen die unterschiedlichsten Bewohner Entenhausens als Konsumenten oder als Schöpfer außergewöhnlicher Kleidung auftreten – enthalten sind etwa vier Folgen unter dem Sammeltitel „Minnie Prêt-à-porter“, die von Minnies Arbeit in der Boutique ihrer Freundin Betty erzählen.
Mode ist aus der Entenhausen-Perspektive immer leicht überkandidelt, bisweilen schrill. Im Alltag von Mickey, Donald, Daisy und sogar dem vom Glück geküssten Gustav kommt sie nur sehr sporadisch vor. Wenn aber doch, ist mit ihr oft genug eine Ruhestörung verbunden – muss sich Donald einmal aufbrezeln, folgt er damit einem Wink von außen, der sich rasch als Befehl erweist, kaum aber der Freude am eigenen eleganten Erscheinungsbild.
Wer naturgemäß am wenigsten damit anfangen kann, sich der Mühe und den Kosten einer modischen Generalüberholung zu unterziehen, ist Onkel Dagobert – deshalb finden sich in „Schick & Schön“ gleich zwei Geschichten, in denen er sich zähneknirschend einem Stilberater unterwirft, den geliebten Überrock (von Sommer 1968) gegen wechselnde Jacketts und die Gamaschen über den Entenflossen gegen Schuhe eintauscht. Zugleich wird er in beiden Geschichten zu repräsentativen Aktivitäten in der Öffentlichkeit genötigt, die ihm eigentlich fremd sind.
Dagobert entdeckt die Mode für sich
Die Gründe dafür, dass er in etwas einwilligt, das ihm zuwider ist, sind in beiden Fällen rein wirtschaftlich motiviert: Er erhofft sich von einem besseren Erscheinungsbild einen Aufschwung seiner Geschäfte. Das geht beides Mal schief. Einmal, weil er von seinem Konkurrenten Klaas Klever dazu verleitet wurde und er über die modischen Auftritte seine Geschäfte vernachlässigt hat.
Das andere Mal ist komplizierter gelagert: Dagobert Duck wird von seinen Großneffen dazu gebracht, einen Stilberater aufzusuchen, weil er angeblich „keinen Stil“ habe. Die wechselnden Erscheinungsbilder aber, die er nun in der Öffentlichkeit zeigt, um für seine Produkte zu werben, nimmt ihm keiner seiner Mitbürger ab. Er hat nun Stil, wirkt aber nicht authentisch. Erst als er seinen Berater feuert und dann wieder einstellt, mit dem klaren Auftrag, einen Stil zu entwerfen, der zu ihm passt, kehrt der wirtschaftliche Erfolg zurück. Die Botschaft ist klar: Sei du selbst, vor allem in der Mode.
So geht das fort und fort in den 25 Beiträgen des Bandes. Ein entspanntes Verhältnis zu Fragen der Mode findet sich in keinem von ihnen, aber wohlwollendes Interesse durchaus. Extravagantes ist den Comiczeichnern leicht verdächtig, insgesamt aber staunen sie eine Welt an, deren Gesetze sie nicht immer verstehen, deren Freiheiten sie aber durchaus bewundern. Denn was Erfolg hat, entscheidet letztlich das Publikum, während selbsternannte Modezaren scheitern, wenn sie etwas durchsetzen wollen, das nur ihnen gefällt. Das ist der basisdemokratische Instinkt von Entenhausen.