Das können die Union-Frauen aus dem erfolgreichen Saisonauftakt mitnehmen | ABC-Z

Fünf Lehren aus den ersten vier Spielen
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Das können die Union-Frauen aus dem erfolgreichen Saisonauftakt mitnehmen
Mi 24.09.25 | 13:00 Uhr | Von
Die Frauen von Union Berlin haben ihre englische Woche mit einem 2:1-Sieg gegen Jena erfolgreich fortgesetzt. Die Haupstädterinnen scheinen immer besser in der 1. Liga anzukommen, doch klappt schon alles? Fünf Lehren aus den ersten vier Spielen.
Lehre 1: Union ist in der Liga angekommen
Nein, der 1. FC Union Berlin ist kein ganz normaler Aufsteiger. Der Klub aus Köpenick treibt seit längerem ein überaus ambitioniertes Projekt an, das innerhalb von drei Jahren von Liga drei ins Oberhaus führte. Auch die Investitionen im Transfersommer zeigen, dass die “Eisernen” große Ziele verfolgen. Und trotzdem waren die Fragezeichen vor dem Debüt in der 1. Fußball-Bundesliga groß. Kann Union auf dem höchsten Niveau sofort bestehen?
Nun, sofort nicht. Union startete etwas holprig in die Spielzeit 2025/26. Ein 1:1-Unentschieden gegen Mitaufsteiger Nürnberg und eine 2:3-Niederlage in Leverkusen waren kein optimaler Beginn. Doch die Berlinerinnen wurden – auch weil die Leistungen stimmten – nicht unruhig und antworteten mit zuletzt zwei Siegen in Folge. Die Erfolge gegen Essen (2:0) und Jena (2:1) haben Union in die Spur gebracht, sieben Punkte aus vier Spielen sind eine zufriedenstellende Bilanz.
“Wir hatten in den letzten drei Jahren immer das Ziel, im Oberhaus bei den Besten mitzuspielen. Das machen wir jetzt. Wir haben einen guten Saisonstart hingelegt, müssen aber – wie jedes andere Team – an noch vielem arbeiten”, sagte Trainerin Aileen Poese nach dem Sieg in Jena.
Lehre 2: Ein guter Start, doch die harten Brocken kommen erst noch
Der Aufsteiger scheint bereits in der Liga angekommen zu sein. Das spiegelt auch die selbstbewusste Spielweise wieder. Union agiert frech, traut sich viel und hat keine Scheu, als Aufsteiger das Tempo einer Partie zu diktieren – sei es durch hohes Anlaufen oder auch mal durch den tiefen, gut organisierten Block. Alles passiert mit einer guten Grundintensität. Union wird selten passiv, stellt den Gegner mit und gegen den Ball immer vor Herausforderungen. Es zeigt sich das Selbstbewusstsein einer Mannschaft, die seit Jahren mit ihrem Ansatz Erfolg hat.
Sinnbildlich dafür steht das 1:0 im Spiel gegen Jena am Dienstagabend, als sich Katja Orschmann in der 29. Minute einfach mal ein Herz fasste, aus rund 20 Metern abschloss und den Ball ins Tor bugsierte. Eine mutige Aktion, die belohnt wurde.
Einordnend muss allerdings gesagt werden, dass Union ein recht leichtes Auftaktprogramm erwischt hat – die wirklich harten Brocken kommen erst noch. So muss der Klub aus Köpenick beispielsweise im November gegen die Topteams aus Bremen, Wolfsburg und München direkt hintereinander spielen. Es drohen Durstrecken, die Union aus dem Erfolgsrausch der vergangenen Jahre nicht kennt und die das Team um Trainerin Poese besonders fordern könnten. Umso besser, dass Union früh ins Punkten kommt und sich so ein Polster auf die Abstiegsränge aufbauen kann.
Lehre 3: Die Neuzugänge machen Union bereits besser
Dass Union bereits wie ein Erstligist aussieht, liegt auch an den Neuzugängen. Der Aufsteiger hat im Sommer außergewöhnliche Transfers getätigt und sich gleich sechs gestandene Erstligaspielerinnen von der Konkurrenz sichern können.
Allen voran die Verpflichtung von Tanja Pawollek sorgte für Aufsehen. Die 26-Jährige ist polnische Nationalspielerin und langjährige Bundesliga-Spielerin. Zuletzt war sie auch Kapitänin von Eintracht Frankfurt. Eine echte Anführerin, die geholt wurde, um voranzugehen. Bei Union ist sie auf Anhieb gesetzt, hat in allen vier Ligaspielen 90 Minuten gespielt. Sie verleiht dem Unioner Spiel viel Reife und Balance.
Auch Neuzugang Sophie Weidauer ist bislang ein echter Gewinn. Union konnte die 23-Jährige von Werder Bremen loseisen und somit eine Mittelstürmerin mit bewiesenem Erstligaformat dazugewinnen. Auch Weidauer ist bereits eine feste Größe im Unioner Spiel, trug mit ihrem ersten Saisontor zum Sieg gegen Essen bei und ist auch über ihre Torgefahr hinaus wichtig für die Mannschaft.
Auch Eileen Campbell im zentral-offensiven Mittelfeld und Samantha Steuerwald (kamen beide vom SC Freiburg) in der Innenverteidigung haben sich bereits zur Stammspielerinnen gemausert. So formt sich derzeit eine neue Achse aus Neuzugängen und bewährten Spielerinnen, die dabei hilft, in der neuen Liga richtig Fuß zu fassen.

Lehre 4: Die Fans sind ein wichtiger Faktor
Eine weitere große Hilfe ist die Unterstützung der Fans. Union hat in den ersten beiden Heimspielen der neuen Saison mit 11.242 gegen den 1. FC Nürnberg und 7.184 Zuschauern gegen die SGS Essen jeweils beeindruckende Kulissen präsentieren können. Mit vier Punkten aus zwei Spielen ist der Aufsteiger im Stadion An der Alten Försterei noch ungeschlagen. Die Heimspielstätte könnte ein großes Faustpfand in dieser Saison werden.
Aber auch auswärts erfahren die Union-Spielerinnen viel Unterstützung. Trotz der ungelegenen Spielzeit am Dienstagabend und den herbstlichen Temperaturen hatten sich mehr als 200 Anhänger mit den Berlinerinnen auf den Weg nach Thüringen zum Spiel gegen Carl Zeiss Jena gemacht. “Es war ein sehr schönes Gefühl, gerade mit den ganzen Fans im Rücken. Wir hätten nicht erwartet, dass so viele heute mitreisen”, zeigte sich Katja Orschmann nach dem 2:1-Auswärtserfolg erfreut.
So wird die Einheit aus Fans und Team auch in der laufenden Saison ein wichtiger Erfolgsfaktor für Union.
Lehre 5: Torhüterin Bösl hat noch Probleme
Doch bei allen Lobeshymnen verraten fünf liegen gelassene Punkte zum Saisonstart auch, dass bei Union noch nicht alles klappt. Trotz der erfahrenen Neuzugänge und der mutigen Spielweise musste der Aufsteiger auch immer wieder Lehrgeld zahlen. Die Fehler, die sich natürlicherweise im Spiel einschleichen, werden in der 1. Liga deutlich konsequenter bestraft. Allen voran Torhüterin Cara Bösl hat diese neue Realität zu spüren bekommen.
Die 28-Jährige hatte am 2. Spieltag gegen Bayer Leverkusen einen folgenschweren Patzer produziert. Einen eher harmlosen Schuss von Bayer-Stürmerin Vanessa Fudalla ließ Bösl unter ihrem Körper hindurch ins Tor flutschen – das 0:1 nach nur drei Minuten, das mit zur Niederlage beitrug.
Am vergangenen Dienstag verschuldete die Torhüterin gegen Jena erneut einen Gegentreffer. Bösl ließ einen Rückpass bei der Annahme viel zu weit abspringen, so dass plötzlich die anlaufende Stürmerin Isabella ihren Fuß an den Ball bekam. Dieser landete vor Jenas Rieke Tietz, die aus kurzer Distanz zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf. So ist Bösl bislang eher ein Unsicherheitsfaktor als ein sicherer Rückhalt. Große Zweifel werden an ihr aber wohl erst einmal nicht aufkommen – dafür waren ihre Leistungen im Aufstiegsjahr zu gut.
















