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“Das ist was, das uns umbringt”: Russen kämpfen tödlicher – dank illegaler Starlink-Terminals | ABC-Z


“Das ist was, das uns umbringt”

Russen kämpfen tödlicher – dank illegaler Starlink-Terminals

Bislang helfen Zehntausende von Starlink-Schüsseln vor allem dem zahlenmäßig unterlegenen ukrainischen Militär. Doch laut “Washington Post” ist es mit diesem Vorteil nun vorbei. Demnach nutzt die russische Armee immer mehr illegal importierte Starlink-Terminals – mit fatalen Erfolgen.

Die russischen Streitkräften in der Ukraine sind mithilfe illegal eingeführter Starlink-Terminals tödlicher und agiler geworden. Dies berichtet die “Washington Post” unter Berufung auf sechs ukrainische Soldaten und Offiziere aus verschiedenen Einheiten in der umkämpften Region Donezk. Demnach nutzt Russlands Armee inzwischen Elon Musks Satellitenkommunikationssystem, um ihre Angriffe besser zu koordinieren, mehr Drohneneinsätze zu fliegen und ukrainische Truppen präziser zu beschießen.

Bislang halfen Zehntausende von Starlink-Schüsseln vor allem dem ukrainischen Militär auf dem Schlachtfeld. Der Zugang zu zuverlässigem, starkem Internet ermöglichte ihm schnelle und präzise Angriffe und einen Vorteil gegenüber den zahlenmäßig überlegenen Russen. Diese mussten sich dagegen hauptsächlich auf Funkgeräte verlassen, was zu vergleichsweise schwerfälligen Reaktionen führte.

Wie die ukrainischen Soldaten der “Washington Post” berichten, hat Russland jedoch diese technologische Lücke inzwischen geschlossen und die Anzahl und Präzision der Angriffe verbessert. Die Streitkräfte nutzen Starlink nun auf ähnliche Weise wie die Ukrainer. “Sie haben uns einfach überwältigt”, sagte ein Offizier der 72. mechanisierten Brigade, die das Gebiet um Wuhledar seit 2022 verteidigt hatte und sich kürzlich zurückziehen musste. Er bezeichnete den russischen Einsatz von Starlink als einen der wichtigsten Faktoren, der zusammen mit Personal- und Waffenmangel den Fall der Stadt in diesem Monat beschleunigt hat.

Auch ukrainische Truppen, die Aufklärungsdrohnen in der Nähe von Nowohrodiwka südöstlich der strategischen Donezk-Stadt Pokrowsk fliegen, beschreiben, dass sie seit letztem Monat Starlink-Terminals in den russischen Linien sehen: “Vorher konnten die Russen einige ihrer Bewegungen, Manöver, Artillerie und Infanterie nicht kontrollieren”, sagte ein Kommandeur eines Drohnenzuges der 93. mechanisierten Brigade. Abgefangene russische Funksprüche zeigten früher, dass die Soldaten den Befehlshabern oft unvollständige oder falsche Informationen übermittelten. Das hat sich laut dem Ukrainer aufgrund von Beobachtungen der feindlichen Taktik geändert.

Die russische Nutzung von Starlink ist Ukrainern zufolge nicht der einzige Faktor, der Moskau geholfen habe, sich in Richtung Pokrowsk durchzuschlagen. Allerdings habe er eindeutig eine Rolle gespielt, sagte ein Bataillonskommandeur, der im 47. Bataillon ist, der “Washington Post” und kritisierte die seiner Meinung nach unzureichende Reaktion, um die russische Nutzung von Starlink zu verhindern. “Das ist etwas, das uns umbringt.”

Schwarzmarkt für Starlink blüht

Dabei ist die Ausfuhr der Starlink-Terminals nach Russland – wie die vieler anderer US-Elektronikgeräte – eigentlich verboten. Dennoch gibt es offenbar einen blühenden Schwarzmarkt für die Geräte, der durch die hohe Nachfrage von Militärs und privaten Käufern angeheizt wird. Wie die “Washington Post” weiter schreibt, werden die meisten Terminals über Telegram verkauft und von Moskau an die Front geliefert. Ein Terminal und Anschlussgebühren gibt es demnach schon für etwas über 1.000 Dollar. In Telegram-Chats zum Thema “Kundenbetreuung” berichteten Nutzer, dass es einfach sei, Starlink-Kits im Ausland zu kaufen und zu registrieren. Die meisten würden in Europa erworben und über die Vereinigten Arabischen Emirate transportiert.

Eine Person, die mit Starlink vertraut ist, sagte der “Washington Post”, dass das Betreiber-Unternehmen SpaceX technisch in der Lage sei, den Standort aktiver Terminals zu identifizieren. Allerdings könne es schwierig sein, die Benutzer am “vorderen Rand des Kampfgebiets” zu erkennen, wo ukrainische und russische Truppen operieren. Ähnlich klingt Stacie Pettyjohn vom Center for a New American Security. Die Bemühungen der USA, Russlands Starlink-Einsatz einzuschränken, scheinen aus ihrer Sicht “nicht sehr effektiv zu sein” – auch wegen der sich verschiebenden Frontlinien. “Ukrainische Truppen sind jetzt in Russland. Wo genau sind die Frontlinien?”, so Pettyjohn. “Wenn man eine Grenze zieht, wo es funktioniert und wo nicht, legt man im Grunde die Frontlinien dort fest, wo sie sind, und hindert die Ukrainer daran, in die Offensive zu gehen.”

Die Frustration über Elon Musk, der hinter Starlink steht, ist entsprechend groß in der Ukraine. Einige der Soldaten kritisierten Musk namentlich und sagten, sein Unternehmen habe nicht genug getan, um gegen die illegale Nutzung vorzugehen. Auch bezweifelten sie, dass er das Problem überhaupt lösen wolle. Musk ist bekannt für seine prorussische Haltung. Sein Unternehmen SpaceX hatte zwar der Ukraine nach der russischen Vollinvasion 2022 zunächst eine kostenlose Starlink-Verbindung zur Verfügung gestellt, drohte dann aber mit der Einstellung des Dienstes und verwies auf die hohen Kosten. Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit lenkte Musk schließlich ein. Musk lehnte auch Kiews Bitte ab, Starlink für Seedrohnen bei einem geplanten Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte im Jahr 2022 nutzen zu können.

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