„Das Herz von St. Pauli“: Pfiffe und Applaus – Kontroverse um St. Paulis abgeschaffte Stadion-Hymne | ABC-Z

Vor dem Heimspiel gegen Freiburg hat der FC St. Pauli entschieden, die Hymne „Das Herz von St. Pauli“ nicht mehr zu spielen. Hintergrund ist die Vergangenheit des Texters. Diese Entscheidung führt zu emotionalen Reaktionen im Stadion.
Zum ersten Mal seit 20 Jahren ist vor einem Heimspiel des FC St. Pauli nicht mehr die Stadionhymne „Herz von St. Pauli“ gespielt worden. Diese Entscheidung des Klubs hat vor der Bundesliga-Partie gegen den SC Freiburg für emotionale Reaktionen am Millerntor gesorgt. Ein Teil der Fans pfiff den St. Paulis Präsidenten Oke Göttlich aus. Ein anderer Teil applaudierte.
„Wir hängen alle an dem Lied, ich auch. Aber eine Hymne in einem Stadion funktioniert nicht, wenn 20, 30, 40 Prozent dagegen sind. Wir müssen das in einer Debatte ausdiskutieren, die jetzt erst angefangen hat“, sagte St. Paulis Sicherheits-Chef Sven Brux über die Stadionmikrofone.
Hintergrund der Kontroverse ist die NS-Vergangenheit des Texters Josef Ollig, die Beschäftigte vom FC-St.-Pauli-Museum zuvor selbst recherchiert hatten. Fans des Klubs sind nun unterschiedlicher Meinung, ob man das Lied im Stadion weiter abspielen oder dieses Ritual beendet solle.
Die Vereinsspitze entschied sich am Freitag zumindest vorerst für Letzteres und will die Diskussion mit den Anhängern nach der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Diskussion fortsetzen. „Debatten in diesem Verein sind das, was diesen Verein groß gemacht hat“, sagte Präsident Göttlich ebenfalls vor dem Freiburg-Spiel über die Stadionmikrofone.
Hans Albers sang das Lied 1957
Das Lied „Das Herz von St. Pauli“ wurde von Hans Albers in dem gleichnamigen Film von 1957 gesungen. Vor den Heimspielen wurde es Lied in der rockigen Version der Band „Phantastix & Elf“ gespielt.
Der FC St. Pauli steht traditionell für ein Engagement gegen Rassismus und Rechtsradikalismus. Die Hamburger hatten 1998 schon ihr Stadion umbenannt, nachdem die NS-Vergangenheit des bisherigen Namensgebers Wilhelm Koch öffentlich geworden war.
Das Weglassen des Songs brachte der Mannschaft zumindest kein Glück. Am Ende eines extrem mäßigen Spiels stand eine 0:1-Heimniederlage zu Buche, für welche die Hamburger auch noch selbst gesorgt hatte. Philipp Treu hate einen Schuss von Freiburgs Christian Günter ins eigene Netz gelenkt.
dpa/SUF