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Das „Damenbildnis à la japonaise“ von Franz von Stuck ist erstmals öffentlich zu sehen. – München | ABC-Z

Am 18. Oktober wurde die zu großen Teilen sanierte Villa Stuck wiedereröffnet. Und wer will, kann sich dort nun die frisch herausgeputzten historischen Räume mit neuer Hängung, neuer Ausstattung und neuen Werken ansehen. Wer dagegen wissen will, wie das alte Atelier von Franz von Stuck um 1898 aussah: Das zeigt eine Fotografie von August Lorenz, die in der Online-Sammlung des Museums zu finden ist. Was das Foto auch zeigt, das ist eine Reihe von Gemälden. Und dazu gehört ganz rechts unten das Porträt einer selbstbewusst blickenden Frau in einem japanischen, kunstvoll bestickten Kimono. Was man schwarz-weiß aber nur eingeschränkt erkennt. Wie das Porträt real, wie es in Farbe ausschaut? Das konnte man als Stuck-Anhänger nur raten. Bis jetzt.

Denn vor einigen Wochen ist das davor nur als fotografische Reproduktion bekannte „Damenbildnis à la japonaise“ von 1899 real aufgetaucht. Beim Münchner Auktionshaus Karl & Faber, wo es am 14. November versteigert wird. Aktuell und noch bis zum 13. November lässt es sich in den Räumen von Karl & Faber am Amiraplatz 3 öffentlich besichtigen. Und das zum ersten Mal überhaupt. Damit ist es in kurzer Zeit das zweite Stuck-Gemälde, das erstmals im Original zu sehen ist. Gehört zu den in der Villa Stuck neu gehängten Bildern aus dem Frühwerk mit dem um 1914 gemalten „Bildnis der Frau Fränkel (Bildnis einer Mainzerin)“ doch ein Gemälde, das bisher ebenfalls nur durch ein Schwarz-Weiß-Foto bekannt war. Es wurde dem Haus von der Münchner Sammlerin Eva Adelgunde Jakob vermacht.

Was das 50 mal 43 Zentimeter große, auf 30 000 bis 40 000 Euro geschätzte „Damenbildnis à la japonaise“ betrifft, das hatte zuletzt in Baden-Württemberg seinen Ort. „Das Bild stammt aus einer Unternehmenssammlung“, verrät Heike Birkenmaier, Expertin für Alte Meister und Kunst des 19. Jahrhunderts bei Karl & Faber. Dort war es „jetzt in zweiter Generation“. Wo es davor war? Da klafft bis jetzt noch eine Lücke. Aber dafür weiß man, wer der erste Besitzer war. Auf der Querleiste und dem vermutlich noch ursprünglichen Rahmen findet sich nämlich das Signet „Ackermann“.  Das steht für: Max Ackermann, der von 1909 an Schüler bei Franz von Stuck an der Münchner Kunstakademie war. Das Max-Ackermann-Archiv hat das, so Heike Birkenmaier, auf Nachfrage bestätigt.

Wie lange das Bild in Ackermanns Besitz war, ist unbekannt. Auch, wer die „Dame“ darauf ist. Was dafür bekannt ist: Stuck hat dasselbe Modell „à la Japonaise“ im selben Jahr auch noch im Profil gemalt. Das entsprechende Bild, das auf dem erwähnten Atelier-Foto ebenfalls zu sehen ist, wurde 2012 bei Sotheby’s versteigert. Zu diesem Profilbild existiert außerdem auch eine Fotovorlage von Mary oder Franz von Stuck. Und man darf annehmen, dass auch das „Damenbildnis à la japonaise“ nach einer Fotografie entstand. Denn der Künstler betrieb mit seiner Frau im Keller seiner Villa ein Fotostudio und nutzte es für die Aufnahme von Figurenstudien und Porträts. Und was den Kimono betrifft: Dieser zeigt, dass wohl auch Stuck vom Japanfieber erfasst wurde, das damals in München um sich griff.

Den Anstoß dafür gab die allererste deutsche Japan-Ausstellung, die 1885 im königlichen Glaspalast zu sehen war. Ein Jahr später wurde die Erfolgsoperette „Der Mikado“ im Gärtnerplatztheater aufgeführt – mit viel Exotik und üppigen Kostümen. Und mit der Folge, dass sich dutzende Münchner Geschäfte mit „japanischen“ Stoffen oder Geräten füllten.

Tatsächlich wirkt der Kimono auf Stucks Gemälde auch eher europäisch als japanisch. Im Jahr 1900 hat Stuck übrigens auch noch sein Modell Lydia Feez im Kimono fotografiert. Während das „Japanische“ bei dem für seine antiken oder mythologischen Motive bekannten Künstler sonst eher die Ausnahme ist. Eine Ausnahme, wie sie vielleicht auch die Ausstellung des „Damenbildnisses“ ist. Denn wer weiß, wohin das Bild danach verschwindet.

Franz von Stuck: Damenbildnis à la japonaise, zu sehen bei Karl & Faber, bis 13. Nov., tgl. 10–18 Uhr, Amiraplatz 3, www.karlundfaber.de

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