Das berichtet eine betroffene Einwohnerin | ABC-Z
Paola Gasp, Sie mussten wegen der schweren Feuer in Los Angeles Ihr Haus an der Grenze von Altadena und Pasadena verlassen. Wo befinden Sie sich gerade?
Ich bin mit meiner Familie in einem Hotel. Die Evakuierungsanordnung für unsere Wohngegend ist inzwischen zwar aufgehoben, aber wir werden noch bis Montag hierbleiben, weil die Luftqualität dort sehr schlecht ist.
Wie ist die Lage bei Ihnen?
Hier, wo wir jetzt sind, ist es in Ordnung. Hier gibt es keine Brände. Aber in Los Angeles ist die Lage verheerend.
Sie betreiben zwei Restaurants.
Ja, den ersten Standort von „Amara Kitchen“ habe ich 2012 in Highland Park eröffnet und den zweiten im April 2021 in Altadena. Das Restaurant in Altadena ist vollständig abgebrannt.
Schon am Dienstabend sahen wir von unserem Haus das Feuer in den Bergen. Und obwohl wir ein ganzes Stück weit weg wohnen, wurde für unsere Gegend vor einer möglichen Evakuierung gewarnt – das war sehr beunruhigend. In dieser Nacht haben wir nicht geschlafen. Am Morgen kam dann die Evakuierungsanordnung. Da die Behörden angekündigt hatten, dass der Strom abgeschaltet wird, wollten wir zum Restaurant fahren, um alle Geräte vom Strom zu trennen, damit nichts in Flammen aufgeht, wenn der Strom zurückkommt.
Da waren die Brände bereits deutlich näher gerückt.
Nur sechs Straßen von unserem Haus entfernt standen bereits der Friedhof und das Mausoleum in Flammen. Der Wind hatte die Bäume und die Telefonleitungen heruntergeholt, Autos brannten. Wir sind weitergefahren. Ich konnte es gar nicht glauben. Als wir in die Straße eingebogen sind, in der sich der Laden befindet, konnten wir sehen, dass alle Häuser brannten. Auch unser Restaurant stand komplett in Flammen. Wir waren geschockt. Der Rauch war so dicht, obwohl es morgens war, war es stockdunkel. In diesem Moment wollten wir nur noch weg.
Haben Sie und Ihre Familie noch mehr verloren in dem Feuer?
Das Dach von unserem Wohnhaus. Der Wind war in dieser Nacht sehr stark. Als wir losfuhren, haben wir gesehen, dass er die Dachziegel heruntergeweht hat. Aber wir hatten Glück: Hätte der Wind an diesem Morgen nicht nachgelassen, hätten wir unser Zuhause auch verloren.
Wie geht es Ihnen und den Menschen in Ihrem Umfeld?
Ich glaube, wir empfinden alle ähnlich. Natürlich habe ich meinen Laden verloren, viele meiner Kunden und Freunde habe ihre Häuser verloren. Aber das Traurigste ist, dass es nicht nur die Häuser oder die Geschäfte sind – es ist die Gemeinschaft, die wir verloren haben, die ganze Stadt. Außerdem sind alle verärgert über die ausgebliebene Hilfe. Die Einzigen, die ihre Häuser retten konnten, sind diejenigen, die mit dem Gartenschlauch in der Hand zurückgeblieben sind und ihr Leben riskiert haben.
Gab es keine Unterstützung beim Löschen?
Es war kaum Feuerwehr vor Ort. Sie sagen, es gab kein Löschwasser in den Hydranten, dass sie überlastet waren, wegen der anderen Feuer. Aber das ergibt keinen Sinn, das Feuer in Pacific Palisades war weit weg. Die Ironie der Geschichte ist, dass mein Restaurant in Altadena direkt neben der Feuerwache lag. Die steht noch – mein Laden ist abgebrannt.
Das heißt, die Menschen sind wütend auf die Regierung?
Ja, die Behörden wussten, dass es sehr stürmisch werden würde. Sie hätten den Strom viel früher abschalten können. Wie kann es sein, dass sie die ganze Gemeinde haben abbrennen lassen? Es stimmt zwar, dass es in der Nacht sehr windig war, aber als wir am Morgen losfuhren und rund um uns herum alles in Flammen aufging, war da fast kein Wind mehr. Und trotzdem war kaum Feuerwehr da.
Welche Art von Hilfe bekommen Sie jetzt?
Was die Regierung tut, weiß ich nicht. Aber wenn ich sehe, was die Menschen alles tun, um die Betroffenen vor Ort zu unterstützen, bin ich wirklich beeindruckt. Alle sind bereit, zu helfen und ihre Zeit, ihr Geld und ihre Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Das ist gerade für die Evakuierten sehr positiv.
Zu sehen, wie sich die Menschen gegenseitig helfen, ist wirklich inspirierend. Vielleicht können wir unsere Kultur ja dahingehend verändern: Dass sich die Menschen öfter selbst helfen. Auch kleine Gemeinden wie Altadena. Wäre Altadena eine eigene Stadt und nicht Teil von L.A., hätte sie vielleicht besser reagieren können, anstatt auf Hilfe aus der großen Stadt zu warten.
Wie geht es für Sie weiter?
Wie die meisten Restaurants mussten wir ein paar Tage schließen. Die Luftqualität war viel zu schlecht, außerdem hätte es sich falsch angefühlt, in so einer Situation meine Mitarbeiter zur Arbeit zu bitten. Aber seit Freitag haben wir die Filiale in Highland Park wieder geöffnet. Wir schauen einfach von Tag zu Tag und hoffen, dass die Menschen kommen und uns unterstützen. In meinem Restaurant in Altadena haben zwanzig Angestellte gearbeitet, Menschen, die Familien haben, die auf ihren Job angewiesen sind und jetzt vielleicht arbeitslos werden. Ich hoffe sehr, dass ich schnell einen neuen Standort finde, sodass ich sie nicht entlassen muss.