Kultur

Günther Uecker: “Tanzen tue ich auch gerne” | ABC-Z

Auch wenn man ihn nicht auf den ersten Blick sieht, spürt man doch sofort seine Energie. Es ist ein verschachteltes zweistöckiges Atelier, das wir in Düsseldorf am Hafen betreten, auf dem Boden liegen Aquarelle in leuchtenden Farben, an den Wänden lehnen Frühwerke aus den Fünfzigerjahren, daneben Schränke und Tische mit unzähligen Büchern, Zeitschriften, Pinseln – und irgendwo dazwischen sitzt auf einem kleinen ausrangierten Konzerthausstuhl in einem hellen T-Shirt das Energiezentrum des gesamten Ensembles: der Künstler Günther Uecker, weltweit berühmt durch seine poetischen Nagelbilder. Er ist gerade 95 Jahre alt geworden, doch aus seinen Augen blitzt fast kindliche Neugier. Er spricht sehr ruhig über sein langes, wildes Leben, sehr warmherzig über sein brutales Aufwachsen in Krieg und Nachkriegszeit, sehr spirituell über das Wesen der Kunst. Uecker strahlt eine große Versöhnlichkeit aus, wie ein Buddha sitzt er auf seinem Stuhl – und lächelt. Im Buddhismus erklärt man dieses Lächeln mit der unendlichen Gelassenheit, mit der nur sehr wenige irdische Wesen auf ihr Leben blicken können.

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