Darum sollen 1200 Flüchtlinge in Lichtenberger Hotel leben | ABC-Z
Von Johannes Malinowski und Stefan Peter
In den Hotelkomplex an der Landsberger Allee 203 in Lichtenberg sollen perspektivisch 1200 Flüchtlinge einziehen. B.Z. erklärt, was dahintersteckt.
Im Juni sind 833 Asylbewerber in Berlin angekommen, dazu 871 Flüchtlinge aus der Ukraine. Die Notunterkünfte sind mit mehr als 10.000 Menschen längst überfüllt. „Davon leben alleine 4000 Ukrainer in Zelten auf dem alten Flughafen Tegel“, sagt Sascha Langenbach, Sprecher des Berliner Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). „Das ist für die Menschen unzumutbar.“
Kleinere Häuser mit 90 oder auch 350 Plätzen seien da unerheblich. „Die Menschen sind da und unsere Aufgabe ist es, sie menschenwürdig unterzubringen.“ Grund genug für das Land, in großen Dimensionen zu denken – wie jetzt in Lichtenberg.
35.000 Flüchtlinge in LAF-Unterkünften
Aktuell leben rund 35.000 Flüchtlinge in Unterkünften des LAF. Lichtenberg liegt mit 11,56 Prozent auf Platz vier unter den Bezirken. Der dortige CDU-Abgeordnete Dennis Haustein (34) kritisiert die Verteilung.
„Einige Bezirke leisten einen übergroßen Anteil zur Flüchtlingsunterbringung und andere, wie Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte, machen sich einen schlanken Fuß“, sagt er. „Diesen Eindruck kann man bei den Leuten vor Ort nur schwer erklären.“
Unterkunft keine Luxusunterbringung
Die Entscheidung, wenige Großunterkünfte einzurichten und nicht viele kleine, findet Haustein dagegen richtig. „Was es bei den Nachbarn auslöst, wenn ich einen Park oder grünen Innenhof mit Containern zustelle, konnten wir schon in anderen Bezirken sehen.“
Die Großunterkunft werde keine luxuriöse Untebringung. Stattdessen sollen die Menschen zu dritt oder viert in einem Zimmer leben. Eine Schule im selben Gebäude soll dafür sorgen, dass die sozialen Einrichtungen im Umkreis nicht weiter belastet werden.
Dass 1200 eine hohe Zahl ist, räumt auch LAF-Sprecher Langenbach ein. „Das haben wir aber anderswo auch.“ Auf dem ehemaligen Tempelhof leben 1400 Leute, dazu 850 im benachbarten Containerdorf. „Davon bekommt man dort in Wahrheit gar nichts mit.“
Die Verwaltung von Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (48, SPD) verspricht, dass es in der Großunterkunft auch „Tages- und Freizeitangebote“ für die Flüchtlinge geben soll. „Für alle Menschen in der Nachbarschaft“, so eine Sprecherin der Behörde zur B.Z. Welche Angebote konkret? Unklar.
Außerdem schlägt die Kiziltepe-Verwaltung eine sogenannte Gemeinschaftspauschale vor. „Damit möchten wir die Bezirke bei den Herausforderungen bei der Unterbringung und der Integration Geflüchteter unterstützen“, so die Sprecherin. „Diese Pauschale ist für das Gemeinwohl aller Menschen in den Kiezen gedacht.“ Wie hoch diese Pauschale ist, was die Bezirke davon kaufen können – diese Fragen beantwortet die Sprecherin allerdings nicht.