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Darts-WM: Niko Springer verliert Spektakel, hinterlegt aber seine Visitenkarte | ABC-Z

Niko Springer ist bei der Darts-WM in London trotz eines überaus gelungenen Debüts ausgeschieden. Zwei Bouncer und ein paar Fehler zu viel auf den Doppeln kosteten ihn womöglich den Sieg. Nun warten alle gespannt auf sein erstes Jahr auf der Profitour.

Am Ende stand natürlich auch die Enttäuschung. Zu ärgerlich und knapp war die WM-Erstrundenniederlage für Niko Springer beim 1:3 gegen Scott Williams. „Mir war es wichtig, dass ich mich gut verkaufe, und ich finde, ich habe das phasenweise geschafft“, sagte Niko Springer: „Ich habe mich wohlgefühlt, insgesamt ein gutes Spiel gemacht, aber ich wäre schon gern weitergekommen. Vielleicht nächstes oder übernächstes Jahr. Ich habe, denke ich, noch viel vor mir.“

Seine Freundin war bereits in der Gegenwart emotional überwältigt von ihrem talentierten Partner. Als Niko Springer seinen Weg auf die Bühne ging, wurden beim Anhang die Augen feucht. Tränen, die sie sich wenig später mit einem Lachen aus dem Gesicht wischte.

Denn der „Meenzer Bub“ machte bei seinem Debüt von Beginn an einen nervenstarken Eindruck, kam bestens ins Match und holte sich den ersten Satz mit 3:0. Allein die 170 zum Gewinn des Durchgangs blieb ihm verwehrt. Von Akklimatisierungsproblemen keine Spur. Springer feierte seine gewonnen Legs, blieb kurz stehen, drehte sich um und strahlte auch sonst Positivität aus.

„Ich war aber ein wenig nervös, hatte gestern bereits die Atmosphäre mitbekommen. Direkt als ich in die Halle kam, fiel der 9-Darter, und die Lautstärke hat mich schon ein bisschen geschockt. Ich hatte schon gehört, dass es sehr laut ist. Aber dass es so laut ist, hätte ich nicht gedacht“, gestand Springer, der sich davon jedoch nichts anmerken ließ.

Williams nutzte die Pause für weitere Übungspfeile, war unzufrieden und besserte seine Laune mit dem Break zum 1:0 in Durchgang zwei, verpasste aber die 138 Punkte zum 3:0. Springer blieb im Satz, verkürzte auf 1:2 und hatte dann Pech mit zwei Bouncern, die ihm jeweils nur 120 statt 180 Punkte brachten und letztlich den Satz kosteten.

Beide Spieler hatten nun noch einmal einen Gang hochgeschaltet und lieferten das bislang beste Match dieser WM. Im dritten Leg des dritten Satzes sprang Springers Average erstmals über die 100-Punkte-Grenze, er lag damit knapp sechs Punkte über dem seines Gegners – im Ergebnis aber eben weiter hinten. „Er ist ein herausragender Scorer, großartig“, lobte auch TV-Experte und ehemaliger Premier-League-Sieger Glen Durrant: „Ich bin sehr gespannt, was wir von ihm in Zukunft sehen werden.“

Springer stand auch gegen den letztjährigen WM-Halbfinalisten Williams schon vor einem großen Erfolg. Der 24-Jährige war bei den Anwurflegs des Engländers oft nah am Break, verpasste dann aber ein ums andere Mal das Bullseye. Viel mehr bot der Gegner nicht an. „Zu viele Darts im Single-Bull und nicht im Doppel-Bull. – das hat den Unterschied gemacht“, resümierte auch Springer nach dem über weite Strecken hochklassigen Match.

Auch Williams lobt Springer

Satte sieben 180er lieferten beide allein im dritten Durchgang, 16 waren es am Ende, das sich erst spät im vierten Durchgang abzeichnete. Springer führte mit 2:1, beide waren mit einer 180 gestartet, Williams aber warf sogar noch den vierten, fünften und sechsten perfekten Dart hinterher und holte sich das 2:2.

Im Decider konnte Springer zwei Darts auf der Doppel-8 nicht zum Check-out nicht nutzen, so dass Williams den Sieg perfekt machte. Die letzten Pfeile fassten das Match passend zusammen. Williams brauchte 22 Versuche für neun Treffer auf den Doppelfeldern, Springer holte mit 30 Chancen nur sieben Legs. Da nutzte auch der um zweieinhalb Punkte höhere Average von 98,28 nicht viel.

Und dennoch hinterließ er beim ersten Mal auf großer Bühne seine Visitenkarte. Springer lieferte den Beweis, weshalb kein anderer deutscher Spieler vor seinem Start auf der Profitour mit so viel Vorschusslorbeeren bedacht wurde wie er. Im Januar geht er in seine erste Saison als Profi.

Seine erste WM-Teilnahme und auch die Tourkarte hatte er über die Development Tour perfekt gemacht. Dank konstant starker Leistungen und drei Turniersiegen war er in der Abschlusstabelle der Nachwuchs-Turnierserie der PDC am Ende hinter Wessel Nijman auf Platz zwei gelandet und hatte bereits erfahrene Spieler wie Keane Barry oder Nathan Rafferty deutlich hinter sich gelassen.

Nun also erstmals ein Jahr bei den Großen, nachdem er zunächst seine Ausbildung zum Justizfachwirt abgeschlossen und ein Jahr beim Landgericht in Wiesbaden gearbeitet hatte. Das sei ihm sehr wichtig gewesen.

Dass er in einem Jahr wieder im Alexandra Palace auftauchen wird, gilt als sicher. „Er ist ein fantastischer Spieler, wirkt schon viel erfahrener als er vielleicht ist“, lobte auch Williams.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM, Ergebnisse, 19.12.

Chris Landman (NED) – Lok Yin Lee (HKG) 1:3 (3:2, 0:3, 0:3, 0:3)

Callan Rydz (ENG) – Romeo Grbavac (CRO) 3:0 (3:0, 3:1, 3:1)

Martin Lukeman (ENG) – Nitin Kumar (IND) 3:1 (2:3, 3:1, 3:1, 3:1)

Nick Kenny (WAL) – Stowe Buntz (USA) 3:0 (3:1, 3:2, 3:0)

Mensur Suljovic (AUT) – Matt Campbell (CAN) 2:3 (2:3, 3:2, 0:3, 3:2, 0:3)

Scott Williams (ENG) – Niko Springer (D) 3:1 (0:3, 3:1, 3,1, 3:2)

2. Runde

Gabriel Clemens (D/27) – Robert Owen (Wales) 1:3 (2:3, 0:3, 3:1, 1:3)

Michael Smith (ENG/2) – Kevin Doets (NED)

Darts-WM, Spielplan am 20.12.

1. Runde (ab 13.30 Uhr)

Stephen Burton (ENG) – Alexander Merkx (NED)

Wessel Nijman (NED) – Cameron Carolissen (RSA)

Ian White (ENG) – Sandro Eric Sosing (PHI)

2. Runde

Stephen Bunting (ENG/8) – Kai Gotthardt (D)

1. Runde (ab 20 Uhr)

Mickey Mansell (NIR) – Tomoya Goto (JPN)

Florian Hempel (D) – Jeffrey De Zwaan (NED)

William O‘Connor (IRL) – Dylan Slevin (IRL)

2. Runde

Michael van Gerwen (NED/3) – James Hurrell (ENG)

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