Darf mein Hund mit ins Flugzeug – und was muss ich im Gedächtnis behalten? | ABC-Z

Der braune Labrador heißt „Moka“, der struppige blonde Mischling „Honey“. Beide Vierbeiner waren am Dienstag in Italien Flugpassagiere der besonders bevorzugten Art. Denn sie durften zwischen Mailand und Rom mit ihren Frauchen in der Kabine reisen, einer sogar in der Businessclass, und das, obwohl Moka 25 und Honey 15 Kilogramm wiegt.
Normalerweise sind bei der Fluggesellschaft ITA Airways, einer Tochter der Lufthansa, sowie bei vielen anderen Airlines in der Kabine nur kleine Hunde bis maximal zehn Kilo erlaubt, die zudem in eine Tragetasche gequetscht werden müssen. Generationen von größeren Hunden ist es dagegen nicht erspart geblieben, in einem Käfig im Gepäckraum bei den großen Koffern verstaut zu werden, was für sie nicht selten eine traumatische Erfahrung ist.
Die Enge, der Lärm, die Druck- und Temperaturunterschiede sowie die Trennung von ihren Haltern können für die Tiere sehr stressig sein. Es gibt dokumentierte Fälle von Erkrankungen oder gar zu Tode gekommenen Tieren. Viele Hundebesitzer verzichten daher auf Flugreisen, sie fahren lange Strecken im Auto, lassen die Hunde im Urlaub bei einem Dogsitter oder verzichten gar auf Reisen.
Erster Testflug mit ITA Airways
ITA Airways und die italienische Flugbehörde ENAC wollen nun dem Leiden der Vierbeiner und ihrer Besitzer ein Ende bereiten. Dahinter steht nicht zuletzt der italienische Verkehrsminister und stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini, der die rechte Regierungspartei Lega anführt und mit seiner Lebensgefährtin einen Hund hat. Nicht zufällig nahm der sehr medienpräsente Minister an dem „Einweihungsflug“ von Moka und Honey am Dienstag persönlich teil und gab nach dem Aussteigen am Flughafen Rom-Fiumicino bereitwillig Interviews.
Italien sieht sich als Vorreiter der Hundeflüge. In dieser Woche will die nationale Behörde ENAC auf der Mitgliederversammlung der internationalen Luftfahrt-Vereinigung ICAO über ihre Erfahrungen berichten. Die Italiener wollen, dass sich die Praxis über die Grenzen des Landes hinaus verbreitet. Es ist eine „kulturelle Schlacht, die wir hier führen“, sagt die ENAC-Managerin Benedetta Fiorini. Vom kommenden März an könnten die Hundeflüge in Italien kommerziell angeboten werden, hofft die Behörde.
Am Dienstag handelte es sich nur um einen Testflug. Er verlief nach Auskunft aller Beteiligten erfolgreich. „Er blieb ruhig und hat nicht gebellt, es lief besser als gedacht“, berichtet Anna Pontana, die Besitzerin des Labradors Moca. ITA Airways wollte kein Risiko eingehen. Die Dame ist beruflich eine Hundeerzieherin, und ihr Haustier hat schon elf Jahre auf dem Buckel, sodass es eher zur entspannten Art gehört. Für den Demonstrationsflug musste sie auch nicht bezahlen. Künftig wird die italienische Fluggesellschaft jedoch mindestens den Preis eines normalen Tickets verlangen, hieß es in Rom. Denn die Vierbeiner bekommen immer einen Fensterplatz, wo sie dann auf einem speziellen saugfähigen Teppich auf dem Boden Platz nehmen sollen – mit Maulkorb und angeleint. Neben dem Fensterplatz sitzt dann der Hundehalter. Passagiere mit Sitzplatz in der Nähe der Hunde dürfen wechseln, wenn sie etwa Allergien oder Angst vor Hunden haben, betont ITA Airways.
Die Politikerin Michaela Biancofiore, Abgeordnete der zweiten italienischen Parlamentskammer, des Senates, war am Flughafen Rom-Fiumicino am Dienstag hell erfreut. Sie hat in diesem Jahr schon erstritten, dass sie ihren Mops „Puggy“ zur Arbeit im Senat mitbringen darf. „Eine zivilisierte Gesellschaft muss den Tieren und ihren Haltern diese Rechte einräumen“, sagte sie, mit ihrem „Puggy“ im Arm, umringt von den vielen anwesenden Journalisten. Sie reist schon lange mit ihrem weniger als zehn Kilo wiegenden Hund im Flugzeug und betont, dass sie dafür immer mindestens einen Ticketpreis bezahlen muss, obwohl die kleinen Hunde unter den Sitz und die Beine des Halters passen. Bald könnte es für die Vierbeiner mehr Freiheiten geben. „Als Nächstes nehmen wir uns die Meeresstrände vor, wo die Hunde noch zu oft verboten sind“, kündigt die Senatorin an, die auch ein Unternehmen für Reisen mit Haustieren gegründet hat.
Reisen mit tierischer Begleitung sind mitunter kostspielig. Die Stadt Bozen in Südtirol hat gerade bekannt gegeben, dass sie im nächsten Jahr eine eigene Kurtaxe für Touristen mit Hunden einführt. Doch die Angebote wachsen. Der Flughafen von Rom hat eine Hundepension eröffnet, bei der die vierpfotigen Gefährten in großzügigen Gemächern auf die Rückkehr ihrer Besitzer warten können – Aromatherapie, Spa und Videocall mit Herrchen oder Frauchen inklusive – von 59 Euro an pro Tag. Ob nun die neuen Mitflugangebote der Luxuspension Konkurrenz machen? Ein Flughafensprecher bleibt gelassen, man sehe das eher als eine Abrundung der Angebote.





















