“Dann auch Vatikanflagge hissen”: Klöckner erklärt ihr Regenbogenflaggenverbot am Bundestag | ABC-Z

“Dann auch Vatikanflagge hissen”
Klöckner erklärt ihr Regenbogenflaggenverbot am Bundestag
28.06.2025, 15:30 Uhr
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Bundestagspräsidentin Klöcker entscheidet, dass – anders als in den vorigen Jahren – keine Regenbogenflagge auf dem Bundestag weht, wenn Berlin den CSD feiert. Dafür erntet sie viel Kritik. Jetzt liefert die CDU-Politikerin eine Begründung.
Nach einer Protestaktion der Grünen und Linken am Donnerstag im Bundestag verteidigt Bundestagspräsidentin Julia Klöckner von der CDU ihre Entscheidung, am Christopher Street Day nicht die Regenbogenflagge zu hissen. “Wir sind der Deutsche Bundestag und bei uns weht eine Fahne: Schwarz-Rot-Gold”, sagte sie t-online. “Sie repräsentiert alles, wofür unser Grundgesetz steht: Freiheit, Menschenwürde – und eben auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Keine Fahne steht über ihr.”
Sie verurteile Angriffe auf CSD-Veranstaltungen und queere Menschen “auf das Schärfste”, so Klöckner weiter. Doch auch andere Gruppen würden angefeindet und wünschten sich Sichtbarkeit. “Die meistverfolgte Gruppe weltweit sind übrigens Christen. Dann müsste ich auch an einem Tag im Jahr zum Beispiel die Vatikanflagge hissen”, sagte die Bundestagspräsidentin. Laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte lässt sich allerdings nicht seriös beantworten, welche Religionsgemeinschaft weltweit am bedrohtesten ist. Auch andere Religionsgruppen werden demnach massiv verfolgt. Außerdem leideten beispielsweise in der “islamischen Welt” Frauen jeder Religion oft unter deutlich stärkeren Einschränkungen als christliche Männer.
Klöckner betonte, dass sie die Regenbogenflagge am 17. Mai auf dem Bundestag hissen lasse. Auch dieser Schritt wurde ihr zufolge kritisiert. “Hier gibt es dafür aber einen parlamentarischen Anlass: Der Bundestag hat 2002 symbolisch den Beschluss, dass die Urteile gegen Homosexuelle in der NS-Zeit nichtig sind, auf diesen Tag gelegt.”
Der Christopher Street Day (CSD) ist ein Fest- und Gedenktag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und queeren Personen, der sogenannten LGBTQIA+-Szene. An diesem Tag wird für die Rechte dieser Gruppe sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung demonstriert. In verschiedenen Städten weltweit finden große Demonstrationszüge statt, an denen Tausende teilnehmen.
Im Juli 2022 wehte anlässlich des CSD in Berlin zum ersten Mal überhaupt die Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude. Ex-Bundestagspräsidentin Bärbel Bas von der SPD erklärte damals, dass dies die Sichtbarkeit des Bekenntnisses zu Vielfalt und Diversität noch einmal deutlich erhöhen würde.