Kultur

Daniel de Roulet: “Ich bereue nichts” | ABC-Z

Als Daniel de Roulet und seine Komplizin am Morgen des 5. Januar 1975 in Gstaad aufbrechen, haben sie zwei Kerzen, Streichhölzer und eine Tube Brennpaste im Rucksack. Damit zünden sie das leer stehende Ferienhaus des deutschen Pressemagnaten Axel C. Springer oberhalb von Gstaad an, das komplett niederbrennt. Und kommen unentdeckt davon. Gäbe es nicht dieses Buch, das de Roulet schreibt, als die Tat längst verjährt ist.

Ein Sonntag in den Bergen, 2006 erstmals erschienen und lange vergriffen, wird zum fünfzigsten Jahrestag des Brandanschlags im Zürcher Limmat Verlag neu aufgelegt. Daniel de Roulet, 80, erzählt darin, wie er und seine Komplizin unter falschen Namen und mit geklauter Kreditkarte ins luxuriöse Hotel Palace in Gstaad einchecken – er gibt sich als Arzt aus Zürich aus. Er schreibt von der Liebesnacht, die von einer in den Wehen liegenden Frau im Hotelzimmer nebenan unterbrochen wird, und wie seine Tarnung fast aufliegt. Vom beschwerlichen Aufstieg am nächsten Morgen durch den Tiefschnee zu Springers Chalet, das diesem als Liebesnest für seine Affären diente. Vom Hadern de Roulets, als er vor Springers Bibliothek steht. Von der Flucht mit der Bahn ins Unterland. Von dem anonymen Bekennerschreiben, adressiert an Redaktionen im In- und Ausland. Von den Zeitungsmeldungen, die über den Anschlag berichten. Und von der Polizei, die eine deutsche Täterschaft vermutet. Streckenweise liest sich de Roulets Bericht wie ein Krimi. Allerdings versteigt er sich auch in abstruse Rechtfertigungen.

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