Dahouds Kehrtwende bei der Eintracht: Mutmacher für Vergessene | ABC-Z

Zu den Medienvertretern in der Mixed-Zone der Kölner Fußballarena kam Mahmoud Dahoud nicht. Aber auch von Weitem war Frankfurts Mittelfeldspieler nach dem 4:3-Sieg am Samstagabend beim FC anzusehen, wie er sich fühlt: großartig.
Der 29-Jährige schaute kurz rüber und strahlte über das ganze Gesicht. In Reichweite eines Mikrofons, das die Medienabteilung der Eintracht für ihn bereithielt. Dahoud, der Spieler mit der Trikotnummer 18, war ein gefragter Mann am Ende des turbulenten Matchdays. Zum zweiten Mal hintereinander, nachdem er zuvor nur zweimal kurz eingewechselt worden war, gehörte er im Rheinland zur Startformation. Und zum ersten Mal schoss er in dieser Saison ein Tor, das wichtige 2:1 unmittelbar vor der Halbzeitpause.
Ein Treffer mit Seltenheitswert: Dahouds letztes Erfolgserlebnis datierte aus dem November 2024, beim 7:2 zu Hause gegen Bochum. Fast wie aus dem Nichts ist der ehemalige Nationalspieler wieder auf der großen Fußballbühne mit Nachdruck aufgeschlagen. Es ist eine außergewöhnliche Geschichte. Eine, die anderen Profis, die sportlich schon außen vor zu sein scheinen, Mut machen kann.
„Wenn du dranbleibst, kriegst du deine Chance“
Dahoud, das Vorbild für seine Berufskollegen, die schwierige Zeiten erleben und längst nicht mehr im Zentrum des Interesses stehen. „Das ist ein Beispiel für jeden Spieler, nicht nur bei uns im Kader, dass es immer den Moment gibt – wenn du dranbleibst, kriegst du deine Chance“, sagte Trainer Dino Toppmöller im Hinblick auf das unerwartete Comeback seines Mittelfeldspielers. Auch Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche lobte Dahoud dafür, dass er „immer weitergemacht“ habe, obwohl er keine einfache Zeit hatte. „Das ist ein Signal an jeden Spieler, an junge Spieler.“
Der Sportvorstand und Toppmöller freuten sich hörbar über die sich andeutende Kehrtwende in Dahouds lange darbender Karriere. Wie sich die Zeiten doch ändern können: Im zurückliegenden Sommer hatte der in Amude in Syrien geborene Profi noch zu den Verkaufskandidaten gezählt, in den Planungen des Champions-League-Teilnehmers spielte er eigentlich keine Rolle mehr.
Die Eintracht stellte ihn für Gespräche mit anderen Klubs frei, das war auch der Grund, warum Dahoud nicht mit ins Trainingslager in die Vereinigten Staaten geflogen ist. Im Sommer sei das Angebot auf Dahouds Position „sehr hoch“ gewesen. Die Frankfurter hätten gewusst, dass sie Mitspieler Fares Chaibi „zurückziehen wollen. Tuta war auch noch da, Mo kannte also seinen Stand“, sagte Toppmöller nach dem 1:0 gegen Mainz am vorvergangenen Spieltag und berichtete von „immer offenen Gesprächen“ mit Dahoud.
Chaibi ist mittlerweile zu einer festen Größe auf der Sechser-Position geworden. In Köln lieferte er lange eine starke Leistung ab. Seine Ecken-Flanke, die Arthur Theate mit dem Kopf zum 1:1 abschloss, war schon die sechste Vorlage des algerisch-französischen Fußballspielers in dieser Saison.
Der kopfballstarke Brasilianer Tuta hingegen wechselte Anfang August nach Qatar. Und jetzt gibt es im defensiven Mittelfeld personell Lücken, so dass sich für Dahoud eine neue Chance aufgetan hat. Teamkollege Oscar Hojlund muss schon länger verletzt aussetzen. Der schwedische Nationalspieler Hugo Larsson steht mit einem Muskelfaserriss aktuell ebenfalls nicht zur Verfügung. Und Ellyes Skhiri, dessen Offensivspiel nicht zu seinen Stärken zählt, war in Köln 78 Minuten lang nur Bankspieler, bevor er für Dahoud ins Spiel kam.
Der technisch starke Profi verfügt über Dynamik und Tempo. Seine Passsicherheit gab Frankfurts Spiel Struktur. „Es ist die Qualität, die Mo hat, gerade im Ballbesitz – Vertikalität und offensiver Blick“, sagte Krösche. Mit Dahouds Herausnahme und der des zweifachen Torschützen Jonathan Burkardt verloren die Hessen an Halt, die im spannenden Schlussspurt noch das 2:4 und 3:4 hinnehmen mussten und ihren – eigentlich komfortablen – Vorsprung nur mit großer Mühe und einigem Glück ins Ziel retten konnten.
Vor allem die jeweils in der 77. Minute eingewechselten Offensivspieler Elye Wahi (für Burkardt) und Jean-Matteo Bahoya (für Knauff) enttäuschten vor 50.000 Zuschauern. Wahi verlor viel zu viele Bälle. Der eine oder andere habe „mit Sicherheit keine Eigenwerbung für mehr Einsatzzeit betrieben“, sagte Toppmöller hinterher ohne Namen zu nennen. Der schon lange erfolglose Angreifer Wahi, für den ein Wechsel im Winter ein Ausweg sein könnte, musste sich auf jeden Fall angesprochen fühlen.
Mahmoud Dahoud hingegen wird nach seinem Aufstieg in der Hierarchie der Hessen, der durch Verletzungen und Formschwankungen von Mitspielern begünstigt wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Einsatzzeit von Toppmöller erhalten. Trotz der für den Spieler lange sehr unbefriedigenden Situation habe dieser ihm gesagt, dass er sich in Frankfurt durchbeißen wolle, teilte der Trainer unlängst mit.
Und Dahoud, der sich über seinen schwierigen Stand nie beschwert hatte, hielt mit Taten Wort: „Mo hat sich nie hängen lassen. Er hat immer gepuscht und im Spielersatztraining sehr gute Leistungen gebracht.“ Das sei „kein Zufall, dass er sich damit belohnt“, sagte Toppmöller. Auch Mitspieler Ansgar Knauff machte Dahoud in Köln ein großes Kompliment, bezeichnete ihn als „Riesengewinn“ und hob dessen Beharrlichkeit im Kampf um einen Kaderplatz hervor.
Dahoud, der eher medienscheu ist, gewährte im Eintracht-Podcast einen Einblick in sein Seelenleben. Er sprach davon, dass die zurückliegenden Monate sehr hart für ihn gewesen seien und von einer Leidenszeit für jeden Fußballspieler. Aber er sei positiv geblieben. In Köln hat sich Dahoud auf dem Platz in den Mittelpunkt gespielt. Sein Durchhaltevermögen in der langen Anlaufzeit macht sich jetzt für ihn und die Eintracht bezahlt. Mit vorbildlicher Einstellung hat Dahoud den richtigen Weg gewählt.





















