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Dachauer Land: Spargelbauern haben Sorgen – Dachau | ABC-Z

Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat dem Spargel nicht viel ausgemacht. Das begehrte Stangengemüse wurzelt so tief, dass es allemal noch Feuchtigkeit im Boden findet. Die kalten Nächte nach Saisonstart Anfang April bremsten das Wachstum, doch die Temperaturen steigen. Wirkliche Sorgen macht den Spargelbauern, auch denen im Landkreis, etwas anderes: der mögliche neue Mindestlohn von 15 Euro, den SPD und Gewerkschaften fordern. Der würde die Kosten für die arbeitsintensive Spargelernte weiter in die Höhe treiben. Dabei ist Spargel für viele längst ein Luxusgut, vor allem der heimische.

Bei den Erdbeeren, wo die Entwicklung ähnlich ist, aber verhaltener läuft, überwiegt derzeit die Sorge über das Wetter. Die Pflanzen auf dem Freiland treiben gerade erst so richtig aus. Geht alles gut, beginnt in wenigen Wochen die Pflücksaison.

„Dankbar für jeden Tropfen“

Manfred Wolf, Inhaber des gleichnamigen Familienbetriebs für Obst- und Spargel in Pfaffenhofen an der Glonn, hat beide Sorgen. Er baut auch Erdbeeren an und hofft beim Telefonat nach dem ersten Regen seit Wochen auf weitere Niederschläge: „Das hat noch nicht gereicht, wir sind dankbar für jeden Tropfen.“ Teile seiner Beerenfelder versorgt er zwar mittels Tröpfchen-Bewässerung mit dem Nötigsten, überall aber ist das nicht möglich. Die ersten Erdbeeren aus dem Folientunnel hat es schon zu Ostern gegeben, mit den Freiland-Erdbeeren soll es am 20. Mai losgehen.

Erdbeeren, Äpfel und Birnen baut die Familie Wolf auf ihrem Hof in Ebersried bei Odelzhausen an, alles auch zum Selbstpflücken. 1993 ist Spargel dazu gekommen, inzwischen wächst er auf 15 Hektar. Der Grundsatz, dass Spargel nur auf sandigen Böden gedeihe, gelte mit dem technischen Fortschritt bei der maschinellen Bearbeitung längst nicht mehr, erklärt Wolf, und auf mittelschweren Böden wachse er sogar besser. Der Vertrieb läuft über den Hofladen, Verkaufs- und Marktständen. Ein eigener Blog informiert über die neuesten Produkte, stellt Rezepte vor, auf dem Hof werden immer wieder Spargelführungen veranstaltet.

Petra Schöll verkauft den Spargel in ihrem Hofladen. (Foto: Toni Heigl)

Und dennoch ist sich Manfred Wolf nicht sicher, ob er nächstes Jahr noch so weitermacht mit dem Spargel. Für acht bis 18 Euro verkauft er das Kilo derzeit, je nach Sortierung. Das ist ein Niveau, bei dem nicht mehr viel Luft nach oben ist. Schon die Erhöhung des Mindestlohnes vor drei Jahren habe Probleme bereitet. Sollte er, wie es die SPD fordert, auf 15 Euro steigen, „ist das einfach ein richtiger Nackenschlag“, so Wolf. Es seien ja nicht nur die Löhne, auch andere Kosten stiegen, und weil all das so nicht an die Kundschaft weitergegeben werden könne, werde er dann wohl nicht mehr im bisherigen Umfang Spargel anbauen.

Andreas Knab vom gleichnamigen Obsthof aus Haimhausen steht vor demselben Problem: „Da stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit.“ Fürs Erste hat er darauf so reagiert, dass er die zwei Hektar Spargel-Anbaufläche nicht wie eigentlich geplant vergrößert hat. Ansonsten läuft die Saison gut an, auch die Trockenheit habe dem Spargel nichts ausgemacht. Eher drücken die kalten Nächte noch auf den Ertrag, aber das gibt sich zusehends.

Spargel zum Selbststechen

Seit zwei Jahren bietet der Obsthof Knab auch Spargel zum Selbststechen auf den Feldern bei Haimhausen an, zusätzlich zum Verkauf vor Ort und an den Verkaufshütten. Das sei auch ein Weg, die steigenden Lohnkosten für Erntehelfer zu umgehen, sagt der Landwirt: „So können sich auch Leute, die nicht so viel Geld haben, Spargel noch leisten.“ Angenommen werde das noch immer seltene Angebot zwar, der große Run auf die Spargelfelder, auf denen immer freitags bis sonntags von 9 bis 19 Uhr selbst gestochen werden kann, ist aber bislang ausgeblieben.

Auf den Erdbeerfeldern nebenan werden schon die ersten Erdbeeren geerntet, auch hier haben viele die wochenlange Trockenheit nur dank Tröpfchen-Bewässerung gut überstanden. Selbst pflücken darf man voraussichtlich ab 30. April.

Die ersten Spargelbauern im Landkreis

Die Basis im Sortiment von Gemüsebau Schöll, einem landwirtschaftlichen Betrieb in Großinzemoos bei Röhmoos, ist Wurzelgemüse, dazu kommt Saisonware, zu der seit 1993 auch Spargel gehört. Die Schölls waren die ersten im Dachauer Land, die es mit dem Spargelanbau geschäftsmäßig probierten. Im eigenen Hausgarten zum Eigenverbrauch haben sie ihn schon seit 1981 angebaut. Jetzt läuft der Verkauf über den Hofladen, acht bis 16 Euro kostet das Kilo heuer. Petra Schöll ist am Telefon durchaus zufrieden mit der bisherigen Ernte, aber: „Es dürfte noch ein bisschen mehr regnen.“

Eine Sonderrolle unter den Spargelproduzenten im Dachauer Land nimmt Christian Heitmeier ein, er baut bei Altomünster Biospargel an, dazu Bio-Erdbeeren und Himbeeren. Auf ökologischen Anbau umgestellt hat der  Agrarbetriebswirt und Landwirtschaftsmeister 2008. Das Kilo Spargel kostet bei ihm heuer zwischen 9,90 Euro und 17,90, vermarktet wird im Hofladen, an zehn Verkaufsständen und an den Naturkost-Großhandel.

Mit dem Geschäft ist Heitmeier zufrieden, die mögliche Erhöhung des Mindestlohnes sieht aber auch er skeptisch. „Natürlich werden wir das an die Kunden weitergeben müssen, wie soll es sonst gehen? Anders würde es ja bedeuten, dass wir vorher 160 000 Euro übrig gehabt hätten.“  Das Problem sei aber, dass mit dem höheren Mindestlohn generell wieder an der Preisschraube gedreht werde. „Und am Ende hat der Mindestlohn-Empfänger noch weniger Geld als vorher in der Tasche“, so Heitmeier.

Für den Spargel bedeutet das seiner Meinung entweder, dass irgendwann nur noch günstigere Exportware konsumiert werde oder sich weiter ein Kundenstamm finde, der bereit ist, für regionale Produkte tiefer in die Taschen zu greifen.

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