Dachau: Warum die Volleyballerinnen des ASV so erfolgreich sind – Dachau | ABC-Z

Tiefe Wolken hängen über Dachau, die Sportlerinnen auf den Beachvolleyballfeldern lassen sich davon nicht beirren. Wieder und wieder springen sie hoch, schlagen einen Ball nach dem anderen übers Netz. Aufschlagtraining. „Der Oberarm muss beschleunigt werden, der Unterarm darf nichts machen“, ruft Trainer Leif Andersson ihnen zu. Später wird er sagen, dass das nicht selbstverständlich sei – Sprungaufschläge in ihrem Alter, mit 14.
Die Volleyballerinnen des ASV Dachau zählen derzeit zu den erfolgreichsten Deutschlands. Einen Titel nach dem anderen haben sie in den vergangenen Monaten gewonnen. Bei den Vereinsmeisterschaften im vergangenen Jahr holten sie sich den Meistertitel im Hallenvolleyball in der Altersklasse U 14, es folgten zwei Meistertitel im Beachvolleyball in der Altersgruppe U 15. Und der nachfolgende Jahrgang zieht gleich nach: Auch dessen Mädchen wurden im Frühjahr deutsche Vereinsmeisterinnen in der Halle in der Altersklasse U 14. Was geht in Dachau vor sich? Worin liegt das Erfolgsrezept der jungen Sportlerinnen?
Chiara Wilhelm, Anna Steinert und Annabelle Fenwick erklären, warum sie so gerne Volleyball spielen. „Weil es ein Teamsport ist“, sagt Wilhelm. Steinert ergänzt: „Volleyball ist sehr abwechslungsreich. Im Winter bist du in der Halle, im Sommer im Sand.“ Außerdem sei der Sport mental herausfordernd: „Du musst auf deiner Postion immer präsent sein.“
Oft fünfmal in der Woche trainieren die 14-Jährigen, an den Wochenenden finden die Spiele statt. Manchmal dauern die Turniere auch gleich mehrere Tage, so wie Anfang Juli das für den Bundespokal-Beach in Berlin, von Donnerstag bis Sonntag. Dann sind die Schülerinnen vom Unterricht freigestellt, ihre Klausuren schreiben sie später. Ein Leben für den Volleyball? Die Sportlerinnen nicken und grinsen. „Die meisten Freundinnen sind ja auch im Volleyball“, sagt Fenwick. „Wir verstehen uns alle gut“, sagt Steinert.
Reine Mädchenmannschaften im Volleyball gibt es beim ASV Dachau noch gar nicht so lange – erst seit 2017 ist im Verein der Frauenvolleyball auf Leistungskurs. Das hat auch damit zu tun, dass Trainer Andreas Wilhelm, der mittlerweile Vereinsvorsitzender ist, die Volleyballteams coacht. „2017 waren meine beiden Töchter so weit, dass sie Sport machen wollten.“ Er gründete eine neue Trainingsgruppe für Mädchen ihres Alters, die auf Anhieb erfolgreich wurde.
Dieser Erfolg lässt sich sicherlich auch auf das Trainerteam zurückführen. Da ist zum einen Andreas Wilhelm, der selbst mit 17 Jahren als Volleyballspieler der Ersten Bundesliga nach Dachau kam und etwas später als ehrenamtlicher Trainer die Volleyballerinnen des TSV Sonthofen in die erste Liga führte.
Dann ist da Leif Andersson, der seinerzeit als erster deutscher Bundesliga-Volleyballer im Ausland angeheuert wurde – bei Falconara in Italien – und der 2007 im Volleyball-Magazin zum wertvollsten deutschen Spieler der vergangenen 20 Jahre gekürt wurde.

Außerdem sind da noch die Ehefrauen der beiden Trainer, Angela Wilhelm und Silke Andersson, ebenfalls ehemalige Bundesliga-Volleyballerinnen. Sie trainieren die jüngeren Spielerinnen. Leif Andersson sagt über die Trainerinnen: „Das sind die beiden, ohne die wir keinen Erfolg hätten. Die legen die Basis.“ Andreas Wilhelm sagt: „Fürs Zocken ist meine Frau zuständig: Wenn es eng wird zum Satzende hin, dann fahren unsere Spielerinnen erst richtig auf.“
Die jungen Volleyballerinnen lernten bei ihr zum einen die psychische Stabilität, gegen Ende eines Satzes nicht nervös zu werden. Zum anderen sei ihre Motivation nicht, Fehler zu vermeiden, sondern unbedingt gewinnen zu wollen. Unter den rund 50 Volleyball-Trainerinnen und Trainern des Vereins haben acht die höchste Ausbildungsstufe, sie sind A-Trainer.
Doch sowohl die jungen Sportlerinnen als auch die Trainer wirken, als seien sie nicht von Leistungsdruck getrieben. Fragt man Chiara Wilhelm, Anna Steinert und Annabelle Fenwick nach ihren Vorstellungen für die Zukunft, sagt Steinert: „Einfach schöne Erinnerungen haben für später.“ Fenwick ergänzt: „Viele Titel holen.“ Und Wilhelm: „Mit dem Team, in dem wir jetzt sind.“

Viele Volleyballerinnen des ASV Dachau sind nicht größer als 1,70 Meter und damit kleiner als ihre Gegnerinnen. Bislang können das die Dachauerinnen mit ihrer erstaunlichen Technik und ihrem starken Spieltrieb wettmachen. Doch Bundesliga-Volleyballerinnen haben oft eine Körpergröße von mindestens 1,80 Metern.
In der Zukunft könnte das noch zur Herausforderung für jene Spielerinnen werden, die womöglich eine Bundesliga-Karriere anstreben. Trainer Andreas Wilhelm aber sagt: „Mir geht es darum, dass jedes Kind eine Ausbildung bekommt, mit der es später glücklich ist – mit der Rolle, die es bekommt und in der Liga, in der es spielt.“ Und sei es beim Beachvolleyball im Urlaub.

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Mit dieser Philosophie und dem Erfolg hat sich der ASV Dachau viel Zulauf verschafft. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Mitgliederzahl im Volleyball verdoppelt und ist auf 470 gestiegen.
Derzeit herrscht aufgrund der hohen Nachfrage ein Anmeldestopp. Das aber wird sich nach den Sommerferien ändern – wenn dem ASV auch die Sporthalle der Grund- und Mittelschule Dachau-Ost zur Verfügung stehen wird. Andreas Wilhelm sagt: „Dann geht es richtig los.“
Am Himmel über den Beachvolleyballfeldern zieht ein Gewitter auf. Spielerinnen und Trainer suchen unter einem Dach Schutz vor dem Platzregen. Als dieser kurz darauf nachlässt, rennen die Volleyballerinnen schon wieder zurück in den Sand.