Dachau: Ärger um verkürzte Öffnungszeiten des Familienbades – Dachau | ABC-Z
Derzeit herrscht großer Unmut bei vielen Dachauerinnen und Dachauern. Grund dafür sind die seit Juni geltenden, stark verkürzten Öffnungszeiten des Dachauer Familienbades: Schulkinder und Berufstätige kommen dadurch kaum noch zum Planschen. Das Freibad hat nämlich von Montag bis Mittwoch lediglich von 8 bis 15 Uhr geöffnet, also genau in der Zeit, in der die einen zur Schule, die anderen zur Arbeit gehen. Bis einschließlich Juli sollen die verkürzten Öffnungszeiten noch gelten. Die Stadt begründet die Einschränkungen zwar mit einem Mangel an Fachpersonal – Verständnis haben dafür längst nicht alle.
In den sozialen Medien sorgt das Familienbad deshalb schon seit Ende Mai für rege Diskussionen. „Kann mir einer sagen, wie das diese Saison gehen soll? Vollen Preis auf jegliche Eintritte verlangen, aber die halbe Woche die halbe Zeit offen haben“, äußert eine Dachauerin in der Facebookgruppe „Dachauer Ratsch“ ihren Unmut. „Bis 15 Uhr an 3 Tagen? Da können Schulkinder ja vergessen, baden zu gehen – schade“, pflichtet ihr eine andere Userin bei.
Doch – wie immer bei solchen Diskussionen im Netz – es gibt auch die andere Seite. „Es geht nicht darum, wann ihr am liebsten schwimmen gehen würdet, sondern um die Zeiten, zu denen Personal zu bekommen ist“, zeigt ein User Verständnis. Und weiter: „Ich wundere mich über die, die anscheinend noch immer nicht verstanden haben, dass es Arbeitskräftemangel gibt. Ihr dürft euch alle gerne bewerben.“
Auf Nachfrage erklärt Lena Kern von den Stadtwerken das Problem: Aktuell arbeiteten sechs Vollzeitbeschäftigte und drei Auszubildende im Familienbad, die Azubis seien jedoch keine Rettungsschwimmer. „Um einen regulären Betrieb aufrechtzuerhalten, fehlen uns derzeit vor allem sechs Fachangestellte für Bäderbetriebe“, so Kern. Zwar wolle man künftig insbesondere durch vermehrte Ausbildungen dem personellen Engpass entgegenwirken, für eine höhere Entlohnung der Mitarbeitenden gebe es jedoch keinen großen Spielraum. Bleibt die Frage, warum das alles im vergangenen Jahr noch kein Problem gewesen ist.
Die CSU hat einen Vorschlag, wie man das Problem lösen könnte
Auch der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hatte die schlechte Bezahlung jüngst kritisiert. Doch Kern erklärt, warum es daran kaum etwas zu rütteln gibt: Die Stadtwerke Dachau seien als öffentliches Unternehmen „im positiven wie im negativen Sinne an den Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe gebunden“. Ergo: Über die Bezahlung des Freibadpersonals entscheidet nicht die Stadt selbst.
Stellt sich noch die Frage, warum man dann nicht die Öffnungszeiten so gelegt hat, dass eher am Nachmittag als am Morgen gebadet werden kann. Dazu sagt Kern, dass man dafür habe Sorge tragen wollen, dass der Schwimmunterricht der Schulen weiter stattfinden kann. Denn neben den Grund-, Mittel- und Realschulen nutzen derzeit auch die beiden Dachauer Gymnasien das Familienbad. Und nach Auffassung der Stadtwerke muss bei deren Schwimmunterricht immer auch entsprechendes Fach- und Sicherheitspersonal anwesend sein.
Schwimmunterricht ohne Sicherheitspersonal – geht das?
Eine Einschätzung, die die Dachauer CSU nicht teilt. Im Zuge der jüngsten Stadtratssitzung vom Anfang Juni hat sie sich daher an Oberbürgermeister Hartmann gewandt und entsprechende Alternativvorschläge für einen öffentlichen Betrieb des Familienbades auch an Nachmittagen unterbreitet.
„Auf Grund unserer Recherche ist dieses Sicherheitspersonal nicht nötig, wenn am Vormittag kein öffentlicher Schwimmbetrieb angeboten wird“, heißt es dazu in einem Schreiben der Christsozialen. Vielmehr liege die Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler bei den Lehrkräften der jeweiligen Schulen. So steht es in einer Bekanntmachung des Bayerischen Kultusministeriums, in der den Lehrkräften die Pflicht zur Aufsichtsführung auch beim Aufsuchen öffentlicher Schwimmbäder erteilt werde. Die Bekanntmachung sei zwar von 1996, aber immer noch gültig.
In der Sitzung stößt die Idee der CSU auf Wohlwollen. Mehrere Stadträte, darunter Anke Drexler (SPD) und Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) geben nur zu bedenken, dass man eine solche Entscheidung nicht über die Köpfe der Schulen hinweg treffen dürfe. Noch in der Sitzung erklärt Oberbürgermeister Hartmann, dass man die Idee von den Stadtwerken prüfen lassen werde. Auf Nachfrage ein paar Tage später teilt er mit, dass die Prüfung noch nicht abgeschlossen sei. Die Stadtwerke selbst äußern sich eher skeptisch zu den Vorschlägen der CSU.
Und dennoch scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein: Am Dienstagabend schreiben die Stadtwerke, man habe nun doch noch ein paar Aushilfskräfte für den Sommer gewinnen können. Daher sei es nun möglich, die aktuellen Öffnungszeiten „gegebenenfalls anzupassen“. Was genau das bedeutet, lassen sie zwar noch offen, aber es scheint so, als gebe es für den Sommer doch noch Hoffnung auf ein paar mehr Nachmittage im Freibad.