Gesundheit

Crack-Krise erfordert neue Lösungen am Bahnhof |ABC-Z

Die Argumentation der Gegner des geplanten Suchthilfezen­trums für Crack-Abhängige an der Niddastraße in unmittelbarer Frankfurter Bahnhofsnähe krankt sehr daran, dass sie keine validen Alternativen zu bieten haben. So bleibt der Eindruck, dass man das Problem weg von der eigenen Tür halten will, sich mit den wahren Herausforderungen dieser neuen Sucht aber gar nicht belastbar befasst hat.

Deshalb sei noch einmal darauf hingewiesen: Seit einigen Jahren überrollt Crack die Drogenszene, in ganz Deutschland. Crack wird hergestellt, indem Kokain mit Backpulver oder Natron und Wasser aufgekocht wird. Aus Dortmund stammt diese Zahl: Gab es 2015 nur 61 Konsumvorgänge in den Räumen der Stadt, waren es im vergangenen Jahr knapp 50.000.

Das nächste Problem: Während Heroin beruhigend wirkt und Kokain nur aufputscht, schießt Crack die Konsumenten in eine andere Galaxie. Umso tiefer ist nach der nur wenige Minuten andauernden Glücksexplosion der Absturz. In immer kürzeren Abständen müssen die Konsumenten zur Pfeife greifen, einige bis zu 30-mal am Tag, Crack bestimmt schon bald ihren kompletten Tagesablauf.

Crack nimmt den Menschen alles

Um sich bei einem Dealer die nächsten Steine kaufen zu können, betteln die Süchtigen aggressiv oder stehlen, manche prostituieren sich. Oft wird auf offener Straße geraucht. Dies alles ist für eine Stadt und ihre Verwaltung eine neue Herausforderung, die nicht dadurch gelöst wird, dass man ein­ander beschimpft oder böse Absichten unterstellt. Wer eine tragfähige Lösung ablehnt, ist unlauter, wenn er im Ausgleich keine funktionierende Alter­native präsentiert.

Schon nach kurzer Zeit sind Crack-Junkies abgerissen, haltlos. Crack führt im Schnelldurchlauf dazu, dass die Abhängigen nicht mehr sie selbst sind. Crack nimmt den Menschen alles. So erleben es unsere Berichterstatter nicht nur in Frankfurt, sondern auch in München, Hamburg oder Dortmund, wo sie in den vergangenen Wochen für uns nachgesehen haben, wie dort mit diesen Schwierigkeiten umgegangen wird. So erfahren wir, dass es zum Beispiel auch in Dortmund heißt, die Stadt solle in ein „Paradies für die Drogenszene“ verwandelt werden.

Doch wahr ist: Wer gegen Drogenkonsumräume ist, der nimmt in Kauf, dass die Crack-Süchtigen künftig überall in der Stadt unterwegs sind. Es gilt, den Schwerstsuchtkranken zu helfen und gleichzeitig der Stadtgesellschaft ihr normales Leben zu sichern, in Dortmund wie in Frankfurt. Doch das eine geht nicht ohne das andere. Auf einen Ersatzstoff auch für Crack-Süchtige kann man nur hoffen – ob er jemals kommt, ist ungewiss. Methadon war für die Heroinsüchtigen ein Durchbruch, auf den muss man rund um Crack warten, unter anderem in Konsumräumen.

Back to top button