Cousin kämpfte in der Ukraine und bezeichnet Vance als „nützlichen Idioten“ | ABC-Z

Berlin. Nate Vance kämpfte zweieinhalb Jahre in der Ukraine. Zu seinem Cousin, dem Vize-Präsidenten JD Vance, hat er eine deutliche Meinung.
Als US-Präsident Donald Trump und sein Vize JD Vance den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office mit Vorwürfen überfielen, war nicht nur Europa geschockt. Auch ein Familienmitglied von Vance war persönlich zutiefst betroffen. Nate Vance ist der Cousin des Vizepräsidenten und kämpfte zweieinhalb Jahre als Freiwilliger auf Seiten der Ukraine. Zur Kritik seines Cousins an der Ukraine fand er nun deutliche Worte.
„Donald Trump und mein Cousin glauben offensichtlich, dass sie Wladimir Putin beschwatzen können. Sie liegen falsch“, zitiert ein Bericht der französischen Tageszeitung „Figaro“ Nate Vance. „Die Russen werden unsere Unterstützung für die Ukraine wahrscheinlich nicht vergessen. Wir sind Wladimir Putins nützliche Idioten“, prognostizierte er.
Nate Vance: Streit im Oval Office sei „Hinterhalt absoluter Böswilligkeit“ gewesen
Eigentlich sei sein Cousin „ein guter, intelligenter Kerl“, glaubt der 47-Jährige. Die Kritik an den Ukraine-Hilfen habe er erst für ein politisches Spiel gehalten, um eine bestimmte Wählerschaft anzusprechen. Doch das Treffen im Weißen Haus, bei dem Donald Trump und JD Vance Selenskyj vor laufenden Kameras zu Zugeständnissen an Putin zwingen wollten, sei „ein Hinterhalt absoluter Böswilligkeit“ gewesen.
Mit 40 Jahren ist JD Vance einer der jüngsten Vizepräsidenten der US-Geschichte. Sein Cousin ist ein Veteran des Ukraine-Kriegs und kritisiert Vance für die Attacken auf Selenskyj.
© AFP | BRENDAN SMIALOWSKI
„Die Ukraine-Frage ist persönlich für mich, aber wenn es sich um ein anderes, völlig neutrales Thema handeln würde und ich sähe, wie Regierungsvertreter des Weißen Hauses und inkompetente Journalisten einen ausländischen Staatschef politisch herabwürdigen, würde ich mich fragen: ‚Was zur Hölle ist hier los?‘“, sagte er gegenüber der BBC.
Dass Selenskyj undankbar sei, könne er nicht nachvollziehen. Selenskyj halte immer am Tage oder nachts eine Ansprache und dankt allen, die die Ukraine täglich unterstützen, berichtigte Vance seinen Cousin.
Cousin von JD Vance kämpfte jahrelang in der Ukraine
Wie der „Figaro“ berichtet, ist Nate Vance‘ Vater der Bruder von JD Vance‘ Mutter. Die beiden Cousins verbrachten demnach regelmäßig Urlaube beieinander. Nate Vance sei nach eigenen Aussagen sein Leben lang Republikaner gewesen. Er reiste 2022 bereits drei Wochen nach der russischen Invasion aus „Neugierde“ und „für Abenteuer“ in die Ukraine, wie er gegenüber dem „Figaro“ zugibt.
Aufgrund seiner Militärerfahrung bei den US-Marines sei er allerdings schnell als Ausbilder der vielen neuen Soldaten eingesprungen und schließlich selbst als Teil des „Da-Vinci-Wölfe-Battalions“ in Kampfgebiete wie Bachmut, Kupiansk, Awdijiwka oder Pokrowsk gezogen. Vance wird in dem „Figaro“-Bericht von seinen Kameraden als „ausgezeichneter Kämpfer“ gelobt. Im Januar 2025 kehrte er in die USA zurück.
Der Ukraine-Veteran hätte sich gewünscht, persönlich mit seinem Cousin über den Krieg sprechen zu können. „Sein eigener Cousin war an der Front. Ich hätte ihm die Wahrheit sagen können, ohne Täuschung, ohne persönliches Interesse.“ Während Vance‘ Zeit in der Ukraine habe er nach eigenen Angaben mehrere Male versucht mit JD Vance, damals noch Senator in Ohio, Kontakt aufzunehmen.
Trump setzte Militärhilfen für Ukraine aus
Trump und sein Stellvertreter JD Vance warfen Ende Februar dem ukrainischen Präsidenten in einem lautstarken Wortgefecht fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Der Streit im Oval Office hatte die Spannungen zwischen Washington und Kiew weiter verschärft. Trump setzte seit dem Treffen die Lieferung von Waffen und Aufklärungsdaten zumindest vorläufig aus. Gegenüber dem Aggressor Russland tritt er bislang weit weniger fordernd auf.
Mittlerweile unternehmen die USA und die Ukraine einen neuen Anlauf, um über Auswege aus dem russischen Angriffskrieg zu sprechen. Unmittelbar vor dem Treffen einer amerikanischen und einer ukrainischen Delegation heute in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda zeigte sich US-Außenminister Marco Rubio hoffnungsvoll, Fortschritte erzielen zu können.
mit dpa