Stil

Copy & Paste: Das neue It-Shirt der Saison – Stil | ABC-Z

Für sie: Fremde Federn

Das letzte Mal, als Donald Trump ins Weiße Haus einzog, gab es für Frauen keine Alternative zum politischen Slogan-T-Shirt. Die Pussycat-Bewegung hatte die besten Empowerment-Sprüche („Everything you can do I can do bleeding“) im Angebot und Dior die teuerste Variante mit dem Spruch „We should all be feminists“, nach dem Titel eines Bestsellers von Chimamanda Ngozi Adichie. Gebracht hat das bekanntlich nichts, die weibliche Lage ist in Teilen der Welt jetzt noch vertrackter als damals. Wo ist der textilgewordene Aufschrei diesmal? Nirgends, auch nicht auf den Laufstegen. Die wenigen kreativen Führungskräfte, die man noch ernst nehmen kann, propagieren ein Oberteil, das so aussieht wie die T-Shirts, die man in den Neunzigern mit schlechten Fotos bedrucken ließ – für einen lustigen Junggesellen- oder einen traurigen Kollegenabschied zum Beispiel. Das neue It-Shirt sieht also aus wie frisch aus dem Copyshop.

(Foto: Loewe)

Diese Ästhetik schlägt auch Jonathan Anderson bei Loewe vor, aber das Motiv ist hier nicht billig aufgedruckt, sondern kunstvoll in Federform aufgestickt. Das Fan-Girl ist heutzutage also nicht politisch, sondern reich (Federn) und gebildet (Fréderic Chopin). Es gibt unter anderem auch Mozart und Bach zur Auswahl. Die Geschichte der Musik hätte auch Frauen im Angebot gehabt, Clara Schumann zum Beispiel, Fanny Mendelssohn oder Mozarts Schwester, denen die feinen Federn mindestens so gut gestanden hätten wie den talentierten Herren. Aber politisch und gebildet zusammen scheint derzeit einfach nicht dem Zeitgeist zu entsprechen.

Für ihn: Bild von einem Mann

Man ist ja bei Fashionshows gleich sehr dankbar, wenn die gezeigten Looks auch mal wirklich das sind, was sie vorgeben zu sein: Prêt-à-porter, also fertig zum Rumtragen beziehungsweise Raustragen, aus dem Geschäft. Beim japanischen Label Sacai mit seiner Quiet-Luxury-Ästhetik ist die Praxistauglichkeit – abgesehen vom Preisschild – aber ohnehin ziemlich gut, wie auch dieses Outfit aus der aktuellen Frühling-Sommer-Kollektion beweist: Weißes T-Shirt mit Fotodruck in Copyshop-Ästhetik, dazu die obligatorische ultraweite Faltenhose – so kann man hervorragend auf die ersten Vernissagen des Frühlings gehen, auch in Städten ohne nennenswerten Modehintergrund.

(Foto: Sacai)

Wobei James Dean als T-Shirt-Motiv schon eine seltsame Wahl ist – es ist ja vermutlich eines der beliebigsten Konterfeis, mit denen man sich so schmücken kann. Was kommt als nächstes, Albert Einstein mit Zunge raus? Die Monroe? Micky Maus? Aber die Japaner haben bekanntlich ein Händchen für nostalgische Schwingungen und kennen sich mit westlicher Popkultur sehr gut aus, da wirkt so ein James Dean auf dem Laufsteg gleich wie eine tiefsinnige Botschaft im Sinne von: Zeit für die nächste Rebellion der Jugend! Würde man ein James-Dean-Shirt von H&M kaufen, wo zuletzt ja viele klassische T-Shirt-Aufdrucke sinn- und seelenlos verramscht wurden? Natürlich nicht. Andererseits – über 700 Euro, die hierfür fällig werden, sind auch einigermaßen bekloppt. Dann vielleicht lieber sparen und auf das James-Dean-Gemälde von Andy Warhol mitbieten, dass diesen Frühling bei Karl&Faber in München versteigert wird. Wenn schon Popkultur, dann richtig.

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