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Condor: Großinvestor sucht Partner für Fluggesellschaft | ABC-Z

Die nächste Investorensuche für die Fluggesellschaft Condor hat begonnen. Es soll ein Minderheitspartner – idealerweise aus der Luftfahrt – gefunden werden, der Wachstumspläne der zweitgrößten deutschen Airline stützt. Seit dem Aus des einstigen Mutterkonzerns Thomas Cook 2019 gab es mehr als einmal eine Suche. Diverse Namen kursierten.

Zunächst griff die polnische Airline LOT nach Condor. Die Deutsche Lufthansa hatte auch Interesse bekundet, kam aber nicht zum Zug. Mit der hereinbrechenden Corona-Pandemie wollte LOT den Übernahmeplan nicht mehr umsetzen. Eine abermalige Suche führte 2021 zum Finanzinvestor Attestor, dem heute 51 Prozent der Condor-Anteile zugerechnet werden können. Attestor will nun offenbar die restlichen 49 Prozent doch nicht allein übernehmen, sondern einen Ko-Investor gewinnen.

Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge wurde die Bank Barclays mit der Investorensuche beauftragt. Attestor will sich auf F.A.Z.-Anfrage nicht dazu äußern. Auch Condor selbst macht keine Angaben. Aus Branchenkreisen wird der F.A.Z. allerdings bestätigt, dass der Startschuss für die Suche gefallen ist. Diese befinde sich in einem frühen Stadium. Es solle ein Partner für das Luftfahrtengagement von Attestor, das auch die in Estland registrierte, aber vornehmlich von Deutschland aus fliegende Condor-Schwestergesellschaft Marabu umfasst, gefunden werden.

Hilfen werden bis 2026 zurückgezahlt

Der 49-Prozent-Anteil an Condor, um den es gehen wird, wird aktuell treuhänderisch von der SG Luftfahrtgesellschaft gehalten. Attestor hat das Recht, diese 49 Prozent zu übernehmen, sobald die Tilgung von Hilfskrediten, die Condor in der vergangenen Krise von der staatlichen KfW-Bank erhalten hat, abgeschlossen ist. Condor-Chef Peter Gerber hatte im Sommer im F.A.Z.-Gespräch gesagt: „Die Kredite werden planmäßig Ende 2026 abgelöst sein.“

Wie groß der Anteil eines Ko-Investors wird, wenn Attestor sein Kaufrecht nicht ausschöpft, scheint aktuell offen. Es könnte auch zu einem Stufenmodell kommen, in dem ein Ko-Investor kleiner einsteigt und später aufstockt. So verfährt Lufthansa aktuell bei ITA, Air France hat diesen Weg bei der skandinavischen SAS genommen. Dauerhaft wird Attestor als Finanzinvestor ohnehin nicht an Condor beteiligt bleiben wollen.

Möglichen Investoren aus der Luftfahrt soll Condor unter anderem damit schmackhaft gemacht werden, dass die Fluggesellschaft gerade ihr Geschäftsmodell umbaut. Lange war Condor vornehmlich ein Ferienflieger, der Urlauber zu Mittelstreckenzielen rund um das Mittelmeer und zu fernen Urlaubsstränden in der Karibik, auf den Malediven oder in Thailand bringt. Zuletzt hat Condor mehr Fernstrecken in den Plan genommen, die nicht vornehmlich von Urlaubern gebucht werden. Dazu kamen Kurzstreckenflüge, teils auf Inlandsverbindungen wie von Berlin, Hamburg oder München nach Frankfurt, 2026 folgt die Verbindung von Düsseldorf aus.

Ein nicht ganz freiwilliger Schwenk

Die Inlandsflüge haben vor allem die Funktion, Passagiere zu Condor-Langstreckenflügen ab Frankfurt zu bringen. Ein Zusammenrücken mit einem Airlinepartner böte die Chance, dass die Condor-Kurzflüge auch als Zubringer zu dessen Fernverbindungen dienen. Eine Partnerairline könnte damit stärker auf dem deutschen Markt Fuß fassen.

Allerdings ist Condor den Schritt hin zu den kurzen und innerdeutschen Flügen nicht ganz freiwillig gegangen. Lange bestand ein Abkommen mit Lufthansa, das in der Urform aus früheren Jahrzehnten stammte, als Condor eine Tochtergesellschaft der Lufthansa war. Dieses Abkommen hat der Konzern jedoch gekündigt.

Nach mehrjährigen rechtlichen Auseinandersetzungen, in denen das Bundeskartellamt zwischenzeitlich Lufthansa einen Missbrauch von Marktmacht bescheinigte, ist seit einigen Wochen ein Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf rechtskräftig, das den für Condor günstigen Kartellamtsentscheid wegen formaler Mängel aufgehoben hat. Lufthansa darf nun die Zubringermöglichkeiten, die sie Condor überhaupt anbietet, beschränken.

Mit finanzieller Unterstützung von Attestor ist es Condor in den vergangenen Jahren möglich gewesen, die eigene Flotte zu verjüngen und zu vergrößern. Der Kompletttausch der Langstreckenflugzeuge ist abgeschlossen, Condor nutzt 18 werksneue A330neo-Flieger von Airbus. Bis 2031 werden sieben weitere erwartet. Aktuell läuft die Umstellung der Mittelstreckenflotte auf 41 neue Flieger der A320-Reihe. Condor-Chef Gerber sieht aber weitere Chancen: „Im Langstreckengeschäft besteht für uns ein Potential für 40 Flugzeuge, auf der Mittelstrecke für 100 Flugzeuge“, hatte er der F.A.Z. im Sommer gesagt. Für die Finanzierung eines solchen Expansionsschritts und für das Füllen der Flugzeuge dürfte ein zu suchender Partner äußerst hilfreich sein.

In der sich konsolidierenden Branche zählt Condor zu den nur noch wenigen Fluggesellschaften mittlerer Größe in Europa, die keinem Konzern und keinem Vermarktungsbündnis wie der Star Alliance um Lufthansa angehören. Condor-Chef Gerber hatte schon bestätigt, dass es Gespräche für eine intensivere Zusammenarbeit mit anderen Airlines gebe.

Zu Fragen, ob diese in einen Bündnisbeitritt mündeten und ob dieser eher bei der Oneworld-Allianz um British Airways, der einst Air Berlin angehörte, oder bei Sky­team rund um Air France erfolgen könne, gebe es aber „keine Festlegung“. Letztlich dürfte dies auch davon abhängen, welcher Investor gefunden wird. Condor hatte nach einer Krisenphase im Geschäftsjahr 2024 den Verlust deutlich reduziert, unterm Strich stand dennoch ein Minus von 62 Millionen Euro. Für das am 30. September 2025 abgeschlossene Geschäftsjahr liegen noch keine Zahlen vor, Gerber hatte in Aussicht gestellt, die Zahlen würden „besser sein als im Vorjahr“.

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