CO₂-Preis: Die effizienteste Art des Klimaschutzes und die möglichen Tücken | ABC-Z

Der Ausstoß von CO₂ wird seit Jahren mit einem Preis belegt. Nach europäischem Beschluss soll die Abgabe von den Bereichen Industrie und Energie auf den Gebäude- und Verkehrssektor ausgedehnt werden. Was das für die Verbraucherpreise bedeutet – und wann die Politik eingreifen will.
Die Prognose machte sofort Schlagzeilen: „Enormer Anstieg der Spritpreise ab 2027“, warnte der ADAC Mitte Februar. Der Anlass war die Verabschiedung der europäischen Emissionshandelsrichtlinie durch den Bundesrat.
Benzin könne sich dadurch Ende nächsten Jahres schlagartig um bis zu 19 Cent pro Liter verteuern, warnte der Automobilclub. Was steht hinter der Warnung?
Der Ausstoß des Treibhausgases CO₂ wird seit Jahren mit einem Preis belegt. Wenn Kraftwerke und Industriebetriebe eine Tonne Kohlenstoffdioxid in die Luft blasen wollen, müssen sie dafür einen Berechtigungsschein erwerben, der im freien Handel aktuell rund 80 Euro kostet.
Der Emissionshandel, genannt „Emissions Trading System“ (ETS), gilt unter Ökonomen als effizienteste Art des Klimaschutzes. Die Stromversorger sind damit auf bestem Weg, die CO₂-Sparziele des Pariser Klimaabkommens zu erfüllen.
Die staatliche Versteigerung der CO₂-Berechtigungen spülte zudem im vergangenen Jahr insgesamt 18 Milliarden Euro in den „Klima- und Transformationsfonds“ (KTF) des Bundes. Aus diesem Sondervermögen finanziert der Bund etwa Zuschüsse zur Gebäudesanierung, zum Heizungstausch oder zur Elektromobilität.
Nach europäischem Beschluss soll zu diesem „ETS 1“, der nur für Industrie und Kraftwerke gilt, nun der „ETS 2“ kommen: Die CO₂-Abgabe im Bereich Gebäude und Verkehr. Benzin, Heizöl und Gas werden also teurer, wobei die Verbraucher für die Abgaben mit Vergünstigungen an anderer Stelle, etwa bei den Stromkosten, entlastet werden sollen.
Eine Abgabe gibt es schon. Die Bundesregierung hatte sie 2021 als Steuer eingeführt. Sie beträgt aktuell 55 Euro pro Tonne CO₂, was Benzin um 15,7 Cent pro Liter verteuert.
Laut „Brennstoffemissionshandelsgesetz“ (BEHG) steigt die CO₂-Abgabe im kommenden Jahr auf bis zu 65 Euro, was den Liter Benzin um fast 19 Cent pro Liter teurer macht. Davor hatte der ADAC gewarnt.
Doch die gesetzlichen Fixpreise gelten nur bis Ende 2026. Ab dann soll freier Handel im ETS 2 möglich sein. Dann bestimmen Angebot und Nachfrage, welche Kosten auf die Gas- und Ölkonzerne und damit auf Endverbraucher zukommen. Wie stark die Preise steigen, weiß niemand: Die Prognosen reichen von 60 Euro bis 300 Euro pro Tonne CO₂. Schon bei einem Handelspreis von 150 Euro für ein CO₂-Zertifikat würde Benzin um fast 40 Cent teurer.
Klar ist, dass die Politiker in Europa ihrer Bevölkerung solche Preissprünge nicht zumuten können. Deshalb ist bereits eine „Marktstabilisierungsreserve“ vorgesehen. Wenn der CO₂-Preis im ETS 2 über 45 Euro je Tonne steigt, gibt die EU-Kommission zweimal jährlich 20 Millionen CO₂-Berechtigungen zusätzlich frei, um den Preis wieder zu drücken.
Ob dieser Mechanismus wie erhofft wirkt, ist unklar. Zusätzlich sollen deshalb besonders viele CO₂-Zertifikate gleich im ersten Jahr versteigert werden. Auch dieses „Frontloading“ soll als Puffer gegen Preisschocks wirken.
Die Hoffnung ist, dass in einigen Jahren die CO₂-Bepreisung den Kauf von Elektroautos und Wärmepumpen so attraktiv gemacht haben wird, dass die Staaten die restlichen Verbraucher für unvermeidbare CO₂-Abgaben kompensieren können, zum Beispiel in Form einer Pendlerpauschale oder durch direkte Ausgleichszahlungen.
Daniel Wetzel ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Energiewirtschaft, Energiepolitik, Klimapolitik und Tourismuswirtschaft.