Wirtschaft

China kündigt 34 Prozent Gegenzölle gegen Amerika an – Dax minus 5 Prozent | ABC-Z

Der vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump losgetretene Handelskonflikt hat Aktienkurse rund um den Globus abstürzen lassen. Nachdem China mit hohen Gegenzöllen auf das von Trump angekündigte Zollpaket reagierte, konnte sich der deutsche Leitindex Dax erst unter der Marke von 20.500 Punkten stabilisieren. Er beendete den Handel beinahe um 5 Prozent niedriger auf 20.641,72 Zählern. Der M-Dax gab um 5,46 Prozent auf 25.408,54 Zähler nach.

Schon an den beiden Vortagen hatte der Dax kräftig Federn gelassen, sodass sich ein mehr als acht Prozent großes Wochenminus angehäuft hat. Das Börsenbarometer verbuchte damit seinen größten Wochenverlust seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022. 

Auch die amerikanischen Börsen befinden sich weiter auf Talfahrt. Der Dow-Jones-Index verminderte sich um 5,5 Prozent auf 38.314 Punkte. Der technologielastige Nasdaq-Index sank um 5,8 Prozent auf 15.587 Zähler. Und der breit gefasste Standardwerte-Index S&P 500 büßte sogar 6 Prozent ein und fiel auf 5.074 Stellen. Damit steuern die Börsen charttechnisch auf einen sogenannten Bärenmarkt zu, da das Allzeithoch mittlerweile mehr als 20 Prozent entfernt liegt.

Nvidia und Apple unter Druck

Vor allem Tech-Aktien standen unter Druck, zuvorderst die von Chip-Produzenten. Die Kursverluste von Nvidia, Applied Materials, Intel, Broadcom, AMD und Micron reichten bis zu 13 Prozent. Unter den großen Tech-Konzernen büßten Apple-Aktien nach gut 9 Prozent am Vortag nun weitere 7,3 Prozent ein. Damit hat der iPhone- und Mac-Hersteller in nur zwei Tagen mehr als 500 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren.

Abgestoßen wurden ferner die Aktien von „Big Oil“ wie Exxon Mobil, Chevron, Baker Hughes und Constellation Energy. Die Kursverluste reichten von etwa 7 bis 13 Prozent. Investoren verkaufen aus der zunehmnden Sorge vor einer Rezession die Aktien dieser sehr konjunkturabhängigen Branche.

Seit Trump am Mittwochabend bekanntgab, die ganze Welt mit hohen Zöllen zu überziehen, haben die Unternehmen des S&P 500 mehr als vier Billionen Dollar an Börsenwert verloren. Und damit mehr als zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 auf Sicht von zwei Handelstagen.

Trump: „Meine Politik wird sich nie verändern“

Trump gab sich am Freitag dennoch unbeirrt und unbeeindruckt. „China hat es falsch gemacht, sie sind in Panik geraten – die eine Sache, die sie sich nicht leisten können”, schrieb Trump in Großbuchstaben in einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform.

Der Präsident forderte zudem Geschäftsleute auf, in den Vereinigten Staaten zu investieren. „An die vielen Investoren, die große Mengen an Geld in den USA investieren: Meine Politik wird sich nie verändern.“ Es sei „eine tolle Zeit, um reich zu werden, reicher als jemals zuvor!!!”

Heftige Auswirkungen auf Weltwirtschaft vorstellbar

Peking hatte zuvor angekündigt, auf alle amerikanischen Einfuhren werde nun ebenfalls ein zusätzlicher Zoll in Höhe von 34 Prozent fällig. Dieser soll ab dem 10. April gelten. Die chinesische Regierung kündigte zudem Kontrollen für den Export von Seltenen Erden in die USA an – darunter Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Scandium und Yttrium. Das soll schon ab diesem Freitag gelten. Seltene Erden sind für viele Hightechprodukte wie Handys und auch in der Rüstungsindustrie unverzichtbar.

Elf amerikanische Unternehmen wurden zudem als „unzuverlässig“ eingestuft. Der Schritt erlaubt der Regierung in Peking, Strafmaßnahmen gegen ausländische Firmen zu ergreifen. „Der Zweck der gesetzeskonformen Umsetzung von Exportkontrollen für relevante Güter durch die chinesische Regierung besteht darin, die nationale Sicherheit und Interessen besser zu schützen“, hieß es in einer Erklärung des chinesischen Handelsministeriums.

Heftige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und weitere Kursverluste seien jederzeit vorstellbar, sollten die Zölle in Kraft treten und lange bestehen bleiben, warnte Thomas Altmann von QC Partners. Auch die Strategen von Marcard, Stein & Co. prognostizierten: „Die negativen wirtschaftlichen Folgen der US-Zollpolitik werden nicht lange auf sich warten lassen.“

Was Trump will

Der amerikanische Präsident Trump hatte am Mittwoch angekündigt, dass er einen Basiszollsatz von zehn Prozent auf alle Importe in die USA und höhere Zölle auf Dutzende andere Länder erheben werde. Für die EU sollen dabei 20 Prozent gelten, für China sind 34 Prozent vorgesehen.

Noch besteht unter den Investoren zuweilen die Hoffnung, dass sich die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen durch Verhandlungen aufhalten lässt. Doch sie schwindet. „Dagegen spricht jedoch, dass der US-Präsident regelmäßig betont, die zu erwartenden Zolleinnahmen zur Budgetsanierung und Finanzierung von Steuersenkungen heranziehen zu wollen“, erklären die Analysten der LBBW.

„Anfang der katastrophalen Zoll-Lawine“

Der deutsche Außenhandelsverband BGA befürchtet eine weitere Eskalation. „Dies ist erst der Anfang der katastrophalen Zoll-Lawine, die Präsident Trump mutwillig losgetreten hat“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Und er fügte hinzu: „Sie wird auf allen Seiten, weltweit, erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichten.“

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sorgt sich, dass die heimische Wirtschaft unter die Räder kommen könnte. „Die USA und China sind die beiden größten Volkswirtschaften der Welt und gleichzeitig unsere wichtigsten Handelspartner“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Ein Handelskonflikt zwischen ihnen bremst den Welthandel und belastet Deutschland als Exportnation in besonderem Maße. Die sinkende internationale Nachfrage würde unsere Wirtschaft spürbar treffen.”

Strafzölle und Gegenzölle schadeten letztlich allen und störten die Lieferketten erheblich. Besonders die deutsche Industrie, fest verankert in globalen Wertschöpfungsketten, bekomme die Folgen bereits zu spüren: steigende Kosten, geringere Investitionsbereitschaft und wachsende Unsicherheit, sagte Treier.

Der Ölpreis fällt

Viele Aktienanleger traten daher abermals den Rückzug an, vor allem im konjunktursensiblen Bankensektor. Der europäische Bankenindex sackte um bis zu neun Prozent ab, nachdem er schon am Donnerstag 5,5 Prozent eingebüßt hatte. Im Dax fielen die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank in der Spitze um 12,1 beziehungsweise 9,3 Prozent. Die britische Bankenbranche verlor fast fünf Prozent. Der japanische Branchenindex gab zeitweise 11,6 Prozent nach.

Auch an den Rohstoffmärkten ging es mit den Preisen von Öl und Kupfer weiter steil nach unten. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich in der Spitze um rund vier Prozent auf 67,48 beziehungsweise 64,23 Dollar je Fass. Der Brent-Preis war damit so niedrig wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. WTI handelte auf einem Zweijahrestief. Auf Wochensicht fielen die Preise um acht beziehungsweise sieben Prozent ab. Die Anleger erwarteten eine niedrigere Ölnachfrage infolge der US-Zölle.

Verstärkt wurde der Preisdruck durch die jüngste Entscheidung der OPEC+-Gruppe, im Mai ihre Produktion deutlich zu steigern. Auch beim Industriemetall schlugen Konjunktursorgen zu Buche. Der Preis fiel um bis zu 2,7 Prozent auf 9115 Dollar je Tonne. Die Aussicht auf einen globalen Handelskrieg und ein schwächeres Wirtschaftswachstum dürften den Abwärtsdruck auf den Rohstoffmärkten erst einmal aufrechterhalten, prognostizierten die Analysten der ANZ-Bank.

Auf der Suche nach risikoärmeren Anlagemöglichkeiten griffen die Investoren abermals bei Staatsanleihen zu. Die Kurse der zehnjährigen deutschen Bonds stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite auf 2,5 Prozent nach 2,6 Prozent im Schlussgeschäft vom Donnerstag. Die Verzinsung der zweijährigen Titel lag mit 1,8 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Anfang November 2022.

Am Devisenmarkt startete die durch Trumps Zollpolitik zuletzt arg gebeutelte US-Währung einen Erholungsversuch. Der Dollar-Index gewann bis zu 0,5 Prozent auf 102,61 Punkte, nachdem er auf Wochensicht mehr als zwei Prozent verloren hatte. Beim Euro drückten Gewinnmitnahmen die Gemeinschaftswährung um 0,7 Prozent auf 1,0972 Dollar.

Nach Einschätzung von Analysten dürfte das weitere Vorgehen der Fed nun entscheidend für den Dollar sein. Sollte die Inflation durch die US-Zölle stark ansteigen, könnte sich die Notenbank gezwungen sehen, ihren Lockerungskurs zu beenden und die Zinsen vielleicht sogar wieder anzuziehen. Mark Dowding von BlueBay Asset Management geht davon aus, dass sich das US-Wachstum in den nächsten Quartalen auf etwa ein Prozent verlangsamen wird, während die Inflation auf circa fünf Prozent steigt.

Back to top button