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Champions League: Zwei Tore in der Nachspielzeit – BVB gibt bei Juve Sieg aus der Hand | ABC-Z

Stand: 16.09.2025 23:31 Uhr

Ein zuerst äußerst offensivschwaches Borussia Dortmund hat zum Auftakt der Champions League bei Juventus Turin ein dramatisches Remis hinnehmen müssen. Der BVB spielte am Dienstagabend in Italien 4:4 (0:0). In Halbzeit zwei fielen acht Tore.

Den – nach der langen offensivschwachen Phase zu Beginn – zuerst erlösenden Treffer machte Karim Adeyemi, der im Vorfeld der Partie immer wieder als Unterschiedsspieler bezeichnet worden war, dem aber vor allem im ersten Spielabschnitt so gut wie nichts gelang (52.). Weil Juve nun aufgewacht war, gelang Kenan Yildiz der Ausgleichstreffer (64.). Doch Felix Nmecha schlenzte den Ball nur eine Minute später rechts oben ins Tor. Dusan Vlahovic glich sofort wieder aus (67.), Yan Couto erzielte in dieser torreichen Phase wiederum die Führung für die Deutschen (75.).

Ein verwandelter Handelfmeter von Ramy Bensebaini brachte den Dortmundern vermeintlich den Sieg (86.), nachdem die Situation Minuten lang vom VAR untersucht worden war – und die Dortmunder Spieler einen handfesten Streit darüber austrugen, wer nun den Strafstoß ausführen dürfe. In der Nachspielzeit erzielte Vlahovic seinen zweiten Treffer – und legte danach noch Lloyd Kelly den viel umjubelten Treffer zum 4:4- Ausgleich auf.

Kovac: “Tut weh” – Kobel: “Erwachsener spielen”

“Dieses Spiel müssen wir zu 100 Prozent gewinnen”, sagte Torschütze Karim Adeyemi bei Amazon Prime Video, der in der 52. Minute zum 1:0 getroffen hatte. “Am Schluss sind wir 4:2 vorne und wir müssen das nach Hause bringen, ganz einfach. Dann sind wir auch alle glücklich.” Trainer Niko Kovac sagte: “Was nicht gut war, sind die letzten vier Minuten. Das ist das, was weh tut.” Am deutlichsten wurde Gregor Kobel: “Da musst du erwachsener spielen”, schimpfte der Torwart. “Sie haben es gut gemacht, sie haben auch Qualität. Aber das darf nicht passieren, dass wir hier noch unentschieden spielen, nachdem wir so ein geiles Spiel gemacht haben und drei wichtige Punkten einfahren können.”

Dortmund zuerst aktiver – aber Turin gefährlicher

Dortmund strahlte in der Anfangsviertelstunde deutlich mehr Präsenz aus, nach 15 gespielten Minuten standen gut zweit Drittel zu einem Drittel Ballbesitz zugunsten der Gäste aus Westfalen zu Buche. Allerdings wurde dabei auch deutlich, worauf die Turiner den Fokus legten: Der BVB konnte kein einziges Mal in den Strafraum vordringen oder gar aufs Tor schießen. Das Team von Niko Kovac vesuchte, die Italiener aus ihrer Hälfte zu locken – aber die “Alte Dame” wollte sich so nicht übertölpeln lassen.

Die Gastgeber waren zu Beginn eher passiv, hatten dennoch früh einen Abschluss – und der war sofort extrem gefährlich. Andrea Cambiaso trieb den Ball über links nach vorne und setzte dann Khephren Thuram halb links in Szene. Der lief drei Schritte, wurde nicht angegriffen und zog freistehend ab. Bensebaini warf sich in den Schuss und fälschte den Ball leicht ab, Gregor Kobel sprang im richtigen Moment ab und kratzte den sich gefährlich aufs Tor senkenden Ball in letzter Sekunde aus dem linken Kreuzeck (4.).

Juve nimmt Fahrt auf

Ab der 20. Spielminute wurde Juventus aktiver. Und prompt entstand die nächste halbwegs gelungene Aktion der Italiener. Der frühere Leipziger Lois Openda flankte bei einem schnellen Vorstoß von der linken Seite in Richtung Kenan Yildiz. aber Bensebaini klärte den Ball souverän zur Ecke (21.). Kurz danach zog Openda von rechts aus spitzem Winkel ab, traf aber nur das Außennetz (22.).

Während von Dortmunds Offensive überhaupt nichts Zählbares verbucht werden konnte – Serhou Guirassy und Maxi Beier hingen komplett in der Luft, Karim Adeyemi agierte hinter der Sturmspitze sehr glücklos – stand BVB-Keeper Kobel mehrfach im Mittelpunkt, strahlte dabei aber viel Stabilität und Sicherheit aus. Nach einer Ecke stand Jonathan David plötzlich direkt vor dem Tormann der Gäste, doch das Team um den Unparteiischen François Letexier entschied zurecht auf Abseits (34.). Wenig später war es erneut David, der von links aus spitzem Winkel aufs Tor der Schwarzgelben schoss, aber wieder war der Schweizer Torhüter zur Stelle.

Fallrückzieher von Openda – hauchdünn im Abseits

Kaum waren die Mannschaften nach der Pause wieder auf dem Feld, stockte den Dortmund-Fans der Atem: Nach einer Flanke von rechts setzte Openda zum Fallrückzieher an. Doch der Ball strich zum einen am Tor vorbei, zusätzlich stand der Belgier im Abseits.

Marcel Sabitzer auf der Sechserposition konnte bis zu diesem Zeitpunkt keine Akzente setzen, auch Yan Couto unterliefen auf der rechten Seite viele Fehler im Spielaufbau. Doch als Maxi Beier plötzlich in einen langen Ball auf der rechten Seite spritzte und den Ball an Keeper Michele de Gregorio vorbei an den rechten Pfosten drückte, keimte Hoffnung auf bei den deutschen Fans (51.).

Adeyemi probiert es einfach mal

Die offensichtlich in der Pause von Kovac neu eingestellten Dortmunder wirbelten. Und nur eine Minute später war es dann soweit: Die deutlich beweglicheren Angreifer der Borussen machten das Spiel schnell, Guirassy ließ den Ball abtropfen auf Adeyemi. Der fasste sich gegen sieben Juve-Verteidiger ein Herz und zog mit links flach ab. Der Schuss war extrem platziert und schlug unten rechts ein.

Mit dem Treffer war die Partie plötzlich voll in Fahrt. Kenan Yildiz versuchte es ebenfalls aus der Distanz, der gebürtige Regensburger zog aus halblinker Position ab und drehte den Ball rechts in den Winkel.

Drei Tore in vier Minuten

Der Charakter der Partie hatte sich um 180 Grad gedreht – plötzlich zeigten beiden Mannschaften enormen Tordrang. Und schon konnten die Dortmunder wieder jubeln: Ausgehend von Couto rechts spielte Adeyemi den Ball auf Nmecha, der sofort seine freie Schussbahn erkannte und aus etwa 20 Metern den Ball rechts hoch ins Tor schlenzte.

Aber die Freude über die erneute Führung währte nur extrem kurz: Denn der frisch eingewechselte Dusan Vlahovic lief halbrechts in einen Steckpass von Yildiz und schob den Ball vorbei am chancenlosen Kobel ins lange Eck.

Plötzlich arbeitet die Dortmunder Tormaschine

Doch erneut schlug Borussia Dortmund zu: Ausgehend von Julian Brandt stürmte Couto halbrechts mit dem Ball am Fuß Richtung Turiner Tor. Juves Abwehr war erstaunlich passiv und ließ den Brasilianer unbehelligt. Couto schoss aus etwa 13 Metern auf Tor und platzierte den Ball unten rechts neben den Pfosten.

BVB-Spieler streiten, wer Elfmeter schießen darf

Damit nicht genug: Turins Lloyd Kelly bremste am Boden liegend einen Schuss der Dortmunder aufs Juve-Tor. Letexier zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, im Hintergrund aber arbeitete das VAR-Team beflissen. Als die Entscheidung “Elfmeter” nach mehreren Minuten bestätigt wurde, entbrannte unter den Dortmunder Spielern eine heftige Diskussion darüber, wer von den Spielern den Strafstoß ausführen darf. Guirassy übergab am Ende den Ball Bensebaini, der diese Aufgabe bravourös erfüllte. Dortmund sah wie der sichere Sieger aus.

Aber dann kam der große Auftritt von Vlahovic – und Dortmunds Abwehrleistung fiel dramatisch ab. Vlahovics Anschlusstor gab Juventus die Hoffnung zurück. Kurz danach flankte er auf Kelly, der Julian Ryerson entwischte und zum 4:4 einnickte – ein dramatischer Auftakt der Champions League-Saison war zu Ende.

Dortmund am nächsten Spieltag gegen Bilbao

Für die Dortmunder geht es jetzt in der Bundesliga am Sonntag (19.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg weiter, in der Champions League muss der BVB dann am 1. Oktober daheim gegen Bilbao ran (21 Uhr). Juventus spielt in der Serie A am Samstag (18 Uhr) bei Hellas Verona, der nächste Gegner in der Königsklasse ist am 1. Oktober (21 Uhr) auswärts der FC Villarreal.

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