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Champions League: Zu schlecht für ein Viertelfinale | ABC-Z

Champions-League-Viertelfinale

FC Barcelona
– Borussia Dortmund 4:0 (1:0)

Tore: 1:0 Raphinha
(25. Minute), 2:0 Robert Lewandowski (48.), 3:0 Lewandowski (66.), 4:0 Lamine
Yamal (77.)

War der BVB echt so schlecht?

Ja.

Woran lag’s?

Es
hätte ein schöner Champions-League-Abend werden können, zwar nicht im Camp Nou
– das wird immer noch umgebaut –, dafür vor knapp 50.000 Zuschauern im
Olympiastadion Barcelonas. Da ist es auch schön. Aber für ein großes Spiel
hätte es zwei Mannschaften gebraucht, die sich zumindest halbwegs auf Augenhöhe
befinden. Das war das Team von Niko Kovač, das zuletzt gegen Freiburg und Mainz gewann, von Anfang an nicht.

Barça überrannte die Dortmunder. Der Linksverteidiger Ramy Bensebaini, der gegen Lamine Yamal verteidigen musste, sah schon nach anderthalb Minuten zum ersten Mal schlecht aus. Gregor Kobel musste mehrere Bälle halten. Die
Verteidiger fuhren Karussell. Gerade als Barcelona den Anfangsschwung etwas verloren hatte und sich der BVB halbwegs gefangen zu
haben schien, fiel das
1:0.

Wobei es erst
nach längerer Überprüfung zählte. Der Tordieb Raphinha hätte beinahe ein
sicheres Tor zerstört. Eine Freistoßflanke spitzelte Pau Cubarsí vorbei an
Kobel, der Ball war quasi schon drin, da drückte ihn Raphinha über die Linie.
Glück für ihn, dass er um eine Fußlänge nicht im Abseits stand und das Tor zählte.
Für diesen dreisten Torklau hätte er sich sonst von seinen Mitspielern was
anhören dürfen.

Was war die beste Phase des BVB?

Die folgte
auf das 1:0. Der BVB beruhigte sich und das Spiel – und wurde erstmals selbst
gefährlich. Ein Schuss von Karim Adeyemi wurde geblockt. (Es war eine von zwei
nennenswerten Offensivaktionen Adeyemis, der früh Gelb gesehen hatte und zur Halbzeit
rausmusste.) Serhou Guirassy schlug im Strafraum zwei Luftlöcher. Kurz vor der
Halbzeit schoss er ans Außennetz. Bei Dazn sagte Sami Khedira, mit Guirassy
hätte der BVB vergangene Saison das Finale gegen Real Madrid gewonnen. In der
Pause konnten die mitgereisten Fans Hoffnung haben, dass ihre Mannschaft, aktuell Achter der Bundesliga, international
auch diese Saison wieder unerklärlich viel besser abschneiden könnte als national.

Wie ging es weiter?

Die
Hoffnung blieb ihnen nicht lang. Yamal wurde auf rechts mal wieder nicht
gestoppt (oder überhaupt nur angegriffen). Er flankte auf den langen Pfosten, wo
Raphinha noch rüberköpfte auf Robert Lewandowski, der nicht mehr viel tun musste. “Das Trio zum Fürchten, das Trio zum Träumen”, sagte Khedira über
die drei Angreifer Barças. Die Dortmunder hatte schon wieder aller Mut verlassen.

Eine Weile
sah es dennoch so aus, als sei das Heimteam gnädig mit den Gästen. Ein 0:2 in
Barcelona, das wäre ja gar nicht so schlimm gewesen. Hansi Flick ermahnte seine
Mannschaft, ein bisschen mehr Engagement durfte es für seinen Geschmack schon
sein. Fermín López traf nach einer Stunde den Pfosten. Kurz darauf fiel das dritte
Tor.

López passte
auf Yamal, der passte wieder zu López, und weil Bensebaini kein Tempo aufnahm,
um seinen Gegenspieler zu verfolgen, war der frei durch. López legte ab auf
Lewandowski. 3:0. Hat Lewandowski inzwischen öfter gegen den BVB getroffen als
für den BVB? Ach
nein, es waren doch erst sein 28. und sein 29. Treffer gegen den alten Club
.

Wie ging es zu Ende?

“Ganz
abschießen lassen darfst du dich jetzt nicht”, sagte der Dazn-Experte Khedira.
Zwei Minuten später spielte Julian
Brandt
einen Katastrophenpass in Richtung eigenes Tor, weshalb das Trio
zum Fürchten (oder Träumen, je nach Perspektive) nur noch einen Verteidiger vor
sich hatte. Raphinha auf Yamal, der Teenager mit der Zahnspange schoss mit der
Pieke ins linke Eck. Wieder nichts zu halten für den bemitleidenswerten Gregor
Kobel.

Selbst der
Ehrentreffer war dem BVB nicht vergönnt. Das Tor von Maxi Beier nahm der
Schiedsrichter zurück, weil Julien Duranville zuvor im Abseits gestanden hatte.

Ist Barça wirklich so gut, sogar der Favorit auf den Titel?

Das denken
bereits viele. Nach einer schwächeren Phase Ende des vergangenen Jahres ist Barça
wieder in sehr guter Form, hat in diesem Jahr noch kein Spiel verloren und führt
die spanische Liga an. Flick hat aus dem FC Barcelona ein gefährliches
Konterteam gemacht, drei Tore fielen so gegen Dortmund. Konter und Barcelona –
auch wenn das nach Frevel klingt, den Offensivspielern scheint es zu gefallen.
Sie sind schnell, bekommen auf die Art viele Chancen.

Was aber
gerne vergessen wird: Defensiv ist Barcelona, wie üblich für Flick-Teams, sehr leicht
auszuspielen. Das sah man schon beim 4:1 gegen die Bayern im Oktober. An
manchen Tagen wäre es vielleicht andersrum ausgegangen. Und auch der BVB kam ja,
als er sich mal ein bisschen was traute, zu guten Torchancen. An diesem
Mittwoch aber fiel das nicht weiter ins Gewicht, denn Dortmund war einfach zu
schlecht für ein Champions-League-Viertelfinale. Für das Rückspiel besteht kaum
Hoffnung.

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